: Leigh Bardugo, N. K. Jemisin, Judith C. Vogt, Christian Vogt, Katharina V. Haderer, Jackson Ford, Je
: Fantastische Aussichten: Fantasy& Science Fiction bei Knaur #4 Ausgewählte Leseproben von Markus Heitz, Leigh Bardugo, Jessica Brody, Joanne Rendell u.v.m.
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426457740
: Fantastische Aussichten
: 1
: CHF 0.50
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sind Sie bereit für eine fantastische Reise in fremde Welten? Haben Sie den Mut, in ein Endzeit-Szenario einzutauchen, bei dem das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht? Sind Sie bereit für ein düsteres Mittelalter, in dem sich Tote aus ihren Gräbern erheben? Möchten Sie in 'Die Rebellion von Laterre' mitfiebern, wie die drei jungen Protagonisten sich entscheiden - für Liebe oder Freiheit? Vielleicht möchten Sie auch die Wartezeit überbrücken, bis ein neuer Roman Ihres Lieblingsautoren erscheint - zum Beispiel mit dem Auftakt einer neuen Dulogie von Leigh Bardugo, der Erfolgsautorin der Fantasy-Bestseller 'Das Lied der Krähen' und 'Das Gold der Krähen'? Oder brauchen Sie einfach etwas Ablenkung, bevor die stressige Weihnachtszeit beginnt - und womit ginge das besser, als mit Markus Heitz' rabenschwarzen Gruselgeschichten, die auf schaurig-schöne Art einen völlig neuen Blick auf die Zeit der Besinnlichkeit werfen?  Diese und weitere Geschichten finden Sie in der Leseproben-Sammlung zu den Fantasy-Titeln des Knaur-Verlages. Das kostenlose eBook enthält Leseproben zu: - Leigh Bardugo: King of Scars - N. K. Jemisin: Brennender Fels - Judith C. Vogt& Christian Vogt: Wasteland - Katharina V. Haderer: Der Garten der schwarzen Lilien - Jackson Ford: The Frost Files - Letzte Hoffnung - Jessica Brody& Joanne Rendell: Die Rebellion von Laterre - Markus Heitz: Der Tannenbaum des Todes

Leigh Bardugo ist internationale Bestsellerautorin und Schöpferin des Grishaverse, das derzeit als »Shadow and Bone. Die Legenden der Grisha« erfolgreich bei Netflix als Originalserie erscheint. Ihr unverkennbares Universum umfasst die »Grisha-Trilogie«, die Krähen-Bände, »King of Scars« und viele mehr. Ein weiterer Roman, »Das neunte Haus«, wird derzeit von Amazon Studios verfilmt. Leigh Bardugo lebt in Los Angeles.

Leigh Bardugo


King of Scars


Aus dem Amerikanischen
von Michelle Gyo

Zoya

 

Schwer hing der Gestank nach Blut in der Kutsche. Zoya presste sich den Ärmel vor die Nase, aber der muffige Geruch von schmutziger Wolle war keine sonderliche Verbesserung.

Übel. Es war schlimm genug, dass sie mitten in der Nacht in einer geliehenen, schlecht gefederten Kutsche durch Ravka fuhren, aber dann auch noch in einem solchen Kleidungsstück? Das war wirklich nicht akzeptabel. Sie riss sich den Mantel vom Leib. Der Mief haftete an der Seide ihrer bestickten blauen Kefta, aber sie fühlte sich dennoch besser und mehr wie sie selbst.

Sie waren noch fünfzehn Kilometer von Ivets entfernt, gut einhundertfünfzig Kilometer von der sicheren Hauptstadt, und sie fuhren über schmale Straßen zurück zum Anwesen ihres Gastgebers, Herzog Radimov, in dem der Handelsgipfel stattfand. Zoya hatte für Gebete nichts übrig, deshalb hoffte sie einfach, dass niemand beobachtet hatte, wie Nikolai seinen Gemächern entkommen und in den Himmel hinaufgeflogen war. Wären sie zu Hause gewesen, in der Hauptstadt, wäre das hier niemals geschehen.

Die Hufe des Pferdes donnerten, und die Räder der Kutsche ratterten und sprangen, während neben ihr der König von Ravka mit den nadelspitzen Zähnen knirschte und an seinen Ketten zog.

Zoya hielt Abstand. Sie hatte gesehen, was ein Biss von Nikolai anrichten konnte, wenn er sich in diesem Zustand befand, und sie hatte wirklich keine Lust, einen Körperteil zu verlieren. Am liebsten hätte sie Tolya oder Tamar gebeten, mit ihr gemeinsam in der Kutsche zu fahren, bis Nikolai wieder seine menschliche Gestalt annahm. Doch sie wusste, was das für ihn bedeutete. Für ihn war es schlimm genug, dass sie sein Elend mit ansehen musste.

Draußen jaulte der Wind. Es klang nicht wie das Heulen eines Tiers, sondern eher wie das hohe, ausgelassene Lachen eines alten Freunds, der sie antrieb. Der Wind tat, was sie von ihm wollte, tat es, seit sie ein Kind gewesen war, aber in Nächten wie diesen spürte sie, dass er nicht ihr Diener war, sondern ihr Verbündeter: ein Sturm, der sich erhob, um das Knurren einer Kreatur zu verschleiern, die Geräusche eines Kampfs in einer wackligen Scheune zu vertuschen oder die Streitereien auf Straßen und in Dorftavernen aufzupeitschen. Es war der westliche Wind, Adezku der Unheilstifter. Selbst wenn dieser Junge jedem in Ivets erzählte, was er gesehen hatte, würden sie es Adezku zuschreiben, dem schlitzohrigen Wind, der Frauen in die Betten ihres Nachbarn trieb und verrückte Gedanken wie gefallene Blätter durch die Köpfe der Männer wirbelte.

Wenig später verstummte das Knurren in der Kutsche; die Ketten klirrten nicht mehr, während die Kreatur sich immer tiefer in den Schatten ihres Platzes zu drücken schien. Dann endlich erklang eine Stimme, rau und belegt. »Ich nehme nicht an, dass du mir ein frisches Hemd mitgebracht hast?«

Zoya hob ein Bündel vom Kutschenboden auf und zog ein sauberes weißes Hemd und einen pelzgefütterten Mantel hervor, beides fein gearbeitet, aber gründlich zerknittert, eine angemessene Bekleidung für einen Zaren, der die Nacht durchgezecht hatte.

Schweigend hielt Nikolai seine gefesselten Handgelenke hoch. Die Klauen hatten sich zurückgebildet, doch die schwarzen Narben, die er seit dem Ende des Kriegs trug, überzogen auch weiterhin seine Hände. Der Zar trug häufig Handschuhe, um sie zu verbergen, aber Zoya fand, dass es falsch war. Die schwarzen Linien waren eine Erinnerung an die Folter, die er durch die Hände des Dunklen erlitten hatte, daran, dass er gemeinsam mit seinem Land einen hohen Preis gezahlt hatte. Natürlich war das nur ein Teil der Geschichte, aber es war der Teil, mit dem die Leute aus Ravka am besten zurechtkamen.

Zoya öffnete die Ketten mit dem schweren Schlüssel, den sie um ihren Hals trug. Sie hoffte, dass sie es sich einbildete, aber die Narben auf Nikolais Händen schienen ihr in letzter Zeit noch dunkler, so, als wollten sie nie verblassen.

Als seine Hände frei waren, zog Nikolai das ruinierte Hemd aus. Er nutzte das Leinen und Wasser aus der Flasche, die sie ihm gab, um sich das Blut von Brust und Mund zu waschen. Dann spritzte er Wasser auf seine Hände und fuhr sich damit durchs Haar, sodass Wasser über seinen Hals und die Schultern rann. Er zitterte heftig.

»Wo hast du mich diesmal gefunden?«, fragte er und schaffte es beinahe, das Beben aus seiner Stimme zu verbannen.

Zoya rümpfte bei der Erinnerung die Nase. »Auf einem Gänsehof.«

»Ich hoffe, es war einer der moderneren Gänsehöfe.« Er mühte sich mit unsicheren Fingern mit den Knöpfen des sauberen Hemdes ab. »Wissen wir, was ich umgebracht habe?«

Oder wen? Die Frage hing unausgespr