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Der erste Mord war eigentlich ein Unfall. Oder Folge eines Missgeschicks. Sie hatten gerade Arkansas erreicht, als ihre Schrottkiste von Truck plötzlich gestottert und gepfiffen hatte und mit einem letzten lauten Röcheln stehen geblieben war, sodass sie einfach einen anständigen, anderen fahrbaren Untersatz gebraucht hatten.
Ella-Loo hatte sofort gewusst, wie das Problem am einfachsten zu lösen war. Sie hatte ständig die verrücktesten Ideen und hochfliegende Träume, zusammen mit Darryl würde sie jetzt dafür sorgen, dass der größte ihrer Träume in Erfüllung ging.
Sie stammte aus Dry Creek, einem verschlafenen Nest in einer Gegend, die die Leute oft den Ellenbogen Oklahomas nannten, weil sie bis ins nachbarliche Texas ragte. Dort hatte sie als Serviererin in einer Cowboybar gejobbt und einen Freund gehabt, den gottverdammten Sohn der Hure Cody Bates, der sie mit einem Veilchen und mit einer aufgeplatzten Lippe mitten auf dem Parkplatz vor der Kneipe liegen lassen hatte, als sie auf dem Weg zu ihrer Abendschicht mit ihm in Streit geraten war.
Aber sie war für Besseres gemacht, als irgendwelchen blöden Cowboys und den aufgemotzten Tussis, die sich ihnen an die Fersen hefteten, lauwarmes Bier und Billigfusel zu servieren. Sie war für Besseres gemacht als für das bisschen Extrageld, das sie damit verdiente, dass sie Kerlen, die nach Bier stanken und keinen größeren Ehrgeiz hatten, als zu ficken, einen Blowjob oder einen Quickie auf dem Klo oder in der Kabine ihres Pick-ups bot.
Folgerichtig war er an einem schicksalhaften Abend durch die Tür der Bar getreten, sie hatte es auf den ersten Blick erkannt, dass er ihr Schicksal war. Dass sie die ganze Zeit auf ihn gewartet hatte. Dass er ihr die Chance böte, all das zu sein, was sie schon immer sein wollte.
Später sollte sie ihm offenbaren, dass ein rotgoldenes Licht um ihn herum geleuchtet hatte, als er durch die unechten Saloon-Türen getreten war. Dass sein blondes Haar geschimmert hatte und der Glanz in seinen Augen, die so blau und klar waren wie das Wasser eines Sees auf einer Ansichtskarte, ihr verraten hatte, dass er anders als die anderen war.
Er hatte keine Ähnlichkeit mit den nach Stall riechenden Arschgrapschern, aus denen das normale Publikum desRope ’n Ride bestand.
Er hatte etwas, was ihn von den anderen unterschied.
Nach einem kurzen, intensiven Paarungsritual, bei dem er sie zunächst an die Toilettenwand und dann noch mal von außen an die Tür des Pausenraums genagelt hatte, hatte er erklärt, dass es ihm ebenso ergangen war.
Ein Blick hatte genügt. Oder wie hatte Darryl es in Anlehnung an Shakespeare formuliert? Er hatte sie geschaut und gleich geliebt. Darryl hatte Shakespeare, den er selbst den wortgewandten Willy nannte, lesen müssen, um den Highschool-Abschluss zu bekommen, nachdem er mit sechzehn von zu Hause abgehauen und kurz darauf in Denton County, Texas, in den Knast gewandert war.
Mit achtzehn war er wieder rausgekommen, und der Freund seiner Mutter hatte ihn in seiner Werkstatt angestellt. Darryl kannte sich mit Autos und Motoren mindestens so gut wie andere mit Pferden aus, doch Barlow hatte ihm den letzten Nerv geraubt, indem er ständig an ihm rumgenörgelt und behauptet hatte, wenn er auch nur einen Bruchteil seiner Energie in die Arbeit stecken würde, statt den ganzen Tag lang von der großen, weiten Welt zu träumen, wäre er schon bald ein reicher Mann.
Doch Darryl hatte keinen