: J.D. Robb
: Verführerische Täuschung Roman
: Blanvalet
: 9783641222772
: Eve Dallas
: 1
: CHF 8.00
:
: Spannung
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieser Fall bringt selbst Eve Dallas an ihre Grenzen ...
Es ist nur eine normale Bar in Downtown New York, in der Feierabenddrinks, Meckereien über Chefs und kleine Flirts an der Tagesordnung sind. Alles scheint wie immer - doch dann bricht das totale Chaos aus, und am Ende gibt es achtzig Tote. Eve Dallas ermittelt, spricht mit Augenzeugen, die wirr von Monstern und Bienen reden. Sie findet heraus, dass den Gästen ein chemischer Drogencocktail serviert wurde, der kurzfristige Wahnvorstellungen auslöst. Aber warum sollte jemand so etwas geplant haben? Als klar wird, dass die Bar Eves Mann Roarke gehört, stellt sich die Frage: Ist auch er in Gefahr?

J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts. Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren und veröffentlichte 1981 ihren ersten Roman. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von 500 Millionen Exemplaren überschritten. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

1

Nach ei­nem mör­de­ri­schen Ar­beits­tag be­ru­hig­te nichts die stra­pa­zier­ten Ner­ven der in Man­hat­tans Lo­wer West Side ar­bei­ten­den An­ge­stell­ten bes­ser als die Hap­py Hour in der an­ge­sag­ten Knei­peOn the Rocks. Bei Drinks zum hal­ben Preis und Reis­bäll­chen mit Käse läs­ter­ten sie über ihre Vor­ge­setz­ten oder fin­gen Flirts mit den Kol­le­gin­nen oder Kol­le­gen an.

Auch hohe Tie­re tauch­ten dort auf, um in der Nähe ih­rer Ar­beits­plät­ze schnell noch et­was zu trin­ken, ehe es zu­rück in schi­cke, in den Vor­or­ten New Yorks ge­le­ge­ne Häu­ser ging.

Zwi­schen halb fünf und sechs dräng­ten sich klei­ne An­ge­stell­te, de­ren Vor­ge­setz­te, Sek­re­tä­rin­nen und As­sis­ten­ten an den nied­ri­gen und ho­hen Ti­schen und der lang­ ge­zo­ge­nen Bar. Man­che die­ser Leu­te stürz­ten sich kopf­ü­ber in das Trei­ben, an­de­re wur­den wie Über­le­ben­de nach ei­nem Schiffs­un­glück he­rein­ge­spült, und wie­der an­de­re woll­ten ein­fach die Er­in­ne­rung an ih­ren Ar­beits­tag in Al­ko­hol er­trän­ken, nach­dem sie sich ei­nen klei­nen Fle­cken Knei­pe müh­se­lig er­o­bert hat­ten.

Ab fünf herrsch­te ein Trei­ben wie in ei­nem Bie­nen­schwarm, und die The­ker und die Ser­vice­kräf­te hat­ten mit den Gäs­ten, die in­zwi­schen ih­ren Ar­beits­tag be­en­det hat­ten, alle Hän­de voll zu tun. Zum Glück hell­te der zwei­te Drink zum hal­ben Preis die Stim­mung der Be­su­cher meis­tens auf, und das an­fäng­li­che Ge­mur­re oder Schimp­fen wur­de durch Ge­läch­ter, fröh­li­che Ge­sprä­che, Au­gen­zwin­kern, Wim­pern­klap­pern und an­de­re Ri­tu­a­le, die zur Paa­rung füh­ren soll­ten, er­setzt.

Ak­ten, Ge­schäfts­bü­cher wur­den ver­drängt, und un­be­ant­wor­te­te Nach­rich­ten ge­rie­ten in dem war­men gol­de­nen Licht, über dem Klir­ren der Glä­ser und den Gra­tis­nüs­sen in den klei­nen Schäl­chen auf den Ti­schen in Ver­ges­sen­heit.

Ab und zu wur­de die Tür ge­öff­net, und dasOn the Rocks nahm ei­nen wei­te­ren Über­le­ben­den des grau­sa­men New Yor­ker Ar­beits­ta­ges in Emp­fang. Zu­sam­men mit dem Lärm der Stra­ße weh­te küh­le Herbst­luft in den Raum, doch kaum klapp­te die Tür zu, wur­de es wie­der warm und schumm­rig, und das Sum­men der zahl­lo­sen Stim­men setz­te er­neut ein.

Mit­ten in der Hap­py Hour, die hier statt ei­ner Stun­de an­dert­halb um­fass­te, bra­chen ei­ni­ge der Gäs­te schon wie­der auf. Ver­pflich­tun­gen, Fa­mi­li­en oder ir­gend­wel­che hei­ßen Dates zo­gen sie zur U-Bahn, ei­nem Pen­del­flie­ger, Taxi oder Ma­xi­bus, wer blieb, nutz­te die Ge­le­gen­heit zum Schwatz mit Freun­den und Kol­le­gen noch ein we­nig aus, be­vor es aus dem war­men gol­de­nen zu­rück ins grel­le Licht der Stadt oder ins abend­li­che Dun­kel ging.

Macie Sny­der hat­te sich mit Travis, der seit ei­nem gu­ten Vier­tel­jahr ihr Freund war, ih­rer bes­ten Freun­din CiCi und mit Travis’ Kum­pel Bren an ei­nem Steh­tisch auf­ge­baut. Sie woll­te CiCi schon seit ei­ner hal­ben Ewig­keit mit Bren ver­kup­peln, denn dann könn­ten sie häu­fi­ger zu­sam­men aus­ge­hen und sich über ihre Freun­de un­ter­hal­ten, wenn sie bei der Ar­beit wa­ren. Sie wa­ren eine gut ge­laun­te, aus­ge­las­se­ne Grup­pe, wo­bei Macie die Fröh­lichs­te von ih­nen war.

Ci­Cis und Brens Kör­per­spra­che und die Bli­cke, die sie mit­ei­nan­der tausch­ten, zeig­ten, dass sie ein­deu­tig Ge­fal­len an­ei­nan­der hat­ten, und da CiCi ihr in­zwi­schen ein paar kur­ze ein­deu­ti­ge Text­nach­richten ge­schrie­ben hat­te, wuss­te Macie, dass ihr Plan, zu­min­dest was die Freun­din an­ging, auf­ge­gan­gen war.

Wäh­rend sie eine zwei­te Run­de kom­men lie­ßen, über­leg­ten sie, im An­schluss an die Hap­py Hour noch zu­sam­men in ein Res­tau­rant zu ge­hen.

Auf ein schnel­les Zei­chen der Freun­din schnapp­te ­Macie ihre Ta­sche und er­klär­te: »Wir sind so­fort wie­der da.«

Sie bahn­te sich ei­nen Weg vor­bei an an­de­ren Ti­schen, und als je­mand an der The­ke auf­stand und ihr in die Que­re kam, be­fahl sie fröh­lich: »Aus dem Weg«, nahm Ci­Cis Hand und zog sie über eine schma­le Trep­pe bis zu der zum Glück nicht all­zu lan­gen Schlan­ge vor dem Klo.

»Ich habe es doch gleich ge­sagt!«

»Ich weiß, ich weiß. Du hast ge­sagt, er wär at­trak­tiv, und hast mir auch ein Bild ge­zeigt, aber dass erso gut aus­sieht, hät­te ich beim bes­ten Wil­len nicht ge­dacht. Vor al­lem ist er wirk­lich wit­zig! Meis­tens sind Blind Dates tod­lang­wei­lig, aber mit Bren ist es echt toll.«

»Ich sage dir, wie’s wei­ter­geht. Wir wer­den ihn und ­Travis dazu über­re­den, dass wir noch insNino’s ge­hen. Von dort aus müs­sen Trav und ich nach dem Es­sen in die eine und du in die an­de­re Rich­tung ge­hen. Da­durch be­kommt Bren die Chan­ce, dich heim­zu­brin­gen, und du kannst ihn fra­gen, ob er noch kurz mit rauf­kom­men und was trin­ken will.«

»Ich weiß nicht.« Zö­ger­lich wie eh und je – wes­halb sie auch im Ge­gen­satz zu Macie nicht in fes­ten Hän­den war – knab­ber­te CiCi an der Un­ter­lip­pe und schüt­tel­te un­si­cher den Kopf. »Ich will nichts über­stür­zen.«

»Du brauchst ja nicht mit ihm ins Bett zu ge­hen, wenn du nicht willst.« Macie roll­te ihre run­den blau­en Au­gen him­mel­wärts. »Frag ihn ein­fach, ob er nicht noch ei­nen Kaf­fee bei dir trin­ken möch­te, und dann könnt ihr ja ein biss­chen knut­schen oder so.«

Sie muss­te wirk­lich drin­gend pin­keln, doch be­vor sie in die nächs­te of­fe­ne Ka­bi­ne stürz­te, bat sie ihre Freun­din noch: »Und wenn er passt, schreibst du mir auf der Stel­le, wie’s ge­lau­fen ist. Und zwar inal­len Ein­zel­hei­ten, ja?«

CiCi trat in die be­nach­bar­te Ka­bi­ne und er­leich­ter­te sich dort aus So­li­da­ri­tät mit Macie eben­falls. »Mal se­hen. Lass uns erst gu­cken, wie das Abend­es­sen läuft. Viel­leicht hat er da­nach ja kei­ne Lust mehr, mich heim­zu­brin­gen.«

»Doch, die hat er ganz be­stimmt. Er ist ein ech­ter Schatz, ich wür­de dich schließ­lich nicht mit ei­nem Arsch ver­kup­peln, der dich al­lei­n ge­hen lässt.« Macie trat ans Wasch­be­cken, be­schnup­per­te die Pfir­sichflüs­sig­sei­fe und grins­te die Freun­din an. »Wir wer­den jede Men­ge Spaß zu­sam­men ha­ben, wenn es wie ge­plant läuft. Dann kön­nen wir in Zu­kunft öf­ter alle vier zu­sam­men aus­ge­hen. Wäre das nicht toll?«

»Okay, ich fin­de ihn echt nett. Nur macht es mich im­mer to­tal ner­vös, wenn mir ein Typ sym­pa­thisch ist.«

»Er fährt to­tal auf dich ab.«

»Bist du si­cher?«

»Hun­dert Pro.« Macie bürs­te­te ihr kur­zes son­nen­blon­des Haar und warf ei­nen Sei­ten­blick auf CiCi, die sich den Lip­pen­stift nach­zog. Him­mel, dach­te sie und stell­te plötz­lich fest, dass sie ein biss­chen...