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Frustriert und gleichzeitig bedauernd sah sie sich den Toten an. Er lag in dem stillen Zimmer auf einem weinroten Sofa, und auf seinem hellgrauen Pullover breitete sich um den Griff des silbernen Skalpells sein Herzblut aus. Langsam wanderte ihr grimmiger Blick über den Leichnam und das kunstvolle Arrangement aus Obst und Käse auf dem hübschen Holztablett, das auf dem Couchtisch stand.
»Er wurde ebenfalls aus nächster Nähe umgebracht.« Sie hatte nicht nur die Augen, sondern auch die Stimme eines Cops. Langsam richtete sie ihren schlanken, durchtrainierten Körper wieder auf. »Er liegt gemütlich auf der Couch. Der Droide ist deaktiviert, und über der Tür leuchtet das Bitte-nicht-stören-Schild. Trotzdem liegt er entspannt auf dem Sofa und hat keine Angst, als jemand den Raum betritt und sich über ihn beugt. Vielleicht weil er unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln steht. Allerdings gehe ich davon aus, dass die toxikologische Untersuchung nichts ergeben wird. Er kannte sie. Er hatte keine Angst vor ihr.«
Sie trat an die Tür. Den Kopf zwischen den Händen haltend, saß eine hübsche, blonde Frau auf dem Fußboden im Flur, grinsend stand ein frischgebackener, weiblicher Detective neben ihr.
Sie selbst blieb in der Tür des Zimmers stehen, in dem der Tote lag.
»Und cut! Das habt ihr wirklich super hingekriegt!«
Auf das Signal des Regisseurs brachen am Set – das dem privaten Arbeitszimmer des verstorbenen W. B. Icove Junior nachempfunden war – geschäftiger Lärm und Bewegung aus.
Eve Dallas, Lieutenant der New Yorker Polizei, die schon einmal in diesem Arbeitszimmer über einem toten Mann gestanden hatte, der sich anders als der Tote jetzt nicht aufgerichtet hatte, um sich ausgiebig am Hinterteil zu kratzen, spürte, wie das seltsame Gefühl des Déjà-vu verflog.
»Ist das Wahnsinn oder was?« Neben ihr führte Peabody einen zurückhaltenden, kleinen Tanz auf und trommelte fröhlich mit den Absätzen der pinkfarbenen Cowboystiefel, die sie zwischenzeitlich täglich trug, auf dem Fußboden herum. »Wir sind an einem echten Filmset und sehen uns selber bei der Arbeit zu. Und wir machen eine ausgezeichnete Figur.«
»Es ist seltsam.«
Noch seltsamer war es, als sie sich plötzlich selbst mit einem breiten Grinsen im Gesicht entgegenkam.
So dämlich grinste sie doch sicher nicht. Das war mindestens so seltsam, wie sich selbst – oder zumindest einer ziemlich guten Doppelgängerin – bei bereits getaner Arbeit zuzusehen.
»Lieutenant Dallas. Super, dass Sie es geschafft haben, ans Set zu kommen. Ich konnte es wirklich kaum erwarten, Sie kennenzulernen.« Die Schauspielerin gab ihr die Hand.
Eve hatte Marlo Durn schon einmal gesehen, allerdings mit dunkelgrünen Augen, blondem Haar und solariumgebräunter Haut. Deshalb brachten ihr aktuelles kurzes, wild zerzaustes, braunes Haar, die braunen Augen und das kleine Grübchen in der Mitte des Kinns, das ihrem eigenen Grübchen nachempfunden war, Eve ein wenig aus dem Gleichgewicht.
»Und Detective Peabody.« Marlo drückte ihren langen Ledermantel – der gena