: David Baldacci
: Last Mile Thriller
: Heyne
: 9783641182120
: Die Memory-Man-Serie
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Memory Man ist zurück!
Seit einem Unfall kann Amos Decker, der Memory Man, nichts mehr vergessen. Fast wäre er an den unlöschbaren Bildern seiner traumatischen Vergangenheit zerbrochen. Aber nun hat er ein neues Lebensziel gefunden: Innerhalb einer Spezialeinheit des FBI klärt er ungelöste Schwerverbrechen. In seinem ersten Fall geht es um Melvin Mars, der seit zwanzig Jahren in der Todeszelle sitzt. Er soll seine eigenen Eltern ermordet haben. Doch Stunden vor seiner geplanten Exekution taucht ein Mann auf und behauptet, der Schuldige zu sein. Kann Decker ihm glauben? Ist Melvin Mars unschuldig und muss vor der Todesstrafe bewahrt werden? Oder wird ein hochgefährlicher Mörder auf freien Fuß gesetzt? Als ein Mitglied aus Deckers Team plötzlich spurlos verschwindet, zeigt sich bald, dass der Fall eine noch viel tiefergehende gesellschaftliche Sprengkraft birgt.

David Baldacci, geboren 1960 in Virginia, arbeitete lange Jahre als Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist in Washington, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sämtliche Thriller von ihm landeten auf derNew York Times-Bestsellerliste. Mit über 150 Millionen verkauften Büchern in 80 Ländern zählt er zu den beliebtesten Autoren weltweit.

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Mars, Melvin.

Hier drinnen rief man einen überall und jederzeit, indem man den Nachnamen zuerst nannte, und er antwortete stets prompt, wenn er den seinen hörte.

Selbst auf der Toilette. Als wäre er beim Militär, nur dass er da nie gewesen war. Hierher hatte man ihn auch gegen seinen ausdrücklichen Willen gebracht.

»Mars, Melvin?«

»Jawohl, Sir. Hier, Sir. Bin gerade beim Scheißen, Sir.«

Denn wo sollte ich sonst sein, Sir?

Er wusste nicht, warum sie das so handhabten, und hatte sich nie die Mühe gemacht, danach zu fragen. Die Antwort wäre für ihn von keinerlei Bedeutung gewesen. Und sie hätte dazu führen können, dass der Schlagstock eines Wachmanns gegen seine Schläfe donnerte.

Hier im Staatsgefängnis von Texas in Huntsville musste er sich mit anderen Dingen befassen. Es wurde wegen der roten Backsteine des Gebäudes die Walls Unit genannt. Eröffnet hatte man es 1849, es war damit das älteste Gefängnis im Lone Star State.

Und es beherbergte den Hinrichtungsraum.

Offiziell war Mars der Häftling 7-4-7, wie das Flugzeug. Die Wärter im Todeszellentrakt, aus dem er hergebracht worden war, nannten ihn deshalb »Jumbo«. An die Größe eines Jumbojets kam er zwar nicht heran, aber klein war er bestimmt nicht. Die meisten Leute sahen zu ihm auf, wenn auch nur, weil sie es mussten. Knapp eins neunzig, und morgens vielleicht noch mal zwei Zentimeter obendrauf.

Er kannte seine genaue Größe nur, weil sie sie in der National Football League penibel gemessen hatten. Dort hatten sie alles an ihm präzise gemessen. Als er das über sich ergehen ließ, hatte er im Geiste Vergleiche mit Sklaven auf dem Marktplatz gezogen. Bei denen hatten die potenziellen Besitzer die Ware auch immer methodisch abgetastet. Na ja, im Gegensatz zu seinen Sklavenvorfahren hätte er zumindest jede Menge Schotter gehabt, um sich mit dem Trümmerhaufen seines Körpers zu befassen, nachdem seine Tage als aktiver Spieler vorbei waren.

Er wog immer noch gut hundert Kilo. Kein Fett, nur Muskeln. Das war nicht leicht bei dem Scheißfraß, den sie ihm hier vorsetzten, hergestellt in großen Fabriken, voller Fett und Salz und auch voller Chemikalien, mit denen sie wahrscheinlich einfach alles von Beton bis Teppichen herstellten.

Ihr bringt mich langsam um mit eurem Scheißfraß.

Er war schon fast genauso lange hier drinnen, wie er draußen gelebt hatte.

Die Zeit war nicht schnell verstrichen. Es fühlte sich nicht wie zwanzig Jahre an. Eher wie zweihundert.

Aber das spielte keine Rolle mehr. Es würde bald vorbei sein. Das war der Tag.

Seine letzte, allerletzte Berufung.

Abgelehnt.

Er war tot.

Er war von den Todeszellen in der Haftanstalt Polunsky in Livingstone, sechzig Meilen weiter östlich, zum Gefängnis von Huntsville gebracht worden, in der Erwartung, dass der Staat ihn jetzt nach zwanzigjähriger Wartezeit kriegen würde. Das bleiche Gesicht seiner Anwältin war freudlos gewesen, als sie ihm die Nachricht überbracht hatte. Aber sie würde am nächsten Tag aufwa