1. KAPITEL
„Chessie! Chess, rate mal, worüber man im Postamt spricht.“
Francesca Lloyd zuckte kurz zusammen, wandte jedoch ihre Aufmerksamkeit nicht vom Computermonitor ab, als ihre jüngere Schwester ins Zimmer stürmte. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du in diesem Teil des Hauses nichts zu suchen hast, besonders nicht während der Arbeitszeit, Jen?“
„Ach was.“ Jenny setzte sich auf die Schreibtischkante. „Ich musste dich einfach sehen. Außerdem wird es noch Stunden dauern, bis das Ungeheuer aus London zurück ist“, fügte sie munter hinzu. „Ich habe mich vergewissert, dass sein Wagen fort ist, bevor ich vorbeikam.“
Chessie presste die Lippen zusammen. „Nenn ihn bitte nicht so. Es ist weder nett noch fair.“
„Ist er doch auch nicht.“ Jenny verzog das Gesicht. „Vielleicht bist du ja nicht länger auf diesen Job angewiesen.“ Sie atmete tief durch. „Ich habe gehört, wie Mrs. Cummings der Postbotin erzählte, sie hätte die Anweisung, Wenmore Court wieder herzurichten. Das heißt, dass zumindest Alastair zurückkehrt.“
Chessie hielt kurz beim Tippen inne. Einen Moment lang klopfte ihr Herz fast schmerzhaft. Sie zwang sich zur Ruhe. „Das ist eine gute Nachricht für den Ort. Das Anwesen war viel zu lange ungenutzt, aber für uns bedeutet es keinen Unterschied.“
„Sei nicht dumm, Chess.“ Jenny seufzte ungeduldig. „Es bedeutet sogar einen ganz gewaltigen Unterschied. Immerhin wart Alastair und du praktisch verlobt.“
„Nein“, entgegnete Chessie. „Das waren wir nicht. Und du solltest aufhören, so etwas zu behaupten.“
„Ihr wärt verlobt gewesen, wenn sein abscheulicher Vater ihn nicht auf diese Wirtschaftsakademie in Amerika geschickt hätte. Das weiß jeder. Ihr wart verrückt nacheinander.“
„Und auch noch viel jünger.“ Chessie tippte weiter. „Seither ist viel passiert. Nichts ist mehr so wie früher.“
„Meinst du tatsächlich, Alastair würde sich irgendetwas daraus machen?“, fragte Jenny empört.
„Möglicherweise.“ Die Erinnerung, wie aus wöchentlichen Briefen monatliche geworden waren, schmerzte noch immer. Und vor Ablauf des ersten Trennungsjahres waren sie ganz ausgeblieben. Die einzige Nachricht, die sie seither von ihm bekommen hatte, war eine kurze Beileidsbekundung zum Tod ihres Vaters gewesen.
Und wenn Alastair erfahren hatte, dass Neville Lloyd gestorben war, kannte er sicher auch die Umstände seines Ablebens.
„Manchmal bist du wirkl