Dima hörte das Knallen der Scheunentüren, bevor es jemand anderem auffiel. In der Küche in dem kleinen Bauernhaus brodelte es wie in einem Topf, der auf dem Herd stand. Die Läden waren gegen den Sturm fest verschlossen, und die Luft im Zimmer war feucht und warm. Die Wände wackelten wegen des Radaus, den Dimas Brüder veranstalteten. Sie redeten laut durcheinander, und seine Mutter summte ein Lied, das Dima nicht kannte, und tappte dabei den Takt mit einem Fuß auf den Boden. Sie hielt den zerrissenen Ärmel vom Hemd seines Vaters straff gespannt auf dem Schoß, und die Nadel pickte wie ein aufgeregter Spatz am Stoff, während ein Wollfaden zwischen ihren Fingern hervorhing wie ein besonders fetter Wurm.
Dima war der jüngste von sechs Jungen, seine Mutter hatte ihn spät bekommen, lange nachdem der Arzt, der jeden Sommer ins Dorf kam, ihr eröffnet hatte, dass sie keine weiteren Kinder haben würde. Ein unerwarteter Segen, sagte seine Mama gern, wenn sie ihn an sich drückte und an ihm herumzupfte, während die anderen ihren Pflichten nachgingen.Ein unerwünschtes Maul zum Stopfen, murmelte sein älterer Bruder Pyotr gern.
Weil Dima so klein war, ließen seine Brüder ihn bei ihren Streichen oft außen vor, und auch bei den lärmenden Auseinandersetzungen vergaß man ihn meist, und genau deshalb stand er an diesem Abend im Herbst am Becken und spülte den Topf, den seine Brüder ihm zugeschustert hatten, als er das verfluchte Schlagen der Scheunentür hörte. Dima schrubbte heftiger, fest entschlossen, seine Arbeit zu erledigen und dann ins Bett zu gehen, bevor jemandem einfiel, ihn hinaus in die Dunkelheit zu schicken. Er hörte ihre Hündin, Molniya, die auf der Küchentreppe draußen winselte und um Essensreste und einen Schlafplatz im Warmen bettelte, und den Wind, der sich jetzt zu einem wütenden Heulen erhob.
Zweige peitschten gegen die Fenster. Mama hob den Kopf, und die grimmigen Falten um ihren Mund vertieften sich. Sie blickte finster, als ob sie den Wind ohne Abendessen ins Bett schicken könnte. »Der Winter kommt früh und bleibt zu lange.«
»Wie deine Mutter«, sagte Papa, und Mama versetzte ihm einen Tritt mit dem Stiefel.
An diesem Abend hatte sie ein kleines Glas Kvas hinter dem Herd stehen lassen, als Geschenk an die Hausgeister, die hinter dem alten Eisenofen schliefen und über den Hof wachten. Zumindest sagte Mama das. Papa verdrehte nur die Augen und beschwerte sich, weil sie den guten Kvas vergeudete.
Dima wusste, dass Pyotr, sobald alle im Bett wären, den Kvas trinken und auch das Stück Honigkuchen essen würde, das Mama in ein Tuch gewickelt danebengelegt hatte. »Urgroßmutters Geist wird dich heimsuchen«, sagte Dima manchmal warnend. Aber Pyotr wischte sich dann nur mit dem Ärmel übers Kinn. »Es gibt keine Geister, du kleiner Idiot. Baba Galina war ein Festmahl für die Friedhofswürmer, und das Gleiche wird dir zustoßen, wenn du nicht den Mund hältst.«
Jetzt beugte Pyotr sich zu Dima herab und versetzte ihm einen Stoß. Dima fragte sich oft, ob Pyotr wohl besondere Übungen machte, damit seine Ellbogen noch spitzer wurden. »Hast du das gehört?«, fragte sein Bruder.
»Da ist nichts«, sagte Dima, aber ihm wurde das Herz schwer. Falls Pyotr die Scheunentür gehört hatte …
»Etwas ist dort draußen, es reitet den Sturm.«
Sein Bruder versuchte bloß, ihm Angst einzujagen. »Sei nicht dumm«, sagte Dima, doch er war erleichtert.
»Hör doch nur«, sagte Pyotr, und als jetzt der Wind am Dach des Hauses rüttelte und das Feuer im Herd zischte, da glaubte Dima, etwas anderes als den Sturm zu hören – ein hohes, fernes Heulen, wie das Jaulen eines hungrigen Tiers oder das Schreien eines Kindes. »Wenn der Wind über den Friedhof fegt, weckt er die Geister aller Babys, die gestorben sind, bevor man ihnen ihren Heiligennamen geben konnte.Malenchki. Sie suchen nach Seelen, die sie stehlen können, damit sie sich so den Weg in den Himmel ertauschen können.« Pyotr beugte sich herab und stieß den Finger in Dimas Schulter. »Sie holen immer die Jüngsten.«
Dima war acht, alt genug, um es besser zu wissen, aber dennoch verirrte sich sein Blick zu den Fenstern und hinaus zu dem mondhellen Hof, in dem die Bäume vom Wind geschüttelt wurden. Er zuckte zusammen. Er hätte schwören können – nur für einen flüchtigen Augenblick –, dass er einen Schatten über den Hof huschen sah, der dunkle Fleck von etwas viel Größerem, als dass es ein Vogel hätte sein können.
Pyotr lachte und bespritzte ihn mit Seifenwasser. »Ich schwöre, du wirst jeden Tag irrsinniger. Wer würde deine kleine dumme Seele schon wollen?«
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