: Hilde Artmeier, Michael Böhm, Angela Eßer, Nicola Förg, Tommy Goerz, Roland Krause, Lutz Kreutzer, A
: Lutz Kreutzer
: Schaurige Orte in Bayern Unheimliche Geschichten
: Gmeiner-Verlag
: 9783839278543
: Schaurige Orte
: 1
: CHF 9.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwölf schaurige Geschichten von zwölf Autorinnen und Autoren über zwölf reale Orte in Bayern, angelehnt an Legenden und Ereignisse von der Römerzeit bis in die Gegenwart: Von Kelten, Römern und einer geheimnisvollen Toten am Bodenlosen See. Wie eine bettelarme Bauernmagd mit dem Herrgott von Tann haderte und bittere Rache übte. Als ein junger Mann im Angesicht des Todes das wahre Gesicht des grausamen Königs Watzmann zu sehen glaubte. Warum sich zwei Schwestern im Schatten der Königlichen Villa in Regensburg zu Rivalen bis aufs Blut entwickelten.

Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg geboren. Er schreibt Thriller, Kriminalromane, Sachbücher und gibt Kurzgeschichten-Bände heraus. Auf den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sowie auf Kongressen coacht er Autoren. Am Forschungsministerium in Wien hat der promovierte Naturwissenschaftler ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Er war lange als Manager in der IT- und Hightech-Industrie in München tätig. Über seine Arbeit wurden im Hörfunk und TV zahlreiche Beiträge gesendet. Seine beruflichen Reisen und alpinen Abenteuer nimmt er zum Anlass, komplexe Sachverhalte in spannende Literatur zu verwandeln. Seine Arbeit wurde mit mehreren Stipendien gefördert. Heute lebt er in Freilassing mit Blick auf den Watzmann. Mehr unter: www.lutzkreutzer.de

Keltenmord


von Nicola Förg


Fata viam invenient – Das Schicksal findet seinen Weg

Der Auerberg liegt auf der Grenze zwischen Oberbayern und dem Allgäu und ragt weithin sichtbar aus dem Bauernland. Ursprünglich galten die bis zu drei Meter hohen und drei Kilometer langen Wallanlagen auf dem 1.055 Meter hohen Auerberg als keltisch. Alle Ausgrabungen ließen aber nur auf eine römische Besiedlung schließen, die allerdings Rätsel aufgibt. Wer lebte hier in dieser ältesten dörflichen Siedlung der Römer in Bayern? Mit welchem Ziel? Das römische Gastspiel dauerte nur von etwa 13/14 nach Christus bis 40 nach Christus, der Siedlungsplatz war für römische Verhältnisse extrem hoch gelegen und witterungsmäßig exponiert. Warum wurde architektonisch so aufwendig gebaut? Die Römer hatten sogar Bronze zum Bau von Katapulten geschmolzen, und das bei der ungewöhnlich kurzen Siedlungsdauer. Was wollten sie auf einem Berg, der auch später nur so vor Sagen strotzte? Wo man lange am alten Götterglauben festhielt, während der Westen des Allgäus längst christianisiert worden war. Kein Wunder, dass der Auerberg bis heute ein schwer fassbarer, magischer Platz ist.

Laura Bontempi zögerte. Und haderte. Sie hatte sich erst kürzlich ins Ostallgäu nach Füssen versetzen lassen – der Liebe wegen. Die Halbitalienerin stammte aus Rosenheim, ihr Papa hatte wüst gezetert, dass seine Bellissima so weit wegzog. Und Laura hatte schon öfter gezweifelt; das war schon ein merkwürdiger Menschenschlag, mit dem sie es hier zu tun hatte. Aber sie fasste sich ein Herz und wandte sich an den Kollegen Bruno Lax.

»Da hat soeben eine Frau Fiona Arwen angerufen.« Laura zögerte. »Sie befinde sich in Todesangst, ein kopfloser Reiter sei schon dreimal vorbeigeritten und würde mit einer, na ja, Lanze an ihr Fenster klopfen.«

Lax stöhnte. »Na, it scho wieder! Die Amrei!«

»Nein, Arwen.«

»Mädle, der Klarname isch Amrei Brutscher, Fiona und Arwen sind zwei keltische Vornamen. Die Alte veranstaltet Wanderungen auf Spuren der Kelten am Auerberg. Die isch …« Er tippte sich ans Hirn. »Beim letzten Mal hat sie gemeldet, dass Makárese Schimmel ihr Läuse ins Haus gehext hätte.«

»Wer?«

»Ach, auch eine alte Sage, von so einem Grauhaarigen, der Ungeziefer kommen und verschwinden lassen konnte. Der Berg wimmelt bloß so von Sagen. Und die Amrei verwechselt die Realität mit ihren wirren Gedankenwelten. Und wenn sie Läus hot, soll sie ihr Schampu wechseln, hob i ihr g’sagt. Aber komm, mir fahren hi.«

Laura musste in sich hineingrinsen. Ihr neuer Kollege war ein Zweisprachler, der ohne Vorwarnung von Hochdeutsch auf Allgäuerisch umschwenken konnte und netterweise mit ihr nur teilweise in diesem unverständlichen Kauderwelsch sprach. Und Laura war nun doch gespannt, sie fuhren nordwärts und in Stötten einen Berg hinauf, der urplötzlich ziemlich steil wurde. Lax enterte einen Feldweg, der an einem kleinen, Efeu umrankten Haus in Alleinlage endete. Im Märchen würde man »verwunschen« dazu sagen.

»Unser Pech isch, dass sie grad no zu eis g’hert. A paar Kilometer weiter wären die Oberbayern zuständig«, bedauerte Lax.

Warum Lax so wenig Lust auf die Dame hatte, wurde Laura schnell klar. Im Garten stand ein großes keltisches Kreuz. Aus dem Haus tönte merkwürdige Musik, und ein starker Geruch, der an Weihrauch erinnerte, entwich dem Gebäude. Sie gingen durch die offen stehende Haustür durch einen Gang weiter in eine Küche. Eine Frau werkelte an einem Holztisch. Sie trug ein breites Stirnband, in das eine Art – wie Laura gesagt hätte – Küchentuch gestopft war, das aber wohl einen Schleier darstellen sollte. Das Stirnband war bestickt mit keltischen Knoten. Sie hatte ein langes Gewand mit tiefem Aus