: Nicola Förg
: Flüsternde Wälder Ein Alpen-Krimi
: Piper Verlag
: 9783492995603
: Alpen-Krimis
: 1
: CHF 7.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In »Flüsternde Wälder« verquickt Spiegel-Bestsellerautorin Nicola Förg erneut aktuelle Umweltthemen und eine spannende, raffinierte Geschichte zu einem Krimi-Highlight. Der 11. Band der erfolgreichen Alpen-Krimi-Reihe (u.a. »Tod auf der Piste«, »Mord im Bergwald« und »Wütende Wölfe«) führt Irmi Mangold und Kathi Reindl, Nicola Förgs beliebte Ermittlerinnen, zu Waldbademeistern, Holzfällern und einer Senioren-WG auf einem Bauernhof. Hochaktuell, spannend und mit einem Augenzwinkern erzählt wird der neue Trend »Waldbaden« in »Flüsternde Wälder« zum Krimithema!   Eine Waldbademeisterin liegt, mit Ohrstöpseln verpfropft, tot im Wald. Zudem gibt es eine Serie von Einbrüchen im Werdenfels, die bisher immer sehr diskret abgelaufen sind. Doch beim bisher letzten Einbruch wurde ein Mann ausgerechnet mit einer Buddhastatue brutal erschlagen - der Mann war Health Coach und Bestseller Autor ... Als Irmi, Kathi und Co. sich mit diesen zwei skurril anmutenden Todesfällen befassen, treffen sie auf Waldbadende, E-Biker und Detox-Jünger - der Wald ist längst zum Spielplatz aller geworden.   »Authentische Protagonisten, Lokalkolorit und jede Menge Leichen, das ist die geschickte Mixtur ihres Erfolgs.« Bayerischer Rundfunk   »Förgs Krimis wollen spannend unterhalten und dabei über Missstände aufklären.« Augsburger Allgemeine   »Einmal mehr gelingt Nicola Förg die Kunst, ein hochaktuelles Szenario mit einem abgründigen Kriminalfall zu verbinden und mit dämonischem Personal zu bestücken.« Münchner Merkur über »Wütende Wölfe«    »Ein sehr engagierter und informativer Kriminalroman. Trotzdem unterhaltsam und dazu sehr spannend. Sehr lesenswert.« B5 Kulturnachrichten über »Rabenschwarze Beute«

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile dreiundzwanzig Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt, einen Island- sowie einen Weihnachtsroman vorgelegt. »Hintertristerweiher«, ihr von der Presse vielfach gelobter Roman, ist 'eine feinsinnige Familiengeschichte, die über Generationen hinweg reicht und einen spannenden Bogen schlägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs bis zu den Wirrungen in der Jetztzeit.' (Münchner Merkur). Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Hof in Prem am Lech - mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.

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»Und so schön weiß und blau geringelt ist der Maibaum, wie ein niedliches Kindersöckchen!«

»Des is kaa Sockn! Des is a Spirale von unten links nach oben rechts. Erst werd de weiße Farb auftrogn und dann des Blau. Fuchzig Kilo Farb leicht amoi.«

Bernhard stand kurz vor der Explosion und Irmi ganz knapp vor dem Lachkrampf. Dabei hatte alles ganz harmlos begonnen. Mit einem Himmel weiß und blau über den Biertischen in Urspring. Die Veranstalter hatten ein Zelt aufgestellt, bei dem schönen Wetter saßen aber alle draußen. Die Schlange an der Essensausgabe war lang wie ein Tatzelwurm gewesen, weswegen Irmi aufs Essen verzichtet hatte. Nun saß sie am Tisch, trank ihr kühles Bier und wunderte sich über sich selbst.

Sie hatte gemacht, was sie seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht hatte – einen Familienausflug. Diesmal allerdings mit der neuen Familie: ihrem Bruder Bernhard und ihrer Schwägerin Zsofia. Deren ungarische Landsmännin Ildiko arbeitete in Steingaden, und weil Zsofia am1. Mai Geburtstag hatte, wurde das Maibaumaufstellen in Urspring zum Anlass für eine kleine Fete genommen. Zsofia hatte wie immer ein Dirndl an, das all ihre Vorzüge nach oben presste. Wäre es ein bis zwei Größen größer gewesen, hätte es ihr etwas Luft gegönnt, aber Zsofia hatte im Service gearbeitet, und zwar in Dirndln, die maximal Kiemenatmung ermöglicht hatten. Auch Ildiko und deren bayerischer Mann waren in Tracht gekommen. Irmi hingegen hasste Dirndl, zumindest an sich selbst, und Bernhard trug Lederhosen nur bei hochoffiziellen Anlässen.

In der heutigen Konstellation fühlte sich Irmi als fünftes Rad am Pärchenwagen, aber sie hatte die Einladung ihrer Schwägerin nicht ablehnen wollen, die seit Irmis Auszug vom Bauernhof ein schlechtes Gewissen hatte. Sie prostete Bernhard zu und ließ ihren Blick über die Löwenzahnwiese schweifen.

Ganz schön unsportlich, befand sie, das Traditionsstangerl mit einem Kranwagen aufzustellen. Aber gerade sie als Polizistin wusste, dass Haftungsfragen immer gravierender wurden. Sie steuerten allmählich aufUS-amerikanische Verhältnisse zu. Maibäume brauchten eine Haftpflichtversicherung, und ein Sachverständiger musste einmal jährlich den Zustand des Baums prüfen. Auch Maibäume waren Opfer von Bürokratie und Paragrafenflut geworden. Und weil das Aufstellen mit Schwalben und purer Muskelkraft weit mehr Gefahren in sich barg, griffen immer mehr Vereine zum Kran. Denn so mancher Vereinsvorsitzende, der sich zum Aufstellen verpflichtet hatte, wollte die Haftung nicht übernehmen. Inzwischen ging das so weit, dass bisweilen Bäume aus Alu und Stahl aufgestellt wurden, die dann für fünfzehn Jahre als sicher galten. Es ging dahin mit Bayern, dachte Irmi.

Am Nebentisch saßen ein Ehepaar und ein einzelner Mann, der einen Schäferhund dabeihatte, ein hypernervöses Tier, das in einer Tonlage pfiff, die nicht zu einem ausgewachsenen Rüden passen wollte.

»Ach, der Rasso hatte ein so schweres Leben«, erklärte der Besitzer seinen Tischnachbarn.

»Ach was, der Arme«, flötete die Frau, die ihm gegenübersaß. »Wie alt ist er denn?«

»Drei.«

»Und wie lange haben Sie ihn schon?«

»Drei Jahre.«

Irmi fing Bernhards Blick auf. Sie grinste in sich hinein.

»Ein Züchter, der nur auf Aggression züchtet«, fuhr der Schäferhundbesitzer fort. »Der Vater und die Mutter kommen beide aus einer solchen Linie, gell, Rasso?«

»Warum hast du den dann kaaft? Gabat aa andere Züchter«, brummte Bernhard so laut, dass Irmi ihn hören konnte. Der Mann am Nachbartisch nicht.

Ein Dackel kam vorbei, ein älterer Bursche, stoisch, geradlinig, ziemlich weit entfernt – und angeleint. Schäferhund Rasso war trotzdem kurz vor dem Bellkollaps.

»Es sind immer die Kleinen, die provozieren«, behauptete sein Besitzer.

Aus Bernhard entwich ein Japsen.

Inzwischen hatten sie den Maibaum angehängt, und die Frau am Nachbartisch jubilierte. »Ach, nun haben sie den Bulldozer angeschlossen!«, rief sie.

Irmis Amüsement nahm zu. Der Ausflug war doch gar keine so schlechte Idee für den1. Mai gewesen.

»Wir wohnen ja seit dreißig Jahren am Ammersee«, tirilierte die Frau. Ihr astreines Hochdeutsch deutete auf den Raum Hannover hin. »Aber da ist es ja immer so voll im Sommer. Deshalb fahren wir gerne mal aufs Land, hier ist die Bevölkerung so urwüchsig. Diese Kinder im Dirndl und der ledernen Hose, zum Wegfressen.«

»Dreißig Johr in Bayern? Und da woaßt ned, was a Bulldozer is und wos a Bulldog? Lederne Hos, na merci!«, kam es von Bernhard. Schon etwas lauter, aber immer noch nur für Irmis Ohren bestimmt.

Das Wegfressen schien auch der Schäferhund im Sinn zu haben, und Irmi machte sich ernsthaft Sorgen um zwei vorbeilaufenden Trachtenzwergerl. Die Tischnachbarn beobachteten derweil wie gebannt den Maibaum.

»Jetzt steht der gleich!«, rief die Frau begeistert.

»Des san gra