: Bernhard Kellermann
: Der Tunnel
: Books on Demand
: 9783755765509
: 1
: CHF 2.60
:
: Science Fiction
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bernhard Kellermann: Der Tunnel | Neu lektorierte 2022er-Ausgabe, mit Fußnoten | Ein gewaltiger, unerhörter Plan ist es, den der junge amerikanische Ingenieur Mac Allan in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts schmiedet: Einen Tunnel zu bauen, der das europäische Festland mit Nordamerika verbindet, tausende Meter unter dem Meeresspiegel. Schnellzüge sollen dann rasen, um in nie gekannter Geschwindigkeit die Kontinente zu verbinden. Dank großer Überzeugungskraft findet er Geldgeber, Börsenspekulanten, Politiker, die auf ihn setzen. Das im Überfluss vorhandene Geld sucht seinen Weg - nicht anders als heute. Rückschläge gibt es bei diesem Kampf gegen den Planeten viele, hunderte, ja tausende Opfer sind zu beklagen. Doch das Projekt schreitet, getrieben von Kräften, die kein einzelner Mensch mehr zu bändigen vermag, voran ... | Das Werk erschien 1913, ein Bestseller: Millionen Exemplare verkaufen sich in Deutschland, in rund 25 Sprachen wird es übersetzt. Denn die expressionistische Kraft dieses einzigartigen Romans ist gewaltig. © Redaktion AuraBooks, 2022

Bernhard Kellermann (1879-1951) in Fürth geboren, studiert in München zunächst an der Technischen Hochschule, wechselt dann zu Germanistik und Malerei. Er reist durch Europa, Amerika und Asien, lebt eine Weile in Rom und lässt sich schließlich 1909 als freier Schriftsteller in Berlin nieder. »Der Tunnel« wird Kellermanns großer Durchbruch. In Westdeutschland vergaß man den Bestsellerautor nach dem Krieg fast völlig. - Das Buch hingegen führte ein Eigenleben, und es gab seit der Erstpublikation 1913 wohl kein Jahr, in dem es nicht im Buchhandel präsent war.

DER TUNNEL


ERSTER TEIL


1.


DAS EINWEIHUNGSKONZERT des neuerbauten Madison-Square-Palastes bildete den Höhepunkt der Saison. Es war eines der außerordentlichsten Konzerte aller Zeiten. Das Orchester umfasste zweihundertundzwanzig Musiker, und jedes einzelne Instrument war mit einem Künstler von Weltruf besetzt. Als Dirigent war der gefeiertste lebende Komponist, ein Deutscher, gewonnen worden, der für den einen Abend das unerhörte Honorar von sechstausend Dollar erhielt.

Die Eintrittspreise verblüfften selbst New York. Unter dreißig Dollar war kein Platz zu haben, und die Billettspekulanten hatten die Preise für eine Loge bis auf zweihundert Dollar und höher getrieben. Wer irgendwie etwas sein wollte, durfte nicht fehlen.

Um acht Uhr abends waren 26., 27. und 28. Straße und Madison Avenue von knatternden, ungeduldig bebenden Automobilen blockiert. Die Billetthändler, die ihr Leben zwischen den Pneumatiken von sausenden Automobilen verbringen, stürzten sich, schweißtriefend trotz einer Temperatur von zwölf Grad Kälte, Bündel von Dollarscheinen in den Händen, tollkühn mitten in den endlos heranrollenden Strom wütend donnernder Wagen. Sie schwangen sich auf die Trittbretter, Führersitze und selbst Dächer der Cars und versuchten das Schnellfeuer der Motoren mit ihren heiser heulenden Stimmen zu überbrüllen.»Here you are! Here you are! Zwei Parkettsitze, zehnte Reihe! Ein Logenplatz! Zwei Parkettsitze ...!!« Ein schräger Hagel von Eiskörnern fegte wie Maschinengewehrfeuer auf die Straße ni