: Siegfried Kuhnt
: Mein Leben als Nachkriegskind
: novum premium Verlag
: 9783991301424
: 1
: CHF 19.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 186
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Eltern aus der Heimat vertrieben, als Kind in der DDR aufgewachsen, nach der Wende einen beruflichen Neustart hingelegt, später in der Kommunalpolitik tätig - in der Biografie von Siegfried Kuhnt stecken so viele Wendungen wie in einem waschechten Thriller! Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg werden seine Eltern aus Schlesien vertrieben und landen später im sächsischen Roßwein. Hier wächst Siegfried Kuhnt in einfachen Verhältnissen in der DDR auf und erlebt schon in seiner Kindheit einige 'Abenteuer'. Obwohl Siegfried Kuhnt als Agrartechniker ausgebildet wurde, schlägt er bald einen anderen Weg ein. Die Wende verspricht wie für so viele andere auch für ihn ein neues Leben. In seiner neuen Heimat Kurort Oberwiesenthal engagiert er sich unter anderem als Kommunalpolitiker und plaudert aus dem Nähkästchen ...

KAPITEL 2- Die Kindheit

Am 10. Juli 1947 wurde ich in der Wohnung auf der Gartenstraße geboren. Am 09. August 1949 kam meine Schwester Giesela und am 21. April 1952 noch mein zweiter Bruder im Roßweiner Krankenhaus zur Welt. Nach den Erzählungen meiner Schwester Hannelore musste ich als Kleinkind mit bei ihr im Bett am Fußende schlafen. Nach der Geburt meiner Schwester Giesela haben wir, 6 Kinder, in 3 Betten geschlafen. Nachdem mein 2. Bruder geboren worden war, schlief er mit bei meinen Eltern im kleinen Schlafzimmer.

Mein Vater wurde als Arbeiter dem Wohnungsbau in Roßwein zugewiesen. Hier musste er in Zinkkanistern Ziegel und Kalkgemisch in die einzelnen Etagen tragen. Kalk zu löschen und Terrazzo zu schleifen waren weitere Tätigkeiten. Um etwas Geld dazuzuverdienen, hat er häufig zusätzlich am Wochenende Terrazzo geschliffen. Oft bin ich mit auf die Baustelle gegangen und habe meinem Vater das Wasser zum Schleifen geholt. Zu den Mahlzeiten haben wir Kinder unserem Vater das Mittagessen auf den Bau gebracht. Das von meiner Mutter zu Hause zubereitete Essen kam in einen damals üblichen Essenbehälter aus Aluminium. Eines Tages im Juni 1953 herrschte zur Mittagszeit in Roßwein tüchtiger Lärm. Nachdem ich vom Essentragen nach Hause gekommen war, ging ich dem Lärm nach und aus Richtung Haßlau kamen eine Menge russische Panzer. Voller Stolz erzählte ich das am Abend zu Hause und bekam deshalb von meinem Vater einige Ohrfeigen. Im späteren Leben habe ich erfahren, warum. Die Russen hatten in Roßwein einige Betriebe eingekesselt, weil die Arbeiter gestreikt hatten, und wollten in die nächste größere Stadt, nach Döbeln, marschieren. Es war die Streikwelle in der DDR, da die Versorgung zum täglichen Leben immer schlechter wurde. Mein Vater wollte sich an dem Streik beteiligen, hatte aber noch rechtzeitig nach Hause fliehen können, bevor die Russen die Betriebe abriegelten.

Durch das Löschen von Branntkalk auf dem Bau erkrankte mein Vater stark an Bronchialasthma, weshalb er 1953 im Alter von 53 Jahren vorzeitig in Rente geschickt wurde. Er bekam 135 Mark der DDR. So musste er nun seine Familie ernähren. Das reichte weder hinten noch vorne, so dass sich meine Mutter in verschiedenen Geschäften in Roßwein als Reinigungskraft etwas dazuverdienen musste. Obwohl wir sehr beengt wohnten, hatte ich doch eine schöne Kindheit auf der Gartenstraße. Meine größeren Geschwister, die in Lähn geboren waren, fanden das nicht so toll. Sie waren ganz andere Lebensbedingungen gewohnt.

Auf der Gartenstraße wohnte eine Familie Knepper, die unsere Familie sehr unterstützt hat. Später erfuhr ich, dass Herr Knepper auch immer als Weihnachtsmann zu uns gekommen war. Er beschenkte uns mit Spielzeug und Süßigkeiten. Mein Vater hat für die Familie Knepper auf der Bergstraße in Roßwein einen kleinen Garten bewirtschaftet. Dabei habe ich oft geholfen. Das hat mir viel Spaß bereitet. Die