: Agatha Christie
: Der Hund des Todes Erzählungen
: Atlantik Verlag
: 9783455015041
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
 Zwölf unerklärliche Ereignisse, zwölf frappierende Erzählungen  Ob Schmauchspuren in der Form eines riesenhaften Hundes, ein Geisterhaus oder der seltsame Fall eines Mannes, der sich plötzlich wie eine Katze verhält: Zwölf rätselhafte Phänomene ergeben zwölf überraschende Erzählungen. Die berühmteste unter ihnen,  Zeugin der Anklage , wurde von Christie fürs Theater adaptiert und, von Billy Wilder mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle verfilmt, ein Kino-Welterfolg.   

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Das rote Signal


Nein, wie entsetzlich aufregend«, stöhnte die hübsche Mrs Eversleigh, indem sie ihre großen blauen Augen weit aufriss. »Man sagt doch immer, Frauen hätten einen sechsten Sinn. Glauben Sie, dass das wahr ist, Sir Alington?«

Der berühmte Psychiater lächelte höhnisch. Er empfand grenzenlose Verachtung für diesen dümmlichen hübschen Frauentyp, zu dem seine jetzige Tischdame gehörte. Alington West wardie Autorität schlechthin, was Geisteskrankheiten betraf, und er war sich seiner Stellung und Wichtigkeit voll und ganz bewusst – ein leicht schwammiger Mann von fülliger Figur.

»Da wird eine Menge Blödsinn erzählt, ich weiß das, Mrs Eversleigh. Was bedeutet überhaupt der Begriff ›sechster Sinn‹?«

»Ach, ihr Wissenschaftler seid immer so gründlich. Aber es ist doch ungewöhnlich, wie man manchmal Dinge weiß, einfach weiß, fühlt, ich meine … ganz unheimlich, wirklich. Claire weiß, was ich meine, nicht wahr, Claire?«

Mrs Eversleigh machte einen Schmollmund und wandte sich mit leicht vorgebeugten Schultern ihrer Gastgeberin zu.

Claire Trent antwortete nicht gleich. Sie und ihr Mann hatten zum Abendessen eine kleine Gesellschaft eingeladen: Violet Eversleigh, Sir Alington West und dessen Neffen Dermot West, einen alten Freund von Jack Trent.

Jack Trent selbst war ein schwerer Mann mit gerötetem Gesicht. Er lächelte gutmütig, sein Lachen war angenehm träge. Er nahm den Faden der Unterhaltung wieder auf.

»Unsinn, Violet. Dein bester Freund kam bei einem Eisenbahnunglück ums Leben. Sofort fällt dir wieder ein, dass du Dienstagnacht von einer schwarzen Katze geträumt hast – wunderbar, du wusstest also während der ganzen Zeit, es würde etwas passieren.«

»O nein, Jack, jetzt wirfst du Vorahnung und Intuition durcheinander … Sir Alington, sagen Sie es bitte. Sie müssen doch zugeben, dass es Vorahnungen tatsächlich gibt.«

»Bis zu einem gewissen Grad, vielleicht«, stimmte der Arzt vorsichtig zu. »Aber der Zufall spielt meist eine große Rolle, und dann tendiert man allzu leicht dazu, hinterher zu behaupten, man habe alles schon vorher gewusst. Das müssen wir dabei immer in Betracht ziehen.«

»Ich glaube nicht, dass es so etwas wie Vorahnungen gibt«, behauptete Claire Trent ziemlich unvermittelt, »oder Intuition oder einen sechsten Sinn oder irgendetwas, von dem wir so zungenfertig reden. Wir gehen durch das Leben wie ein Zug, der durch die Dunkelheit zu einem unbekannten Ziel rast.«

»Das ist kein besonders treffender Vergleich, Mrs Trent«, sagte Dermot West, indem er den Kopf hob und zum ersten Mal an der Diskussion teilnahm. Es lag ein sonderbarer Schimmer in seinen klaren grauen Augen, die seltsam hell aus dem dunkelgebräunten Gesicht blick