EINS
LADY SIF
Sif machte sich unter dem Schutz ihres Schilds bereit und stöhnte auf, als sie der Aufprall des Felsens einen Schritt zurückzwang. Am anderen Ende des Schlachtfelds stieß der Bergriese, der ihn geworfen hatte, ein Wutgebrüll aus und stapfte auf sie zu. Seine Magie riss einen großen Graben in den Boden und formte die lose Erde zu einer Welle, die die Schildmaid unter ihrem Gewicht begraben würde.
Sif fletschte die Zähne und stieß ihr Schwert in die Erdmauer, die sie einzuhüllen drohte. Das brach den Zauber. Die Erde fiel lose zu Boden. Sie sprang darüber und griff an. Die Ebene östlich von Asgardia wurde von fast hundert Bergriesen heimgesucht und Sif wusste – wie alle Krieger –, warum sie gerade jetzt gekommen waren: Odin hielt sich in Vanaheim auf und versuchte erneut, den Frieden mit den Vanir zu sichern, für den sie so hart gekämpft hatten. Die Abwesenheit des Allvaters hatte nicht so sehr die Frage aufgeworfen, ob es einen Angriff geben würde, sondern eher, von wem und wie vielen.
Und warum.
Sif beschäftigte sich nicht mit dem Warum, jedenfalls nicht in diesem Moment. Ihr Bruder Heimdall der Weitsehende hatte Thor vor der Ankunft der Riesen in Asgard gewarnt und hinzugefügt, dass es sich dabei nur um die Vorhut einer größeren Invasion handeln könnte. Sif hatte darum gebeten, die Verteidiger anzuführen, und Thor hatte ihr diesen Wunsch gewährt, da er so in Asgardia bleiben konnte, um einen Gegenangriff zu planen.
Sif grinste, als sie die letzten paar Meter zwischen sich und ihrer Beute zurücklegte. Felsen regneten herab und überall um sie und ihre dreihundert Krieger herum spritzte Erde auf. Was die Bergriesen auch heute hier zu erreichen hofften, sie erwartete nur ein schmachvoller Tod. Ihr Schwert fest in der einen, ihren Schild in der anderen, griff sie an. Doch der Riese sah sie kommen und obwohl er viermal größer war als Sif, war er überraschend schnell. Die Keule, die er mit tödlicher Präzision schwang, war der Stamm eines jungen Baumes, der poliert worden war, bis die helle asgardische Sonne von seiner Oberfläche