: Eric Berg, Eric Walz
: Die Giftmeisterin Historischer Kriminalroman
: Blanvalet
: 9783641302535
: 1
: CHF 5.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
Der Tod geht um am Hof Karls des Großen und eine ungewöhnliche Frau beginnt zu ermitteln ...
Aachen im Jahre 799: Gräfin Ermengard leidet Qualen in ihrer Ehe mit Arnulf, Hauptmann der Leibwache und langjähriger Weggefährte Karls des Großen. Nur die Freundschaft des verwitwete Gerold, Quartiermeister des Königs, ist ihr ein Trost. Da geschieht in der Aachener Karlsburg ein Verbrechen: Hugo, der ältere von Gerolds Söhnen, wird ermordet aufgefunden - und das wenige Tage, bevor der Papst zu Besuch eintrifft. Ermengards Mann wird vom König mit Ermittlungen beauftragt. Misstrauisch gegen ihren Mann beschließt sie, selbst einige Fragen zu stellen, ohne dass Arnulf davon erfährt, doch was sie nicht weiß: Auch ihr Leben ist in Gefahr ...

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten deutschen Autoren und begeistert Kritiker und Leser immer wieder aufs Neue. Neben seinen erfolgreichen Kriminalromanen überzeugt er als Eric Walz mit opulenten historischen Romanen wie seinem gefeierten Debütroman »Die Herrin der Päpste«.

4


Wieder stand ich vor der Tür, hinter der nun nicht mehr gelacht wurde. Hörte ich irgendetwas? Ich strengte mich an, doch da war nichts zu hören. Kein lustvolles Stöhnen.

Meine Hand ballte sich – der anerzogenen Pflicht gemäß – zur Faust und schickte sich an anzuklopfen. Mein Wille verhinderte es.

Ich wollte sehen. Einmal wollte ich es mit eigenen Augen sehen, es mir nicht nur vorstellen, es nicht in Albträumen träumen.

Ich fasste den Knauf.

Diese Stille … Beinahe wie die Stille von vorhin draußen im Schnee, kurz vor dem Stolpern.

Womöglich, so dachte ich, waren Arnulf undsie auseinandergegangen, und er schlief friedlich und allein. Oder sie schliefen nebeneinander.

Ich trat langsam ein. Ich spürte zunächst die Wärme. Im übrigen Haus war es bitterkalt, da die dünnen Tierhäute, die in den Fenstern aufgespannt waren, zwar den Wind, nicht jedoch den eisigen Frost eines Dezembertages fernhalten konnten. Und die Kohlefeuer wärmten nur, wenn man direkt vor ihnen saß.

Der Grund für die angenehme, ungewöhnliche Wärme in Arnulfs Gemach war schnell gefunden, denn es brannten rund zwanzig Öllampen im Raum verteilt, auf den Truhen, dem Tisch, dem Boden.

Dort waren Arnulf und sie, zwischen Öllampen auf dem Boden, auf einem Fell. Was sie taten, taten sie stumm. Das Geräusch ihrer sich aneinander reibenden Körper war das Einzige, das sie von sich gaben, so als hüteten sie das Geheimnis ihres Zusammenseins.

Sie bemerkten mich nicht. Da war ich also. Sah sie in vollem Licht. Sah die körperliche Liebe, die sie seit drei Jahren verband und der bereits ein Kind entsprungen war.

Mir wurde schlecht. So leise und rasch wie möglich schloss ich die Tür, eilte in mein Gemach und übergab mich in die Wasserschale neben meinem Bett.

»Das hat sein müssen«, flüsterte ich.

Kurz darauf kehrte ich zum dritten und letzten Mal in dieser seltsamen Nacht zu der Tür zurück, dieses Mal hochoffiziell. Ich klopfte an. Drinnen ein Rascheln, dann leise Stimmen. Ich klopfte erneut. Sie berieten sich.

»Arnulf«, rief ich. »Bitte öffne. Es ist wichtig.«

Arnulf hätte bei dieser dringenden Bitte kaum etwas anderes tun können, als die Tür zu öffnen, trotzdem fühlte ich eine gewisse Genugtuung darüber. Als seine Gestalt im Türspalt erschien, als er vor mir stand, fiel mir sofort wieder ein, weshalb ich diesen Mann liebte. Es hatte nicht nur mit seinem Körper zu tun, obgleich ich sagen muss, dass er mir sehr gefiel. Seine zahlreichen Schwertübungen und die Mäßigkeit, die er beim Essen und Trinken an den Tag legte, täuschten über die sechsundvierzig Jahre, die er zählte, hinweg. Sein kurz gehaltener Bart verdeckte die Narbe, die ein sächsischer Schwerthieb hinterlassen hatte, und gab dem