Teil I Zugänge
Beitrag 1 Wertschöpfende Geschäftsmodelle und Gesellschaftsstrukturen im Gesundheitssystem: ein Kaleidoskop der vielschichtigen Lösungen
Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher
1 Ein Blick zurück: eine kurze Entwicklungsgeschichte
2 Das Prinzip der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen
3 Herausforderungen im Status quo und eine etwas „schräge“ Debatte
4 Ein Blick nach vorne: Chancen nutzen, Sorgemotiv schützen
5 Notwendige Rahmenbedingungen wertschöpfender Strukturen
Literatur
| Prof. Dr. rer. pol. h.c. Herbert Rebscher Prof. Dr. Herbert Rebscher leitet das Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung; Professor für Gesundheitsökonomie und -politik an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. Von 1996 bis 2003 war er Vorsitzender des Vorstandes des Verbandes der Angestellten Krankenkassen. Von 2004 bis Ende 2016 war er Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. Er ist u. a. Vorsitzender des „Frankfurter Forums für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen“, Präsident der „Deutsch-Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik“, Vorsitzender des Hochschulrates der Wilhelm Löhe Hochschule in Fürth und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates „Versorgungsforschung“ der DAK-Gesundheit. |
Abstract:
Die gegenwärtige Diskussion über investorengeführte MVZ und generell über Private Equity im Gesundheitssystem verkennt, dass schon heute in den Sektoren des Gesundheitssystems überwiegend privat finanzierte Angebotsstrukturen und private Anbieter dominieren. Nur im Krankenhausbereich gibt es nennenswerte Anteile (ca. ein Drittel) in rein öffentlicher Trägerschaft und rein rechtlich eine öffentliche Finanzierung der notwendigen Investitionen, die aber rein faktisch den Investitionsbedarf nicht deckt und so zum eigentlichen Problem geworden ist. Es geht also nicht darum, ob privates Kapital auch das Gesundheitswesen gestaltet, es geht darum, wie die Wertschöpfung des Systems auf die Versorgung der Patienten und die Qualität der Angebote konzentriert werden kann. Eine Unterscheidung in „gutes Geld“ und „schlechtes Geld“ trägt dazu nicht viel bei. Kluge Regulierung und Fokussierung auf Versorgungsprozesse und Ergebnisse sind die Mittel der Wahl.
1 Ein Blick zurück: eine kurze Entwicklungsgeschichte
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Geschäftsmodelle und Gesellschaftsstrukturen sind strategische Entscheidungen. Es sind in der Regel auch sehr langfristige Entscheidungen. Die Wahl konkreter Geschäftsmodelle von Unternehmen folgt vielfältigen Anreizen und Zielen. Bei der rechtlichen Gestaltung der Organisation spielen Fragen der Eigentumsrechte, der Finanzierung, der steuerrechtlichen Konsequenzen, der Entscheidungsfähigkeit, der Haftung und der Flexibilität eine wichtige Rolle. Für die Prozessorganisation sind dies Fragen der Kundennähe, der Servicequalität, der Länge der Wertschöpfungskette, der Logistik, der Lieferketten und ähnliches. Die vorhandene technische, insbesondere die informationstechnische und die digitale Infrastruktur determinieren die Entscheidungen zunehmend.
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Entscheidungen der beteiligten Gesellschafter zur Aufbau- und Ablauforganisation von Unternehmen benötigen Vertrauen in die Stabilität der Rahmenbedingungen mindestens im Investitionszyklus, besser weit darüber hinaus. Geschäftsmodelle folgen „langen Linien“, Pfadabhängigkeiten und der strukturellen und kulturellen Verfasstheit der Märkte.
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Dies gilt auf allen dauerhaft wertschöpfenden Märkten, besonders auch auf den verschiedenen Märkten eines Gesundheitssystems.
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Gemeinsam ist allen Märkten des Gesundheitssystems, dass di