Rochester for Order
Es war eine jener Nächte, in denen man unbedingt allein sein möchte.
Seit über 50 Jahren segle ich, davon 25 Jahre als Skipper. In meinem wahrlich ereignisreichen Leben gab es nur wenige wirkliche Ruhepunkte. Es waren die Nächte auf See oder in den Hafenstädten, die ich allein und ohne schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kameraden, Freunden oder Trainees genießen konnte. Meist saßen wir ja gemeinsam in einer der Hafenkneipen, je nach Gegend ein Pub, eine Osteria oder eine Konoba und wir tobten uns mit unseren alten Geschichten bei Whisky, Bordeaux oder auch Slibowitz und gutem Essen aus. Die Sangesfreude meiner Crews war sprichwörtlich.
Und heute denke ich zurück an den Mai 1996. Ich sitze wie damals allein am Medway-River, im Rücken die Quais von Rochester in der Grafschaft Kent.
Rochester am Medway
Die wenigen Lichter funzeln vor sich hin, spiegeln sich im träge fließenden Medway, der heute am späten Abend dunkel und dickflüssig wie mein Stout aussieht. Den Krug hab´ ich mir drüben im „Medway Inn“ füllen lassen,