: Patrik Bruna
: Geschichten aus Nebelhaven II
: epubli
: 9783758453670
: 1
: CHF 2.40
:
: Horror
: German
: 449
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zurück nach Nebelhaven - einer fiktiven Stadt im Norden Deutschlands. In vier Kurzgeschichten begeben sich die Protagonisten von Jung bis Alt in die Hafenstadt und versuchen, ihr Leben - geprägt von Verlust, Angst, Trauer, Wut und Verzweiflung - zu bewältigen. Aber neben ihren Lebensherausforderungen da ist noch diese Stadt mit ihrer grauenhaften Geschichte, die zudem eine übernatürliche Kraft innezuhaben scheint und Einfluss auf die Menschen und ihr Handeln nimmt.

Patrik hat sich schon seit seinen frühen Leseerfahrungen für das Schreiben begeistert. Nach erfolgreichem Studiengang - selbstredend Germanistik - und weiteren vielen Lesejahren beschloss er, seine eigenen Ideen zu verwirklichen.

Nachdem ich den ersten Schock nach meinem Geburtstag überwunden habe, lagen noch einige Wochen des FÖJ vor mir: Auffällig häufig war ich in dieser Zeit krankgeschrieben oder ging schlicht und ergreifend nicht zum Freiwilligendienst. Als ich es dann doch ab und an schaffte, beim Besucherzentrum Wattenmeer zu erscheinen, merkte die Mitarbeitenden sogleich, dass mir etwas Alarmierendes auf dem Herzen lag. Wieder – und dennoch zu meiner Überraschung – hatten alle Verständnis. Sie waren gewiss nicht glücklich darüber, dass ihre Dienstpläne mit meinen Einsätzen im Grunde nichtig waren und sie mich für die letzte Etappe meines Freiwilligenjahres auch gleich ausplanen konnten, aber sie ließen nicht an mir locker und versuchten mich dazu zu bewegen, doch noch die letzte Zeit durchzustehen. Tatsächlich gab mir ihre Zuversicht, wenngleich ich sie immer und immer missbräuchlich enttäuschte, Kraft. Irgendwie habe ich das Jahr dann doch zumindest in Teilen zufriedenstellend absolvieren können. Die Abschlussfeier am Strand, wo neben mir noch drei weitere junge Erwachsenen verabschiedet wurden, war jedenfalls gelungen organisiert, und in kleinen Reden wurde meiner Leistung und meines Einsatzes für das Wattenmeer gedacht und gedankt. Trotz der für mich schwierigen Situation war ich offen gestanden mächtig stolz an jenen Abend und konnte mich an den Feierlichkeiten doch noch erfreuen.

Am Folgetag wachte ich mit einem Kater auf; weil ich nun ohnehin nichts Wichtiges zu tun hatte, beschloss ich, einen Spaziergang zum Pier zu unternehmen, um bei einem starken Kaffee und frischen Nordseewind meine Nachwirkungen des vergangenen Abends zu beseitigen. Ich ging den gesamten Weg von meinem Zuhause bis zum Hafen. Wieder war es Zeit, die ich scheinbar endlos zur Verfügung hatte und die vertrieben werden möchte. Nie vergeht Zeit so langsam, wenn man planlos ist, wenn man nicht weiß, was man mit ihr anzufangen weiß.

Nach einer guten Stunde befand ich mich im Hafenviertel und war ein wenig überrascht, dass in der Sommerferienzeit doch recht viel los war in Nebelhaven. Viele Touristen versammelten sich am Pier, standen Schlagen für die Tagesreisen mit den diversen Ausflugsboote und Schiffen. Ich musste mich an einigen Stellen umständlich durchschlängeln und die Warterei vor einem kleinen Café wirkte unaushaltbar lang. Trotzdem reihte ich mich ein; so recht kann ich auch nicht erklären, wieso ich das tat. Hatte ich tatsächlich so ein Verlangen nach einem starken Pott Kaffee? Oder wollte etwas, dass ich hier stand; dass ich gezwungen war, hier zu verweilen und mich umzusehen?

Ich sah die mir bekannten Stände und Imbisse am Pier an, die zahllosen kleinen und großen Schiffe sowie die vereinzelten Gebäude. Dann blickte ich wieder in die Ferne und sah den Horizont samt Meer. Wie oft ich schon so dagestanden und einfach nur geradeaus geschaut hatte? Ich ging einen Schritt näher, lange würde ich noch anstehen müssen. Erneut wanderte mein Blick von der Szenerie weg und