: Sarah Lark
: Schicksalssterne Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732586462
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 590
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Hannover, 1910: Es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen der jüdischen Bankierstochter Mia und dem jungen adligen Offizier Julius. Für eine gemeinsame Zukunft wandern sie nach Neuseeland aus, wo sie eine Pferdezucht aufbauen wollen. Doch bei Kriegsausbruch werden sie der Spionage für die Deutschen verdächtigt und getrennt voneinander interniert. Nur der Einsatz der jungen Wilhelmina rettet das Gestüt. Aber der Preis dafür ist hoch und nach dem Krieg ist nichts mehr so, wie es war ...

Eine mitreißende Geschichte um Liebe und Verrat, Verzweiflung und Mut vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges



Sarah Lark, geboren 1958, ist eine Bestsellerautorin, deren Bücher in über 20 Ländern erscheinen. Neben ihren fulminanten Generationensagas überzeugt sie mit mitreißenden Romanen über Liebe und Familiengeheimnisse im Neuseeland der Gegenwart. Sarah Lark ist das Pseudonym einer deutschen Schriftstellerin, die in Spanien lebt. Unter dem Autorennamen Ricarda Jordan schreibt sie historische Romane.

KAPITEL 1


»Nun schieß schon, Julius!«, rief Helena, als der gewaltige Keiler in Julius’ Schussfeld brach.

Die Treiber konzentrierten das Wild in einem Kessel, gebildet von den sechsundvierzig Jagdgästen des Gutes Großgerstorf. Julius von Gerstorf und seine Cousine Helena teilten sich einen Schießstand, doch Helena musste nachladen. Sie hatte sofort auf das Wildschwein angelegt, als es aufgetaucht war, es allerdings verfehlt.

Julius lief das Tier genau vor die Flinte. Es rannte in Panik direkt auf den Schießstand zu, gefolgt von einer Bache und einem Jungtier. Julius konnte es nicht verfehlen. Trotzdem zögerte er. Ein so prachtvolles Tier … so voller Leben … Es erschien ihm unfair, es aus dem Hinterhalt zu erlegen. Dennoch musste er schnell etwas tun. Wenn Wildschweine eines Menschen gewahr wurden, konnte es gefährlich werden. Julius zielte sorgfältig – und schoss über den Kopf des Keilers hinweg. Auch Helena war wieder schussbereit. Da sie wohl annahm, dass er das männliche Tier im Visier hatte, legte sie auf die Bache an. Diese brach getroffen zusammen, während der Keiler und das Jungtier nach rechts ausbrachen und an ihnen vorbei aus dem Kessel flohen.

»Julius, wie konntest du ihn verfehlen?«, schimpfte Helena. »Wie weit war der weg? Zwanzig Meter? Jedes Kind hätte ihn getroffen. Und so was ist beim Militär! Was willst du denn machen, wenn mal ein Krieg ausbricht?«

Das fragte sich Julius mitunter auch – obwohl er ganz passabel schoss, wenn er auf Scheiben anlegte. Tiere zu töten war ihm jedoch zuwider und Menschen erst recht. Allerdings hatte er andere Qualitäten, die ihn zumindest in Friedenszeiten für das Militär interessant machten. Julius von Gerstorf war ein hervorragender Reiter. Er diente beim 1. Königlich Sächsischen Ulanen-Regiment und sollte in Kürze zur Militärreitakademie Hannover abkommandiert werden. Letzteres war eine große Ehre, denn er war mit seinen zwanzig Jahren erst Fähnrich. Gewöhnlich musste man Leutnant sein oder einen noch höheren Dienstrang innehaben, um von der Akademie akzeptiert zu werden.

»Ich glaube, ich bin gestolpert«, entschuldigte er sich jetzt. »So eine dumme Wurzel … Aber du warst ja immerhin erfolgreich.«

Die Bache, die Helena erlegt hatte, rührte sich nicht, auch nicht, als sie näher traten, um sich von ihrem Tod zu überzeugen.

»Blattschuss!«, sagte Helena stolz.

»Gratuliere«, bemerkte Julius trocken.

Inzwischen vermeldete ein Hornsignal das Ende der Jagd. Julius war das nur recht, schließlich harrten sie seit fünf Uhr morgens in diesem kalten, feuchten Oktoberwald aus, ohne sich groß zu bewegen. Er war nass und durchgefroren, und Helena musste es eigentlich genauso gehen.

Seine Cousine schien jedoch das Jagdfieber zu wärmen. Sie wirkte