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ABENDESSEN MIT FREUNDEN
ROBYN
Willa kommt in die Küche. Sie schenkt mir ein rasches, unsicheres Lächeln, dann blickt sie zur Diele, wo Stimmen zu hören sind: Jamie unterhält sich mit Cat. Ich ziehe sie an mich. Ihre Haare duften nach Rose und Ambra und noch etwas anderem, etwas Sommerlichem, vielleicht Orangenblüten, Klementinen.
»Wegen heute Vormittag«, sagt sie, und ihre Stimme ist ein tiefes, drängendes Wispern. »Ich …«
Sie bricht ab, als Sophie, unsere Fünfjährige, hereingestürmt kommt, ihre Arme um meine Freundin schlingt und sie beinahe umwirft. Es wird noch warten müssen.
»Lass Willa doch erst ihren Mantel ausziehen«, sage ich lächelnd, als Willa sich graziös wie eine Tänzerin vor Sophie verbeugt und ihr ein Buch und ein Kuscheltier, ein graues Kaninchen in einer Paisley-Weste, überreicht. Sie fährt mit einer Hand über die dunklen Haare unserer Tochter und streichelt ihre Wange. In dem dunkelgrünen Wickelkleid, das wunderbar mit ihren rötlichen Haaren kontrastiert, sieht Willa atemberaubend, wahrhaft schön aus. Große Brillanten funkeln an ihren Ohrläppchen. Sie scheint absolut perfekt: hohe Wangenknochen, schmale Hüften und lange Beine.
»Wow«, sage ich. »Du siehst fantastisch aus.«
»Seht euch die mal an«, sagt Cat, die mit einem riesigen Strauß aus Rosen, Pfingströschen, Disteln und Eukalyptuszweigen in den Händen die Küche betritt. Ihr folgt Jamie, der zwei teuer aussehende Weinflaschen im Arm hält. Er beugt sich herab und küsst mich mit einer für einen Mann von seiner Größe unerwarteten Zartheit auf die Wange, seinem warmen Atem auf meiner Haut haftet der süßsaure Geruch eines vor Aufbruch eingenommenen Drinks an.
»Robyn«, sagt er geschmeidig im tiefen Tonfall eines Radiomoderators einer Late-Night-Show, »es ist immer so schön, dich zu sehen.«
Willa bietet an, Sophie nach oben ins Bett zu bringen, sodass wir Jamie unterhalten müssen. Neben ihm sieht meine feingliedrige Ehefrau wie eine Zwergin aus. In unserer vollgestopften viktorianischen Küche wirkt er zu breit, zu groß, wie ein Luxus-Kreuzfahrtschiff eingezwängt in einen schmalen venezianischen Kanal, und augenblicklich keimt in mir der Wunsch, er möge sich hinsetzen. Ich ziehe einen Stuhl vor und lächle Cat kurz zu, als er sich darauf niederlässt. Er schlägt ein Bein übers andere, Fußknöchel aufs Knie, und schaufelt sich aus einer Schale eine Handvoll Mandeln in den Mund. Ich mache einen Bogen und setze mich neben Jamie, während Cat die Blumen in eine Vase stellt. Er lehnt sich zurück und legt schwerfällig einen Arm auf meine Stuhllehne, worauf ich mich nach vorne beuge und die Ellbogen auf dem Tisch abstütze.
»Warum kümmere ich mich nicht um den Wein?«, sagt er. »Und mache mich nützlich.« Er mustert das Etikett auf einer der Weinflaschen. »Gib mir einen Korkenzieher, dann öffne ich die hier, wenn du willst.«
»Wir haben auch Schampus«, sage ich. »Oder vielleicht magst du einen Aperitif? Wodka? Gin? Ich mixe einen großartigen Martini.«
»Schon gut«, erwidert er, zieht den Korken heraus und schenkt sich ein großes Glas von dem samtigen Wein ein. »Das hier genügt.« Für den Bruchteil einer Sekunde fällt mir nichts ein, was ich zu Jamie sagen könnte, einem M