: Stephan Ludwig
: Zorn - Schwarze Tage Thriller | »Ein neuer ?Zorn? ist ein absolutes Highlight im Bücherjahr.« literaturmarkt.info
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104915562
: Zorn
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hauptkommissar Claudius Zorn und der dicke Schröder in ihrer dunkelsten Stunde - der dreizehnte Band der Kult-Thriller-Serie von Bestsellerautor Stephan Ludwig Hauptkommissar Zorn will nicht aufwachen. Nie wieder. Wenn er schläft, ist alles gut. Sobald er wach ist, muss er der kalten Wahrheit ins Gesicht blicken. Der wichtigste Mensch in seinem Leben ist tot, wurde vor seinen Augen überfahren. Auch sein Kollege Schröder hat mit der Situation schwer zu kämpfen. Aber Schröder weiß, dass er nicht ruhen kann, bis er Antworten hat. Mit Zorns Hilfe oder ohne. Wer ist der Todesfahrer und damit für diesen sinnlosen Tod verantwortlich? Als sich kurze Zeit später ein brutaler Mord ereignet, werden Zorn und Schröder stutzig. Und geraten selbst ins Visier der falschen Leute. »Das Erscheinen eines neuen ?Zorns? stellt ein absolutes Highlight im Bücherjahr dar, obwohl das Lesevergnügen immer wieder schon nach kürzester Zeit vorbei ist. Nur wenige deutsche Krimi-Autoren im Hier und Jetzt besitzen die Gabe eines Stephan Ludwig, den Leser derart zu paralysieren und seine gesamte Aufmerksamkeit auf das vor ihm liegende Buch zu richten. Möge diese spannende Reihe mit den wunderbaren Charakteren noch viele Fortsetzungen finden!« Literaturmarkt.info

Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze. Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle.

Neun


»Schön, dass ihr da seid.«

Sie hatten sich im Wohnzimmer um den großen Esstisch versammelt – Zorn selbst, Schröder, Edgar und Rufus, den Malina im Rollstuhl an die Stirnseite geschoben hatte.

»Tja, dann …«

Zorn langte nach der Porzellankanne, um Kaffee auszuschenken.

»Erst die Geschenke«, verlangte Schröder.

Zorn betrachtete die Pakete auf der weißen Tischdecke, griff nach einer Papierrolle und löste die rosafarbene Schleife.

»Du wolltest eigentlich was Großes«, entschuldigte sich Edgar. »Aber als wir dich gestern angerufen haben, war ich schon fertig. Du hättest mir früher …«

»Es ist wunderschön.«

Edgar hatte einen großen Regenbogen gemalt. Darunter sich selbst, umgeben von allen, die ihm wichtig waren.

»Ist das ein Düsenantrieb?«, fragte Zorn und deutete auf Rufus’ Rollstuhl, den Edgar mit goldenen Speichen versehen hatte. Daneben hatte er Malina mit einem Blumenstrauß in der Hand gemalt.

»Raketen«, sagte Edgar. »Rufus wollte es so.«

Ein zustimmendes Glucksen drang aus Rufus’ magerer Brust.

Zorns Blick wanderte über das Bild: Schröder auf seinem Rennrad, Zorn selbst mit Hakenhand und Zigarette im Mundwinkel. Edgar hatte auf jedes Detail geachtet, jedes Karo auf Schröders Hemd war abgebildet. Selbst das Klettband um seine Wade, mit dem er die Cordhose vor der Kette schützte, hatte Edgar nicht vergessen, auch nicht die Narben auf der Wange seines Vaters, die er mit einem spitzen Bleistift gezeichnet hatte.

»Ich hab’s letzte Woche gemalt.« Edgar begann zu weinen. »Da war sie noch …«

Sich selbst hatte er in einemBlack Panther-Kapuzenshirt gemalt, das er auch jetzt anhatte. Seine linke Hand umfasste die seiner Mutter, seine andere Friedas, die ein hellblaues Kleid mit silbernen Sternen trug.

»Danke.« Zorn nahm seinen Sohn in die Arme. »Ich wusste gar nicht, dass du so gut malen kannst. Viel besser als ich.«

»Jeder malt besser als du«, schluchzte Edgar.

»Stimmt«, nickte Rufus.

»Und was ist das?« Zorn blinzelte, um wieder halbwegs klar sehen zu können, griff nach dem nächsten Päckchen und wickelte es aus. »Das neue Mario Kart?«

»Von Mama und Rufus«, schniefte Edgar.

»Aber Edgar hat’s ausgesucht«, sagte Malina.

»Mit ganz neuen Strecken, Papa.«

Edgar hatte das Nintendospiel damals von Frieda geschenkt bekommen, sie hatten es seit über einem Jahr nicht mehr gespielt. Nach anfänglicher Euphorie war sein Interesse schnell erlahmt, während Zorn, seinem Sohn hoffnungslos unterlegen, noch eine Weile verbissen trainiert hatte, bis er seinen Controller eines Nachts wutentbrannt aus dem Fenster in den Fluss geworfen hatte.

»Wir können zusammen üben«, versprach Edgar. »Ich bring dir ein paar Tricks bei, dann wirst du nicht immer Letzter.«

»Ich mach dich fertig«, drohte Zorn. »Wirst schon sehen, du Angeber.«

Er sah zu Malina, formte mit den Lippen zwei lautlose Silben.

Danke.

Sie lächelte ihm kurz zu. Ihr Haar war gewachsen und zu einem straffen Zopf gebunden. Sie hatte aufgehört, es zu färben, die grauen Strähnen standen ihr gut.

Zorn langte nach einem weiteren Päckchen, löste das bunte Papier und öffnete die Schachtel eines iPhones. Schröder hatte das Display von Friedas Handy ersetzt und die Risse mit Flüssigkleber repariert.

Zur Erinnerung, hatte er auf eine Karte geschrieben.Ich hoffe, es hilft Dir.

Zorn nickte ihm zu, schloss die Schachtel und nahm das letzte Geschenk, ein längliches, in Silberpapier gewickeltes Päckchen.FÜR CLAUDIUS stand auf einem Kärtc