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Wie betäubt verließ Catherine das Büro von Jeffrey Winterbottom. Die Weinhandlung war verloren. Alles, was ihr jemals gehört hatte oder gehören sollte, zerrann ihr jetzt unter den Händen.
Die Versteigerung am nächsten Tag ergab nicht einmal einen Bruchteil der Summe, die nötig gewesen wäre, um die Schulden zu tilgen.
Alles, was sie jetzt noch hatte, war ein Bündel mit ihren persönlichen Sachen. Ein paar Kleidungsstücke und eine King James Bibel. Das war alles.
Mit ihrem letzten Geld fuhr sie mit der Postkutsche nach Southampton, wo sie entfernte Verwandte hatte, bei denen sie unterzukommen hoffte.
Besonders gelegen kam sie im Haushalt ihres Großonkels Richard Glenfield nicht, der sich schon vor ihrer Geburt mit Catherines Vater zerstritten hatte.
Er führte einen kleinen Krämerladen und hatte selbst keinen Penny übrig.
Aber Catherine wurde dennoch aufgenommen und schlief in der Stube. Tagsüber half sie im Laden und am Abend zog es sie oft in die Nähe des Hafens. Dorthin, wo sie das Schiff hatte auslaufen sehen, das John Billings mitgenommen hatte.
Ein paar Monate gingen so ins Land. Es wurde wärmer, auch wenn an der Kanalküste immer ein frischer Wind vom Meer her wehte.
Und dann wurde eines Tages wieder einer jener mächtigen Segler beladen, die sich auf die Reise ans andere Ende der Welt machten. Gefangene waren nicht an Bord, sondern vorwiegend dringend benötigte Werkzeuge. Auch Tiere wurden auf das Schiff gebracht. Allen voran Schafe, die man offenbar in Neu Holland gut züchten konnte.
In einem Moment, in dem die Wachen abgelenkt waren, schlich sie an Bord. Catherine schlich bis zu einer Luke, die unter Deck führte. Sie stieg hinab und verbarg sich zwischen Mehlsäcken, Säcken Saatgut, aus dem Siedler in Neu Holland fruchtbare Felder zu machen gedachten und Kisten voller Werkzeug. Flugscharen waren darunter ebenso wie jede Menge Schaufeln und Hacken. Noch gab es in Neu Holland kaum Betriebe, die Eisen verarbeiteten. Aber das würde sich in wenigen Jahren sicherlich geändert haben.
Catherine verbarg sich dort unten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Es war eine verrückte Idee, die ihr Kopf herumspukte. Warum nicht einfach an Bord des Seglers bleiben und sich bis nach Neu Holland fahren zu lassen?
Schlimmer, als es für sie hier in England war, konnte es ohnehin nicht mehr werden.
Wollte sie wirklich als fünftes Rad am Wagen im Haushalt ihres Großonkels Richard versauern? So mittellos, wie sie war, konnte sie weder heiraten noch irgendein Geschäft beginnen. Allenfalls als Wäscherin hätte sie sich noch verdingen können – oder als Prostituierte in den zweifelhaften Tavernen am Hafen.
Auf einmal erschien Catherine dieses Schiff wie eine einmalige Chance, dem Elend, das zweifellos auf sie in der Zukunft wartete, doch noch zu entkommen.
Schlimmer als das, konnte auch ein Leben in der Gluthölle von Neu Holland nicht sein – ganz gleich, welche der furchtbaren Geschichten, die man darüber hörte, nun der Wahrheit entsprechen mochten und welche nicht.
FAR HOPE, so lautete der beziehungsreiche Name des Dreimas