: Ulla Burges
: Ich - die Lügnerin
: Books on Demand
: 9783758356094
: 1
: CHF 4.00
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 212
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der vorliegende Roman setzt sich, in Anlehnung an einen Tatsachenbericht, exemplarisch mit den Themen Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung und Manipulation auseinander. Er kann, was die prominenten zwischenmenschlichen Bereiche Gewalt und Abhängigkeit betrifft, als symptomatisch für eine gesamtgesellschaftliche zivilisatorische Erscheinung gesehen werden.

Ulla Burges, Jahrgang 1952, hat schon früh zu schreiben begonnen. Schreiben war für sie immer ein notwendiges Vehikel auf dem Weg innerer Auseinandersetzung wie auch zur Verständigung mit anderen. Ihr Weg führte sie über die Medizin in die Psychiatrie, auf Umwegen übers Theater schließlich in die Psychosomatik, wo sie als psychotherapeutisch tätige Ärztin in eigener Praxis in Niedersachsen tätig ist. Von Ulla Burges bisher erschienen: Putchiqua um-um (Märchenbuch für kleine und große Kinder); Mein graues Paradies (Entwicklungsgeschichte in zwei Teilen); Alle meine Freunde (Kurzgeschichten in 5 dünnen Bänden); Stücke meiner Nächte (CD mit Gedichten, vertont von Katharina Burges); Von Fischen und Menschen (Gereimtes zu Karikaturen von Paul Pribbernow)

Apropos Deine Fähigkeiten. Ich konnte immer schon ganz gut zeichnen, hatte in der Schule eine Mappe über Albrecht Dürer zusammengestellt, darin mein Versuch, die bekannten betenden Hände abzuzeichnen. Das fand Deine Anerkennung, auch ein von mir mit Bleistift abgezeichnetes Passbild von Karl. Das sei so gut, sagtest Du, wolltest es ihm schenken, setztest unverzüglich Deinen Namen darunter – und schwups, hattest Du ein hübsches Geschenk für ihn. Karl hat nie etwas über die Urheberschaft erfahren.

Lese ich Deine schriftlichen Ergüsse heute, Deine astrologisch-christlichpsychologisch-buddhistischen und wieder astrologischen Vermengungen, die so seltsam spitzfindig anmuten, dieses Sammelsurium von Halbwissen und Unfug, womit Du uns alle regelmäßig erschlagen konntest, muss ich schamhaft bekennen, dass ich nicht weniger als alle anderen – und gewiss sogar mehr noch als die anderen – Dich anhimmelte, Dir gefallen wollte, besonders gut die von Dir gestellten Aufgaben zu lösen wünschte, Deine Bewertungen herbeisehnte, viele Punkte anstrebte und gute Zensuren, die besten Referate ausarbeitete und hielt, mit großem Ernst Deine Rotstift-Beurteilungen unter umständlichen Numerologie- und Astrologie-Tests oder seitenlangen Hausaufgaben empfing, stolz auf jedes Lob von Dir, auf jede Eins plus und, Lernen gelobend, mein großes Ungenügen beklagend, sofern Deine Kritik harsch ausfiel.

Was sehe ich heute, was ich damals nicht sah? Las ich über Wesentliches hinweg, wenn ich Deine weitschweifigen Episteln inhalierte? Überflog