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Das Schloss!
Shannen sah zu den Zinnen auf. Darüber senkte sich allmählich die Sonne.
Der weiße Putz, der ihr erst jetzt auffiel, schließlich war sie bisher nur bei Nacht hier gewesen, leuchtete.
„Bringt sie auf ihr neues Zimmer und bereitet alles vor“, hörte sie Dantes Stimme hinter sich.
Streng und kühl.
„Fräulein...“, ein Mann mittleren Alters in Butlerlivree verbeugte sich leicht und wies zu der großen Eingangstür mit dem auffälligen Türklopfer.
Sie sah sich nach Dante um, doch der schien in ein Gespräch mit dem Limousinenfahrer vertieft zu sein und beachtete sie nicht weiter.
Sie konnte noch immer nicht fassen, dass er sie tatsächlich einfach so hierhergebracht hatte...
Entführt...
Ja, eigentlich hatte er sie entführt! Vielleicht konnte Damian ja die Polizei einschalten und man würde sie einfach hier abholen...
Es konnte doch nicht einfach so möglich sein, sie gegen ihren und Damians Willen zu verschleppen!
„Kommen Sie, junges Fräulein?“ Der Butler klang jetzt ein wenig nervös und warf einen vorsichtigen Blick zu Dante hinüber.
Hatte er etwa Angst vor seinem Chef?
Shannen nickte höflich.
„Ja, ich komme!“, antwortete sie und betrat den dunklen, kühlen Gang...
*
Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, was ihm der alte Butler gerade überbracht hatte.
Doch als es ihm endlich klar wurde, hechtete er, so schnell er konnte, an dem verdutzten Mann vorbei und rannte die Treppe hinauf.
Als er die Tür zu ihrem Zimmer aufriss, war es ihm sofort klar...
Sie war fort.
Er hatte es nicht glauben wollen, doch jetzt ließ es sich nicht mehr leugnen.
Shannen war nicht mehr hier.
Also hatte Dante seine Drohung wahr gemacht!
Damian trat ans Fenster und blickte ohne große Hoffnung über den Park zum Tor hinaus.
Natürlich war nichts zu sehen.
Er lehnte seine erhitzte Stirn gegen die kühle Scheibe.
Er hatte es nicht geschafft, Dante von seinem Vorhaben abzuhalten!
Fahrig wischte er sich über die Augen. Jetzt war es zu spät.
Im nächsten Augenblick kam die Wut. Hatte sie es nicht darauf angelegt?
Der Anruf hatte Dante erst die Möglichkeit verschafft, sich ihrer zu bemächtigen!
Warum hatte sie ihm nie erzählt, dass er ihr seine Handynummer gegeben hatte?
Anscheinend hatte sie den Kontakt zu Dante gewollt. Und war sie ihm nicht eine Antwort schuldig geblieben, als er sie gefragt hatte, ob sie vielleicht von ihm fortwollte?
„O.k., Shannen, jetzt hast du ja, was du wolltest! Glaub ja nicht, dass ich dich da raushole!“, flüsterte er und sah zu, wie sein Atem die Scheibe