Samstag, 12. Juni
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Das Wissen, zweimal ungestört gemordet zu haben, bestärkte ihn in seinem Glauben, ein Auserwählter zu sein. Zuversicht, Selbstvertrauen und Hass erfüllten ihn.
Mitten im dicht verbauten Häusermeer von Wien lebte ein Mensch, der ganz anders empfand als seine Nachbarn.
Aufrecht stand er an diesem Abend in seinem hell erleuchteten Schlafzimmer. Durch die herabgelassenen Rollbalken waren die Fenster nach außen abgedichtet. Vor einem großen Spiegel posierend und komplett in Schwarz gekleidet, unterzog er sein Kostüm einer letzten Kontrolle. Der von der hohen Decke hängende Luster spendete reichlich Licht. Und damit seiner Aufmerksamkeit wirklich nichts entging, war der scharfe Strahl einer Stehlampe zusätzlich auf ihn gerichtet.
Es ist gerecht, jene zur Verantwortung zu ziehen, die gesündigt haben.
Er war sich selbst der beste Freund. Bei sich musste er das Spiel der Masken und der permanenten Verstellung nicht mitmachen, dem er sonst unterworfen war.
Zur Gerechtigkeit gehört die Strafe. Durch sie wird die verletzte Ordnung wieder geheilt.
Was er sah, gefiel ihm. Jacke, Hose und Stiefel waren aus schwarzem, matt glänzendem Leder gefertigt, das seiner Erscheinung die angemessene Härte verlieh.
Ich fälle das gerechte Urteil und vollstrecke es.
Er stülpte den schwarzen Helm über seinen Kopf und schob das getönte Visier nach unten.
Die Verführung durch die Schlange bewirkte die erste Sünde. Ihretwegen mussten Adam und Eva den Garten Eden verlassen.
Aus dem Futteral zog er liebevoll das stählern schimmernde Militärmesser und strich mit der Fingerkuppe vorsichtig über dessen Klinge.
Zum Schlechten zu verführen ist schlimmer als lediglich Böses zu tun. Verführung ist die Methode des gefallenen Engels. Man muss sie bekämpfen und auslöschen.
Die Waffe war gewählt, die Mission stand fest. In dieser Welt oblag es ihm, Richter und Vollstrecker zu sein. Davon war er überzeugt.
Er verstaute das Messer im Futteral, steckte es zusammen mit dem Klebeband in eine Jackentasche und löschte die Lichter. Mit dem Gefühl aufkeimender Vorfreude stürmte er die geschwungene Treppe hinab.
Als er ins Freie trat, umfing ihn die paradiesische Wärme des Sommerabends. Er atmete tief ein und fühlte, wie die Erregung in ihm wuchs. In Gedanken flog er seinem Ziel entgegen. Er konnte es kaum noch erwarten.
*
Wild und unberechenbar strömte die Donau einst durch Wien. Bis man sie zähmte und in ein auf dem Reißbrett gezogenes Flussbett zwängte.
Als schämte man sich für diesen Akt der Domestizi