: Heinrich Steinfest
: Die Haischwimmerin Kriminalroman
: Piper Verlag
: 9783492953733
: 1
: CHF 8.70
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Meisterpolizis in Lilli Steinbeck hat eine Vergangenheit namens Ivo. Eine traurige Vergangenheit, der sie ihre Klingonennase verdankt. Jahre später bekommt diese Vergangenheit plötzlich Gegenwart eingehaucht, als Ivo durch einen rätselhaften Auftrag aus seinem beschaulichen, aber lillilosen Leben als Baumheiler in der württembergischen Provinz gerissen wird. Er soll für ein Pharma-Unternehmen einen Baum aus der sibirischen Tundra holen. Als Helfer stellt man ihm den rotbemützten Knaben Spirou zur Seite, der nicht nur zufällig so heißt wie eine sehr bekannte belgische Comicfigur ... Ihr Auftrag führt Ivo und Spirou in eine unterirdische Verbrecherrepublik - und vielleicht brauchte es genau diesen Umweg auf der Suche nach dem Wunderbaum, damit Ivo Lilli noch einmal begegnen könnte.

Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart - das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter Krimipreis und den Heimito-von-Doderer-Literatur reis. Bereits zweimal wurde Heinrich Steinfest für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2006 mit »Ein dickes Fell«; 2014 stand er mit »Der Allesforscher« auf der Shortlist. 2016 erhielt er den Bayerischen Buchpreis für »Das Leben und Sterben der Flugzeuge«, 2018 wurde »Die Büglerin« für den Österreichischen Buchpreis nominiert.
Die Orte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft   Rom: Der Ort, an dem sich Lilli und Ivo erstmals begegnen. Ein Ort, dessen Luft mit bewußtseinsverändernden Giftstoffen angereichert scheint, die von exorzistischen Praktiken des Vatikans herrühren könnten.   Giesentweis: Ort mit Schnee.   Warschau: Großer Ort mit Schnee.   Ochotsk: Kleiner Ort ebenfalls mit Schnee. Verwunschene Ansiedlung an der Nordwestküste des Ochotskischen Meers, die ihre besseren Zeiten hinter sich hat. Vom einstigen Kosakenlager über eine gewisse sowjetische Bedeutung zur neurussischen Depression. Aber nicht ohne Charme, wie so viele Alpträume.   Dschugdschur: Der Dschugdschur, Gebirgsgegend, halb so groß wie Deutschland, jedoch frei vom Tourismus. Beinahe frei. Offiziell dreitausend Bewohner, die man erst einmal aufstöbern muß.   Toad's Bread: Unterirdische Stadt irgendwo im Dschugdschur. Verbrecherrepublik, gut organisiert. Inoffiziell vierzigtausend Leute, die man aber auch erst einmal aufstöbern muß.   Die Personen in der Vergangenheit   Lilli Steinbeck: Frau mit einem unsichtbaren Pfeil in der Brust. Zudem trägt sie in ihrem Gesicht eine verunfallte Nase, als Zeichen eines tiefen Schmerzes. Eines Schmerzes, den Lilli niemals vergessen möchte.   Ivo Berg: Mann mit einem unsichtbaren Pfeil in der Brust. Einst blind. Dann sehend. Mittlerweile Baumpfleger, der mit Bäumen redet. Erhält einen Auftrag, der ihn nach Russisch-Fernost führt. - Aufträge kommen in die Welt, damit die Welt kompliziert wird.   Dr. Kowalsky: Notar in Giesentweis. Sammler christlicher Kunst. Desillusioniert, was das menschliche Wesen betrifft. Er wird es sein, der Ivo Berg den Auftrag übermittelt.   Marlies Kuchar: Die Vererberin. Vermacht Lilli ein Haus. Damit beginnt das Unglück. Denn in jedem Erbe steckt das Unglück wie ein schlagendes Herz.   Moritz: Ein Junge aus Giesentweis. Wird von Ivo Berg unerbetenerweise gerettet. Dementsprechend sehen die Folgen dieser Rettung aus.   Eila von Wiesensteig: Freifrau und Freidenkerin. Eine Figur aus dem Roman Ein sturer Hund. Taucht nur kurz auf, aber bedeutsam. Ohnehin die beste Art, aufzutauchen.   Die Personen in der Gegenwart   Spirou: Dreizehnjähriger Junge aus Ochotsk, elternlos, lebenserfahren, dient Ivo Berg als Führer. Trägt zu jeder Zeit ein rotes, fleckiges Pagenkostüm und spricht perfekt Deutsch. Beides, wie auch sein Name, ist dem leidenschaftlichen Studium von Band 13 der Comicserie Spirou und Fantasio zu verdanken.   Professor Oborin: Naturwissenschaftler, Mystiker, aber nicht Magier, vor allem Telephonspezialist.   Galina Oborin: Des Professors Tochter, ihres Zeichens Suppenköchin, zudem taubstumm, sagt man. Aber was sagt man nicht alles?   Lopuchin: Gehört zur Fraktion der »Superschurken«, fungiert als der »Zar« von Ochotsk, gibt sich bösartig und charmant und pflegt die Unart, seine Lieblingsfeinde mit einem Stigma aus fünf kleinen Wunden zu versehen.   Spiridon Kallimachos: Ehemaliger Detektiv. Der dickste, den die Welt je gesehen hat, ziemlich unbeweglich. Muß sich auch nicht mehr bewegen, seit er von den Einheimischen des Dschugdschurgebirges in einer Sänfte herumgetragen wird. Das Gerücht besagt, er sei unverwundbar.   Die Personen in der Zukunft   Kommissar Yamamoto: Seines Zeichens moderner Samurai. Vertritt die alte Bushidô-Anschauung, der Weg des Kriegers liege im Sterben. Doch in Toad's Bread zu sterben ist gar nicht so einfach.   Madame Fontenelle: Französin in Toad's Bread. Siebzigjährig, elegant, kämpferisch, gelenkig, eine steinfeste Frau. Darauf bedacht, das Geheimnis der Stadt auch als ein solches zu bewahren.   Dr. Ritter : Ungar in Toad's Bread. Zahnarzt. Daneben Mitarbeiter von Madame Fontenelle. Mit einer Narbe an der Wange, die genauso aussieht wie die von Ivo Berg.   Giuseppe Tyrell: Erinnert an James Mason, ist aber der Puppenmacher in dieser Geschichte. Ein herrschaftlicher Mann im Smoking. Fertigt Ongghots an, schamanistische Fellpuppen. Daneben unternimmt er es, seine Kundschaft phototechnisch zu dokumentieren.   Breschnew/Romanow: Der Jäger in dieser Geschichte. Man könnte ihn auch als den Undurchsichtigen bezeichnen, der sich auf der Jagd nach etwas Durchsichtigem befindet.   Die Pilze, die Tiere und die Pflanzen   Amanita muscaria: Besser bekannt als Fliegenpilz, nicht so bekannt unter dem Begriff Krötenbrot (Toad's Bread). Gibt also der Verbrecherrepublik seinen Namen. Und bewirkt auch sonst viel Gutes.   Das Schneeschaf: Wildes Schaf im Nordosten Sibiriens, Opfer unsinniger Jagdleidenschaft.   Die Dahurische Lärche: Im konkreten Fall eine bislang unbekannte Varietät. Ein Baum der anderen Art und Objekt der Begierde. Das absolute Zentrum dieser Geschichte.   I   Vergangenheit   - Sind Sie verletzt, Madam? - Ich bin tot, Sir. - Tot. Das ist ernst. Kann ich helfen? - Werden Sie mich heiraten? - Madam, ich täte es mit Freuden, aber ich fürchte, ich habe mir den Knöchel verstaucht.   (Billy Zane und Tilda Swinton in Sally Potters Film Orlando)   Oft nehmen wir auch nicht einmal wahr, daß wir im Inneren gar so blind sind.   (Thomas von Kempen, Die Nachfolge Christi)   1   Jeder Mensch stirbt zweimal. Bekanntermaßen am Ende seiner Jahre, aber auch irgendwann zwischendrin. Das hat aber überhaupt nichts mit jenem James-Bond-Titel zu tun, der uns weiszumachen versucht, man würde zweimal leben. Denn zwischen Leben und Sterben gibt es ja wohl einen Unterschied. Wenn man stirbt, ist man nachher auch tot. Ein zweites Mal zu sterben bedeutet nicht automatisch, auch ein zweites Mal zu leben. Nein, leben tut man nur einmal. Manche bemerken diesen ersten Tod augenblicklich, andere nach und nach. Meistens tritt er ein, wenn man von einer so absoluten wie schmerzhaften Erkenntnis ereilt wird, ganz wie ein Pfeil, der mitten in die Brust geht und einen tötet. Man läuft den Rest seines Erdendaseins mit diesem Pfeil in der Brust durch die Gegend. Das ist nicht nur ein Bild. Dieser Pfeil steht einem tatsächlich im Wege, beim Arbeiten, beim Faulenzen, beim Liebemachen. Erst recht, wenn auch die andere Person, mit der man da zusammenliegt, einen solchen Pfeil in der Brust trägt. Man kann sich drehen und wenden, wie man will, d