: B. E. Pfeiffer
: Die Weltportale (Band 2)
: Sternensand Verlag
: 9783038960249
: 1
: CHF 5.70
:
: Fantasy
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auch nach dem Sieg über den Schatten findet Eleonora keine Ruhe. In ihren Träumen begegnet sie einer mysteriösen Frau, die sie vor etwas zu warnen versucht. Als auch noch die Magie zu erlöschen droht, besteht kein Zweifel mehr: Der Schatten ist nicht besiegt, sondern lauert auf seine Chance, seinem Gefängnis zu entfliehen. Nur die Lunara können den Verlust der Magie abwenden. Doch dieses mysteriöse Volk versteckt sich in den Tiefen des Meeres, verborgen vor den Augen der Menschen. Wird es Eleonora und ihren Freunden dennoch gelingen, sie zu finden, bevor es zu spät ist?

Bettina Pfeiffer wurde 1984 in Graz geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Baden bei Wien. Seit ihrer Kindheit liebt sie es, sich Geschichten auszudenken. Besonders als Ausgleich zu ihrem zahlenorientierten Hauptjob taucht sie gern in magische Welten ab und begann schließlich, diese aufzuschreiben. So entstand recht schnell die Idee für die ?Weltportale? und andere magische Geschichten im Genre Fantasy/Romantasy. Inspiration findet sie dafür immer wieder durch ihre Kinder, mit denen sie gern auf abenteuerliche Entdeckungsreisen geht.

Kapitel 1 - Sarina


 

Der Mond stand hoch am Himmel und schien auf den glitzernden Schnee, der sich hell von der Dunkelheit des Waldes abhob. Sarina saß auf einem einsamen Hügel und blickte auf die schneebedeckten Bäume, die still vor ihr lagen und den Weg in das Tal säumten. Sie fuhr sich durch ihr fast weißes Haar, das im blassen Licht silbern glänzte, und dachte nach.

Seit über fünfzig Erdenjahren verbrachte sie ihr Dasein in der Menschenwelt, doch sie hatte sich noch immer nicht an die Jahreszeiten gewöhnt. Den Winter mochte sie am wenigsten, obwohl die Welt, aus welcher ihr Volk stammte, angeblich aus Schnee und Eis bestand. Sie war eine Lunara, eine Nachkommin jenes sagenumwobenen Volkes, das den Menschen einst Prophezeiungen gebracht hatte. Aber ihr Volk schien in Vergessenheit geraten zu sein, so wie sie vergessen hatte, wie man mit dem Winter umging. Er war kalt und unfreundlich. Genau wie viele Menschen es waren. Deswegen hatte ihr Volk vor einigen Menschengenerationen entschieden, sich zurückzuziehen, auf eine verborgene Insel im tiefen Ozean. Nur an speziellen Tagen, an denen Rituale zu Ehren der Mondgöttin vollzogen wurden, kehrten sie an die Oberfläche zurück, und dann nur für kurze Zeit. Und natürlich, wenn sie Wächter des Urschattens wurden. So wie Sarina.

Tag und Nacht bewachte sie den Kristall, in dem das boshafte Wesen eingesperrt war. Die wenige freie Zeit, die ihr blieb, konnte sie im Winter kaum an der frischen Luft verbringen, weil die Kälte ihr trotz der dicken Mäntel fürchterlich zusetzte. Sie hasste den Winter wirklich, obwohl Lunara kaum zu Gefühlen fähig waren. Aber Sarina war schon immer anders gewesen.

Sie seufzte und blickte über das Tal. Im Schnee wirkte alles friedlich und still, als befände sie sich in einer anderen Welt. Ihre Visionen waren in der Kälte so viel stärker und klarer als sonst. Vielleicht verlieh der Winter ihr doch besondere Kraft.

Sarina hatte es in den Wintermonaten immer geschafft, ihre Tochter in ihren Visionen zu sehen. Fünfundvierzig Erdenjahre war es nun her, dass sie ihr Kind zuletzt in ihrer Nähe gefühlt hatte. Geschwächt von der Geburt, hatte sie das kleine Wesen nicht in den Arm nehmen, sondern nur kurz sehen dürfen, bevor es seinem Vater übergeben worden war. Sie war eine Wächterin, die das Kind eines anderen Wächters erwartet hatte. So etwas war noch niemals vorgekommen, denn die Regeln der Wächter erlaubten keine Beziehung untereinander. Sie hatten eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und durften sich nicht von Romanzen ablenken lassen.

Aber Sarina hatte sich verliebt. In den jungen Elfenprinzen, der später ein Fürst wurde und vor rund drei Monden im Kampf gegen das Schattenwesen umgekommen war. Sie war in eine seltsame Trauer versunken. Sie hatte sich gewünscht, ihn noch einmal sehen zu dürfen, selbst wenn er nun stark gealtert war, während ihr Körper sich seit ihrer letzten Begegnung kaum verändert hatte.

Wäre es nach ihrem eigenen Volk und dessen Regeln gegangen, hätte sie dieses Kind nie bekommen dürfen. Doch Theodor, ihr Elfenprinz, und Dano, der alte Wächter der Auronen, der den neuen Wächter immer wieder aufsuchte, hatten sich für sie eingesetzt. So war es ihr erlaubt worden, ihre Tochter zu bekommen, jedoch nicht zu behalten.

Theodor war zu seinem Stamm zurückgerufen worden, da sein älterer Bruder unerwartet verstorb