: Edgar Wallace
: Die blaue Hand Roman
: Goldmann
: 9783894803063
: 1
: CHF 2.00
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: Erzählende Literatur
: German
: 180
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwanzig Jahre lang hat Digby Groat auf sein Erbe gewartet. Nur noch wenige Tage, und er ist einer der vermögendsten Männer in ganz London. Doch dann kommt Dorothy Danton in sein Haus - und die gilt seit zwanzig Jahren als tot ...

Geboren wurde Edgar Wallace 1875 als unehelicher Sohn eines Schauspielers. Er wuchs in armen Verhältnissen auf, blieb ohne Schulabschluss und hielt sich mit Gelegenheitsjobs wie Milchhändler, Maurergehilfe oder Zeitungsverkäufer über Wasser. Schließlich begann er kleine Artikel für die Zeitung zu schreiben. Mit Erfolg: Er arbeitete sich hoch bis zum Chefredakteur. Später lebte er als freier Schriftsteller und schrieb Sachbücher, Lyrik und Theaterstücke, 1904 schließlich seinen ersten Krimi (»Die vier Gerechten«) - das Debüt einer beispiellosen Karriere. Edgar Wallace verfasste 175 Romane, 24 Theaterstücke, eine große Anzahl von Kurzgeschichten, Essays, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln und Drehbüchern. Die Filme, die nach seinen Vorlagen gedreht wurden, sind kaum zu zählen. Edgar Wallace verstarb hoch verschuldet 1932 in Hollywood.
38(S. 146-147)

Auch Eunice hatte ihren Kakao ausgetrunken und wartete. Sie fühlte sich ein wenig wohler, nur noch sehr müde. Die Auswirkungen der Spritzen hatten ganz aufgehört. Digby schien irgendwohin vorausgefahren zu sein, und sie war froh, daß sie ihn jetzt wenigstens nicht sehen mußte. Was würde dieser Tag bringen? Villa kam herein. »Sind Sie fertig, Miss?«

Er trug einen schweren Mantel, hatte einen pelzgefütterten Helm auf und sah mit seinem Bart wie ein Russe im Winterpelz aus. Sie wunderte sich, daß er an einem so warmen Morgen so dick angezogen war, doch half er auch ihr in einen ebenso schweren Mantel. »Kommen Sie!« Er führte sie zum Flugzeug. Jim, der seinen Platz auf dem Fliegersitz schon eingenommen hatte, wandte sich halb um - Eunice! Villa führte sie am Arm. Sie sah sehr vorteilhaft aus.

»Steigen Sie ein!« Villa stützte ihr den Arm beim Einsteigen und half ihr auf einen der beiden hinteren Sitze. »Ich werde den Propeller anwerfen! « sagte er zum Piloten und ging nach vorn. Jim, dessen Gesicht die große Schutzbrille fast ganz verdeckte, nickte. Er durfte sich nicht mehr umdrehen. Die Motoren setzten mit großem Getöse ein. Als sie ruhiger liefen, schrie Jim in dem immer noch beträchtlichen Lärm: »Schnallen Sie die Dame fest!« Villa kletterte flink zu seinem Sitz hinauf. Jim wartete, bis der Lederriemen um Eunice befestigt war, dann brachte er die Motoren auf Touren. Es war eine ideale Abflugstelle. Die Maschine rollte über die Wiesen, steigerte von Sekunde zu Sekunde ihre Geschwindigkeit, Jim zog das Höhensteuer an - das Stoßen hörte auf, das Flugzeug erhob sich in die Luft.

Eunice war noch nie in ihrem Leben geflogen. Für einen Augenblick vergaß sie ihre gefährliche Lage ganz. Sie hatte das Gefühl, als ob nicht das Flugzeug sich von der Erde erhöbe, sondern die Erde unter ihr wegsänke. Sie hoben sich immer höher und höher. Villa war darüber höchst erstaunt. Bronson kannte doch den Weg nach Kennett Hall, er mußte sich nicht erst aus der Höhe orientieren. »Herrlich!« rief Eunice aus.

Doch Villa hatte kein Auge für die Schönheit der Gegend. Er konnte sich mit dem Piloten nur durch das Bordtelefon verständigen. Jim hatte den Hörer um den Kopf geschnallt. Nach einer Weile hörte er Villa fragen: »Worauf warten Sie eigentlich noch - Sie kennen doch den Weg?« Jim nickte. Den Weg nach London kannte er wohl - wenn er erst einmal die Eisenbahnlinie gesichtet hätte. Eunice schaute erstaunt auf die weite Fläche, die wie ein Schachbrett da unten lag. Weiße und blaue Linien und Bänder zogen darüber hin, es mußten Wege und Kanäle sein, und die grünen und braunen Flecke waren Felder und Weiden. Kleine Wolken, wie Schleier zwischen ihnen und der Erde ... Das Verhalten ihres Begleiters schreckte sie aus ihrer versunkenen Betrachtung auf. Sie sah ihn von der Seite an. Er war rot im Gesicht und brüllte etwas in die Muschel, das sie bei dem ohrenbetäubenden Lärm der Motoren nicht verstehen konnte. Sie sah nur, daß der Pilot nickte und die Maschine nach rechts steuerte.

Villa schien darüber befriedigt, denn er ließ sich in seinen Sitz zurücksinken. Ganz langsam wandte sich die Spitze des Flugzeugs wieder südwärts. Lange Zeit bemerkte Villa es nicht. Erst als er die Stadt vor sich sah, schrie er von neuem ins Mikrophon. »Fliegen Sie nach rechts, Bronson! Sind Sie verrückt? Haben Sie völlig den Verstand verloren?

« Das Manöver begann von vorne. Aber Villa war nun auf der Hut, sein Ton wurde drohend. »Was ist mit Ihnen los, Bronson?« »Nichts. Ich weiche nur einer gefährlichen Luftströmung aus.« Villa glaubte immer noch, daß Bronson am Steuer sitze. Jim flog jetzt konstant nach Westen. Er hätte Bronson nach dem Ziel fragen sollen. Daß aus seiner Unkenntnis Schwierigkeiten entstehen könnten, daran hatte er nicht gedacht. Er wollte unbedingt nach London fliegen. Noch einmal versuchte er abzudrehen. »Gehorchen Sie jetzt, oder ...« brüllte ihm Villa ins Ohr. Jim spürte die Pistole auf seiner Schulter. Er drehte den Kopf zurück. Eunice, die den Vorfall fassungslos beobachtete, erkannte ihn und stieß einen Schrei aus. Villa sprang auf und beugte sich vor.
Inhaltsverzeichnis3
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Über das Buch179
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