: Kester Schlenz
: Bekenntnisse eines Säuglings Illustriert von Rattelschneck
: Mosaik bei Goldmann
: 9783641012106
: 1
: CHF 6.40
:
: Comic, Cartoon, Humor, Satire
: German
: 145
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
HIER KOMMT RUDI - UND KRIEGT JEDE MENGE AUFMERKSAMKEIT
Endlich erfahren wir, was wirklich vorgeht in Baby-Köpfen, dem Säugling Rudi sei Dank: Er lüftet das Geheimnis. Kester Schlenz reicht die schonungslosen Bekenntnisse des überaus sprachbegabten 'Jungautors' an uns weiter. Rudi berichtet von der Geburt bis zum ersten Geburtstag: Wie er vom Wickeltisch fällt, den kalten Entzug beim Abstillen durchmacht, sich beim Füttern total einsaut und beim Laufen-Lernen immer wieder auf die Nase fällt. Nichts wird ausgelassen - ob Schnuller-Sucht, Blasenschwäche, Busen-Fetischismus, die Lust an vollen Windeln oder das Tabu-Thema 'Gewalt in der Krabbelgruppe'. Ein überaus amüsantes Buch, bei dessen Lektüre dem Leser so einiges klar wird ...
Das ideale Geschenkbuch für alle, die selbst mal ein Säugling waren.

Kester Schlenz war bis vor kurzem noch Redakteur und Ressortleiter beim Magazin Stern. Jetzt ist er Rentner, lehnt diese Bezeichnung aber für sich ab, weil sie ihm zu sehr nach »alter Knacker« klingt. Schlenz ist Autor zahlreicher Sachbücher, darunter die Besteller 'Mensch, Papa! Vater werden - das letzte Abenteuer' und 'Alter Sack, was nun?'. Außerdem schreibt er mit seinem Kumpel Jan Jepsen erfolgreiche Krimis.
Horror-Pumpe (S. 68-69)

Ich weiß jetzt, warum Leute später Horror- oder Science-Fiction-Filme drehen. Wahrscheinlich hat einer wie Stephen Spielberg etwas Ähnliches in frühester Kindheit erlebt wie ich und das dann später künstlerisch verarbeitet. Ich meine diese Sache damals, als sie Mama an dieses Gerät angeschlossen haben. Wie in »Matrix«. Mami musste ihren Busen frei machen, und da kam dann so eine Glocke drauf, und dann waren da Schläuche und Kabel dran. Man hörte pumpende Geräusche, und die Milch aus der Brust lief durch die Glocke und die Schläuche in eine Flasche. Es war grauenhaft. Sie stahlen meine Milch.

Sie saugten meine Mutter aus. Sie wollten mich fertigmachen. Und dann waren Mama und Papa abends weg, und eine fremde, junge Frau von einem anderen Planeten gab mir die Milch aus eben dieser Flasche. Sie wollten mich damit sicher nur ruhig stellen und mich mit fremden Einzellern infizieren. Aber der Hunger war stärker. Ich trank vom Schierlingsbecher, und am nächsten Morgen taten meine Eltern, als ob nichts gewesen wäre. Die perfekte Verschwörung!

Das Zeigefinger-Mysterium

Schon früh in meinem ereignisreichen Leben wunderte ich mich über eine offensichtlich zwanghafte Handlung beider Elternteile.

Manchmal, wenn ich meinen Teddy aus dem Bett warf oder sonst irgendetwas machte, was Ihnen nicht gefiel – also dann machten sie auf einmal große Augen, lächelten, hoben den Zeigefinger und wedelten damit vor meinem Gesicht herum. Dazu riefen sie eine Art Mantra. Das klang so: »Dududu!« Was zum Teufel sollte das? Sollte ich mich mit ihrem Zeigefinger identifizieren? Erwarteten Sie ein Lob für eine eventuelle Maniküre? Sollte ich einen Popel bestaunen? Wollten Sie überprüfen, ob meine Pupillen dem vorbeihuschenden Finger folgten? Und warum wiederholten sie andauernd »Dududu«? Mir war schon klar, dass ich da vor ihnen in meinem Bettchen lag. Das musste nicht andauernd in dreifacher Ausfertigung wiederholt werden. Manchmal waren mir meine Alten echt ein Rätsel.

Gneis

Neulich waren wir beim Kinderarzt. Andere Kinder sollen ja Angst vor diesen wichtigen Menschen haben. Aber nicht euer Rudi. Kein Problem mit Impfen und all diesem Zeugs. Verstopfung fand ich viel schlimmer. Einmal ärgerte ich mich allerdings ziemlich beim Kinderarzt. Das war, als er zwischen meinen Haaren herumfuhrwerkte, dann an meiner Kopfhaut kratzte, meine Mutter ansah und mit lauter Stimme sagte: »Ihr Sohn hat Gneis.« Meine Mutter stutzte. »Er hat was?«, fragte sie zu Recht. »Gneis«, antworte der Doc ungerührt noch einmal, hub dann aber zu einer Erklärung an. Dies seien verhärtete Hautschuppen, die eine Art festen Belag auf der Kopfhaut bildeten. Ich hätte kotzen können.

Verhärtete Hautschuppen! Belag! Ich war ein süßes Baby von gerade vier Monaten und dann so was. Gneis! Wie das schon klang! Voll eklig. Wie eine Tropenkrankheit, die man sich in unsauberen Hotels einfängt. Ich sah schon den Text in Mamas Tagebuch vor mir: »Heute haben wir erfahren, dass Rudi Gneis hat. Wir müssen jetzt alle sehr tapfer ein.« Aber stattdessen fragte sie den Doc ganz nüchtern: »Und was kann man da machen?«
Foreword10
Vorwort des »aufschreibenden Herausgebers« Kester Schlenz10
Die Ankunft13
Deutschland sucht das Super-Baby17
Die Mutter aller Säfte19
Das erste Mal21
Draußen vor der Tür23
Große, weise Augen25
Kleine Landwirte26
Rudi allein im Bett27
Schrei, wenn du kannst!29
Nennt mich Smiley31
Ist »Fontanelle« ein italienisches Essen?33
Mein Kopf ist zu groß34
Gemeinsam sind wir wach38
Faust41
Rudi, der Redner43
Overkill44
Saug it to me, Baby47
Gefallenes Kind49
Ein Gedicht52
Die Kacki-Wolke54
Monster57
Schief gewickelt60
Voll im Eimer66
Das Glied gehört nach unten68
Horror-Pumpe69
Das Zeigefinger-Mysterium70
Gneis71
Keine Macht den Schnullern74
Holt mich hier raus – ich bin ein Baby77
Der hat schon mal gesessen!81
Ich fremdel gern83
Falsche Rücksichtnahme84
Mein Mund gehört mir – die orale Phase85
Undicht86
Der erste Entzug87
Essen fassen90
Zahnen bitte!92
Fernziel Krabbeln95
Fahrbare Untersätze98
Magic Fingers99
Mumpsimpfen100
Wenn’s Arscherl brummt, ist’s Herzerl gsund101
Terroristen im Liedgut103
Lecker Sand105
Das ist doch die Höhe!106
Das Leben entrümpeln109
Girls111
Verzweifelter Bäcker113
Ich bin fett114
Wenn Erwachsene durchknallen118
Passiv nuckeln119
Bad Hair Day120
Ducks121
Gewalt in der Krabbelgruppe122
Famous first words124
Ich heiße Rudi und bin Popler126
Ödipus127
Frequently Asked Questions128
Wurst129
Scheißschweres Laufen130
Christo und Jeanne-Claude133
Neue Tapetenmuster – selbst geschmiert134
Gute Worte138
I had a dream139
Schlusswort143