Sie waren früh dran. Erst zwei Autos standen auf dem kleinen Parkplatz. Sie gingen an der Kirche vorbei, die hoch aufragte in der engen Schlucht. Man war dauernd versucht, das Wort malerisch überzustrapazieren, nicht zuletzt beim Anblick der beiden alten Bogenbrücken aus Stein. Irmi ging über die größere von ihnen und stützte sich auf die kühlen Steinquader. Sie sah hinunter. Es war ein opulentes Farbenspiel – in der Mitte ein tiefes Türkis, außen eher Smaragdgrün, die Felsen schimmerten ockerfarben durch das glasklare Wasser hindurch. Am Rand befand sich ein Kiesstreifen, auf dem etwas lag, was so gar nicht in die Farbfamilie passen wollte: ein Körper in einer schreiend roten Jacke. Mitte März badete hier niemand. Und wenn, dann ganz sicher nicht in einer Jacke.
Irmi sah einen Hund, der zu der Gestalt lief. Im nächsten Moment hallte der gellende Schrei der Hundehalterin durch die Schlucht. Es war alles so weit unten. Wie eine Szene in einer Miniaturlandschaft. Irmi drehte sich zu Fridtjof, der neben ihr stand, und blickte ihm in die Augen. Es vergingen nur Bruchteile von Sekunden, und doch konnte sie alles darin lesen. Bitte nicht. Bitte nicht hier und jetzt! Und dann: Wir müssen hinunter.
Sie liefen die Brücke entlang und die Stufen hinab. Es waren viele, und sie bestanden aus Kopfsteinpflaster. Gottlob war es trocken. Bei Regenwetter waren sie sicher sehr glitschig. Das Blau des Wassers veränderte sich, je näher sie