: Sandra Bollenbacher, Benjamin Ziech
: Body Enhancements Die Zukunft lesen in 13 Kurzgeschichten
: Polarise
: 9783949345340
: 1
: CHF 10.80
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: Anthologien
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Von VR-Chip bis Android-Körper: Body Enhancement in der nahen Zukunft

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  • Wie könnte die Verbindung von Mensch und Maschine/Computer in der nahen Zukunft aussehen?
  • Welche Möglichkeiten und Gefahren hat körperliches Enhancement?
  • 13 Sci-Fi-Kurzgeschichten beantworten auf unterschiedlichste Weise diese spannenden Fragen.

Welche Verbesserungen von Körper und Geist könnten bald Realität sein und welche Auswirkungen hätte dies auf uns als Gesellschaft und Individuen? Diesen Fragen gehen die Autor*innen dieser Anthologie in 13 spannenden Kurzgeschichten nach. Von künstlichen Organen über erweiterte Wahrnehmung, downloadbaren Skills und VR-Chips bis zu vollständigen Android-Körpern und Implantaten, die uns komplett überwachen: Die Symbiose von Mensch und Technik birgt unendlich viele Möglichkeiten - und Gefahren.



Sandra Bollenbacher studierte Anglistik, Psychologie und Philosophie in Heidelberg. Nach dem Studium zog es sie in die Verlagswelt und heute arbeitet sie als Lektorin beim dpunkt.verlag. Neben Fachbüchern zu Themen wie Microsoft und UX-Design betreut sie für das Imprint Polarise spannende Tech-Thriller und Sci-Fi-Romane, die in der nahen Zukunft spielen. Nach seiner Forschungsarbeit zu Stereotypen in der Musik arbeitete Benjamin Ziech zunächst als Produktmanager für digitale Medien beim dpunkt.verlag. Heute gestaltet er als Lektor das Programm von Polarise, um das Bild einer nahen Zukunft mithilfe von inspirierenden Texten zu zeichnen. Mit Beiträgen von Lea Baumgart, Ludo Brink, Esther Geißlinger, Florian Koch, Simon Krappmann, Britta Redweik, Sabrina Sandig, Stuart A. Smith, Vaire J. Variz, R. West, Anna Wick, Gregor Wilhelmson und Helen Winter

LEA BAUMGART


DRIVE


»Ich sollte langsam los.«

Aaron setzte sich auf. Die steinerne Tischtennisplatte kühlte schnell aus, sobald die Nachmittagssonne niedrig stand. Den Sommer über war das hier ihr Lieblingsplatz gewesen, doch jetzt im Spätherbst war es eigentlich zu frisch, um lange mit dem Rücken auf dem kalten Stein zu liegen. Von den anderen Schülerinnen und Schülern blieb niemand länger auf dem Schulgelände als notwendig, aber Nino hatte es nie eilig aufzubrechen. Wenn sie zusammen auf der Tischtennisplatte lagen und in den grauen Himmel starrten, hatte Aaron es auch nicht eilig.

»Ich habe meinen Eltern gesagt, ich wäre bei der Hausaufgabenbetreuung, aber die geht nur bis fünf.«

Nino setzte sich ebenfalls auf, beide Beine auf der Tischtennisplatte, als säße er bei sich daheim auf dem Sofa.

»Und wie erklärst du ihnen, dass du deine Hausaufgaben dann noch nicht gemacht hast?« Er grinste, wobei er die Lippen auf der einen Seite höher zog als auf der anderen – eine Angewohnheit, die Aaron bei Rauchern schon öfter beobachtet hatte. Nino grinste, als halte er gleichzeitig eine Zigarette im Mundwinkel. Im Sommer hatte er oft geraucht, aber seit dem Herbst hatte er es sich abgewöhnt, wenigstens in Aarons Gegenwart. Der Rauch blieb in Aarons Kleidung haften und machte seine Eltern misstrauisch.

»Ich sage ihnen, ich hätte für die Geschichtsprüfung gelernt.«

»Ach ja?« Nino lehnte sich ein wenig vor. Aaron fühlte sich unwohl in seiner Haut. Vor Nino war es ihm peinlich, dass er seine Hausaufgaben noch immer so gewissenhaft erledigte wie ein Erstklässler. Ninos Haare waren an den seltsamsten Stellen gescheckt, seit er sie im Sommer selbst gebleicht hatte. Aaron sah in die andere Richtung. »Dann hoffen wir mal, dass du die Geschichtsprüfung bestehst, sonst siehst du echt dämlich aus.«

»Wird hiermit kein Problem sein.« Aaron tippte sich an die Schläfe. Das Gefühl von Silikon an seiner Fingerkuppe war noch immer ungewohnt.

»Ziemlich unfairer Vorteil.« Nino fixierte die kahlrasierte Stelle über Aarons Ohr, wo jetzt der Drive saß.

Aaron zuckte mit den Schultern. Die anderen in der Klasse waren ganz aufgeregt gewesen, als er am ersten Tag nach den Sommerferien mit dem neuen Laufwerk zu