: Meike Eggers
: Cybionic - Der unabwendbare Anfang  Band 1
: Polarise
: 9783947619986
: 1
: CHF 10.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 394
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

'Was füreinander bestimmt ist, wird unaufhaltsam eine Einheit formen.'

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  • Der erste Band der faszinierenden Cybionic-Trilogie über KIs, selbstlernende Algorithmen, Vernetzung und der Symbiose von Mensch und Computer
  • Spannen von der ersten bis zur letzten Seite
  • Erweiterte Ausgabe des Tech-Thrillers 'Die Dekodierung'
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    'Wirklichkeit ist nur eine Möglichkeit' steht auf einem Bierdeckel, den Sala auf dem Schreibtisch seiner verschwundenen Schwester Ksen findet. In diesem Augenblick verändert sich sein scheinbar normales Berliner Studentenleben in eine unheimliche Suche. Seine Schwester, eine hochintelligente Informatikstudentin, hat nur eine verwirrende Spur zurückgelassen: das alte Porträtfoto einer jungen Frau.
    Sala rekonstruiert das Leben dieser Frau und erfährt dabei, dass Ksen über KIs und selbstlernende Algorithmen geforscht hat, bevor sie verschwand. Wieso hat sie ihre Arbeit vor ihm verheimlicht?
    Je mehr Sala herausfindet, desto unheimlicher wird es: ein Handy explodiert in seiner Hand, seine U-Bahn entgleist und er bekommt anonyme Drohnachrichten, die sich selbst löschen. Wer oder was will verhindern, dass Sala Ksen findet und die Wahrheit erfährt?



    Meike Eggers studierte Medienkunst und Dokumentarfotografie/-film und absolvierte ihren Master in Fine Arts. Anschließend arbeitete sie im Centre of Applied Research for Art, Design and Technology der Universität AKV | St. Joost Breda, NL, und veröffentlichte ihre erste Publikation Pyjamocracy - How Snapshots Confuse Our Lives. Zurzeit arbeitet sie an unterschiedlichen Medienprojekten zum Thema 'Menschen, Medien und Wirklichkeit' und realisierte beispielsweise für das Museum Rotterdam das Projekt Blokmapping, in dem sie die Auswirkungen von (sozialen) Medien auf Problemgebiete in der Stadt Rotterdam untersuchte.

    2


    Ich betrat Ksens Zimmer und versuchte, nicht zu denken. Ein Gefühl, das sich noch nicht in Worten verfestigt hat, ist so vergänglich wie Wasserdampf. Gedanken jedoch hinterlassen Abdrücke. Gedanken besitzen eine unkontrollierbare Macht.

    Der Drehstuhl knarrte, als ich mich setzte. Ksens Schreibtisch sah aus wie immer. Der staubige Bildschirm thronte auf der linken Seite, rechts daneben die Webcam. Auf der Tastatur lag ein Bierdeckel, auf dem ein kurzer handgeschriebener Text stand:Wirklichkeit ist nur eine Möglichkeit.

    Während ich über den Satz nachdachte, drängte sich ein leises, hohl klingendes Kratzen in mein Bewusstsein. Ich sah mich im Zimmer um. Das Fenster stand einen Spalt offen. Die schmutzigen Scheiben verwandelten das harte Morgenlicht in diffuse Strahlen.

    Auf dem Bett lag eine grün-orange karierte Wolldecke. Neben dem Schrank türmte sich Kleidung zu einem Haufen. Noch einmal sah ich auf den Bierdeckel. Ksen war schon immer in allem schneller gewesen – das war mir zum ersten Mal bewusst geworden, als wir vor sechzehn Jahren in Bonn eintrafen. Nach fünf Monaten konnte sie beinahe akzentfrei Deutsch sprechen, nach einem weiteren Jahr war sie Klassenbeste, während ich meinen Schul- und Landeswechsel nicht so fließend überstanden hatte und die dritte Klasse wiederholen musste. Von da an war ich im selben Jahrgang wie meine fünfzehn Monate jüngere Schwester. Alle hielten mich für ihren kleinen Bruder, und eigentlich war ich das auch. Ksen lenkte meine Augen, belebte meine Gedanken, sorgte dafür, dass ich überhaupt noch etwas wahrnahm. Durch sie hatte sich das Chaos der Außenwelt geordnet, das regelmäßig über meinem Kopf zusammenschwappt war.

    Ich stand auf und ging zum Fenster. An der Wand hinter dem Schreibtisch, vom Bildschirm halb verdeckt, hingen drei bedruckte A4-Blätter, die ich hier bisher noch nicht gesehen hatte. Auf allen war dasselbe schwarz-weiße Porträtfoto einer jungen Frau abgebildet. Die oberen Ecken waren mit dünnen Tesafilmstreifen an der Mauer befestigt, an denen unzählige weiße Farbreste und kleine Fusseln klebten. Durch die Zugluft bewegten sich die Unterseiten der Papiere leicht über den Putz.

    Die Frau trug eine helle Bluse mit altmodischen Bügelfalten und einem hochstehenden Kragen. Ihr Kopf war ebenmäßig und rundlich. Die Nase wirkte etwas zu klein für ihr Gesicht, ihre Augen hingegen waren groß und oval. Das Grau der Iris sah weder hell noch dunkel aus, sondern harmonisch mittelgrau. Vermutlich waren ihre Augen braun, genau wie ihr Haar, das in einer weichen Welle über den Kopf gekämmt und am Hinterkopf zusammengesteckt war. Ihr Mund zeigte keine Gefühlsregung, aber in ihren Augen lag ein schüchternes Lächeln. Der Schwung ihres Halses und die Haltung ihrer Schulter strahlten eine subtile Eleganz und erhabene Ruhe aus. Auf den zweiten Blick wirkte sie viel jugendlicher. Sie war