: Arno Endler
: E-Fam Exodus Ein Fall für John Mayer und Otto (Krimi)
: Polarise
: 9783947619559
: 1
: CHF 10.80
:
: Science Fiction
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Mega-City Neun, Heimat von Millionen Bürgern, arbeitet an ihrem eigenen Zerfall. Einige Bewohner, darunter hochrangige Persönlichkeiten, hauchen unfreiwillig die Lebensgeister aus. Bei dem Versuch, einem Programmierer das Leben zu retten, kommt Privatermittler John Mayer einem verbindenden Element zwischen all den Todesfällen auf die Schliche und wird so selbst zum Gejagten. Zur Flucht gezwungen muss er sich eingestehen, dass auch sein treuer elektronischer Begleiter, der E-Fam Otto, in die Geschehnisse verstrickt sein könnte. Welchem Plan folgt der Elektronische Famulus? Johns Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt. Doch zum Verschnaufen bleibt keine Zeit, altbekannte Gegenspieler sind ihm dicht auf den Fersen.

Arno Endler, geboren als Sonntagskind 1965 in Neuwied, infizierte sich im Alter von 12 Jahren mit dem Science-Fiction-Virus. Als Schüler durchstöberte er bereits sämtliche Buchhandlungen seiner Heimatstadt auf der Suche nach Büchern des Genres und litt nur an einem Mangel an Taschengeld. Er studierte Steuerrecht und betreute als Landesbeamter verschiedene IT-bezogene Projekte. Seit dem Jahr 2008 wagte er schriftstellerisch Blicke in die nähere und fernere Zukunft und publizierte Dutzende Kurzgeschichten im c´t-Magazin. Seit 2016 schreibt er für die Serie Perry Rhodan NEO und veröffentlichte mehrere Romane in verschiedenen Verlagen.

Prolog


Sie saß an der Bar. Obwohl ich nur ihren Rücken sah und die Beleuchtung sehr schummrig war, wusste ich, dass ich Bürgerin Rybinska gefunden hatte. Langsam schlängelte ich mich durch die Tischreihen, bemüht, keine Gläser abzuräumen und die Gäste nicht zu belästigen. Meine Schuhe erzeugten bei jedem Tritt Klettverschlussgeräusche, was an dem klebrigen Boden lag. Offenbar hatte jemand großzügig Saft oder süßen Alkohol verschüttet. Es passte nicht zu dem edlen Ambiente, aber das schien niemanden zu stören.

Der Barhocker zur rechten Seite der Bürgerin war frei, was auch für alle weiteren Thekenplätze galt. So gewann ich sofort ihre Aufmerksamkeit, als ich mich dicht neben sie setzte. Die unausgesprochenen Regeln der Mega-City Neun missachtete man selten ungestraft.

»Banzai«, murmelte ich leise und vermied Blickkontakt. Der automatische Barkeeper, ein grauer Metallkasten mit seitlich angebrachten Armen und einer Lautsprecherbox in der Mitte des Korpus, rollte heran und blieb zentral vor mir stehen.

»Was darf es sein, Bürger?«

»Ich nehme, was die Bürgerin trinkt«, gab ich meine Bestellung auf.

»Ein Cola-Rum-Cocktail, sehr wohl.« Die Maschine sauste davon.

»Sie sind unhöflich«, raunte mir Bürgerin Rybinska zu. Ihre Stimme war in der Realität noch tiefer als auf den Aufnahmen, die ich gesichtet hatte. Es hörte sich an, als hätte sie eine Erkältung. Der Klang erzeugte eine Gänsehaut bei mir.

»Warum?«, fragte ich.

»Sie wissen schon, Bürger Mayer.«

Bitgefuckte Lage! Sie wusste, wer ich war. Den Überraschungseffekt konnte ich von der Liste meiner Pluspunkte streichen.

»Nein, ich weiß nicht, Bürgerin Rybinska«, entgegnete ich. Ein Drink, ziemlich braun, von öliger Konsistenz mit viel Eis darin, tauchte plötzlich vor mir auf der Theke auf.

»Sehr zum Wohl«, meldete der Automat.

Rybinska nahm ihr eigenes Glas und hielt es mir zum Anstoßen hin. Das Geräusch, das die beiden aneinanderstoßenden Gläser ergaben, klang dumpf. Ich nippte an dem Mix-Getränk und spürte den ungewohnten echten Alkohol, der ein warmes Gefühl in meiner Kehle erzeugte.

»Millionen von Menschen, eingepfercht in einen Turm«, ergänzte Rybinska im Plauderton. »Wenn uns eines die Epidemien von 18 und 25 gelehrt haben, dann, dass es nicht ratsam ist, zu sehr aufeinanderzuhocken, sollte es nicht unbedingt notwendig sein. Dies hält Sie jedoch nicht davon ab, sich ungefragt und uneingeladen neben mich zu setzen, obwohl es gleich mehrere freie Stühle gibt.«

»Ich suchte Gesellschaft«, behauptete ich.

Sie sah mich an, hob die rechte Augenbraue zu einem zweifelnden Widerspruch. »Niemand sucht in diesem Turm nach Gesellschaft, Bürger Mayer. Es ist eine Zweckgemeinschaft, entstanden aus purem Bevölkerungsdruck.«

»Das Dilemma der Mega-City«, bestätigte ich. »Jedermann wollte in die großen Städte, bis diese aus allen Nähten platzten.«

Sie nickte mir zu. »Besser bezahlte Jobs, mehr Freizeitangebote, das Verbot jeg