Kapitel 1
Lieferung mit Hindernissen (Wendy)
Selbstverständlich werde ich den Kuchen liefern.
Warum auch nicht? Es ist ja nicht so, als würde sich jemand – IRGENDjemand – daran erinnern, dass Blake Paumer mich damals beim Schulball versetzt hat. Niemand weiß, wie peinlich es war, am darauffolgenden Montag in die Schule zu gehen, nachdem es längst die Runde gemacht hatte.
Natürlich erinnert sich niemand mehr daran.
Weil es nicht Rochelle passiert ist. Hätte jemand meine Schwester am Abend des Abschlussballs versetzt, würde sich die ganze Welt daran erinnern, wer sie so schändlich bloßgestellt und wie tief sie das getroffen hat.
Und niemand würde von ihr erwarten, dass sie ausgerechnet dem Mann, der sie vor all den Jahren stundenlang vergeblich hat warten lassen, einen Kuchen bringen würde.
Meine Finger packen das Lenkrad fester, als meine innere Stimme sich meldet, um zu widersprechen.
Also gut, ja. Der Kuchen ist nicht direkt für Blake, sondern für seinen Vater. Aber Blake wird ganz sicher an der Feier anlässlich der Pensionierung seines Vaters teilnehmen.
Ich blicke ungeduldig zu der Ampel auf, die schon eine gefühlte Ewigkeit auf Rot steht.
»Komm schon!«, stöhne ich genervt und drehe das Radio lauter.
Aber das hilft auch nichts. Weder springt die Ampel auf Grün, noch hebt sich meine Laune.
Wie auch? Es gibt nichts, womit ich mich ablenken könnte.
Auf dem Beifahrersitz steht ein Blechkuchen mit der AufschriftGlückwunsch zur Pensionierung! in Buttercreme, und die Ampel in der Saint Paul Street scheint außer Betrieb zu sein, anders kann ich mir die endlose Wartezeit nicht erklären.
Noch hat die Feier nicht angefangen, aber auch wenn es noch Stunden dauert, bis die ersten Gäste kommen, wird Blake dort sein, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Zusammen mit Heather, seiner Frau.
Meiner ehemals besten Freundin. Sie hatte damals nicht einmal den Mumm, mir zu gestehen, das