17. November 2017
Sechzehn Jahre alt
Als ich zum ersten Mal in einem Krankenhausbett aufwachte, bat ich die Schwester, mir den Ring wieder an den Finger zu stecken. Ich führte ihn an die Lippen und sprach lautlos einen Wunsch aus, wie Großmutter es mir beigebracht hatte.
Ich wünschte mir nicht, dass das Geld von der Versicherung möglichst schnell eintreffen oder dass die Armut auf der Welt aufhören sollte.
Ich wünschte mir meine Schönheit zurück.
Erschöpft von meiner bloßen Existenz verlor ich kurz darauf das Bewusstsein. Im Dämmerschlaf bekam ich Gesprächsfetzen mit, während sich das Zimmer mit Besuchern füllte.
»… das hübscheste Mädchen von Sheridan. Diese elegante kleine Nase. Die vollen Lippen. Blond und blauäugig. Ach Heather, es ist jammerschade.«
»Sie hätte auch Model werden können.«
»Das arme Ding weiß nicht, was sie nach dem Aufwachen erwartet.«
Ganz langsam, ohne zu wissen, was mich auf der anderen Seite erwartete, kam ich aus dem künstlichen Koma zurück. Es fühlte sich an, als würde ich in Glasscherben schwimmen. Selbst die kleinste Bewegung schmerzte. Besucher wie meine Klassenkameraden, meine beste Freundin Karlie und mein Freund Tucker kamen und gingen, tätschelten und liebkosten mich und schnappten bei meinem Anblick nach Luft, während meine Augen geschlossen blieben.
Sie merkten nicht, dass ich bei Bewusstsein war und sie weinen, leise Schreie ausstoßen und stammeln hörte.
Mein altes Leben – Schulaufführungen, Cheerleader-Training und heimliche Küsse mit Tucker hinter der Tribüne – kam mir unwirklich vor wie ein grausam süßer Bann, unter dem ich gestanden und der sich nun aufgelöst hatte.
Um mich der Realität nicht zu stellen, ließ ich meine Augen noch geschlossen, als ich sie längst wieder öffnen konnte.
Bis zum letzten Moment.
Bis Tucker in das Krankenzimmer kam und mir einen Brief zwischen die kraftlosen Finger schob, die auf der Bettdecke ruhten.
»Es tut mir leid«, krächzte er und klang zum ersten Mal, als sei er mit den Nerven am Ende. »Ich kann nicht mehr, und ich weiß nicht, wann du aufwachen wirst. Das ist nicht fair. Ich bin einfach zu jung, um …« Er verstummte, und sein Stuhl kratzte über den Boden, als er aufsprang. »Es tut mir leid, okay?«
Ich wollte ihm sagen, dass er aufhören sollte.
Wollte zugeben, dass ich wach war.
Dass ich lebte.
Na ja.
So was in der Richtung.
Ich hätte ihm gern gesagt, dass ich nur Zeit zu schinden versuchte, weil ich mit meinem neuen Ich nichts zu tun haben wollte.
Tatsächlich blieben meine Augen geschlossen, und ich hörte, wie er fortging.
Sekunden, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, öffnete ich die Augen und erlaubte mir, zu weinen.
An diesem Tag, nachdem Tucker schriftlich mit mir Schluss gemacht hatte, beschloss ich, mich den Dingen zu stellen.
Eine Krankenschwester huschte wie eine Maus in mein Zimmer, ihre Bewegungen waren rasch und effizient. Sie betracht