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Klack-klack machte es, als die Katze durch die kleine Klappe unten in der Fliegengittertür schlüpfte. Das leise Geräusch genügte, um Jim Chee aufzuwecken. Er hatte sich auf der schmalen Pritsche im Halbschlaf unruhig hin und her gewälzt und war immer wieder unsanft gegen die Metallstreben gestoßen, die die Aluminiumhaut seines Wohnwagens stabilisierten. Als er nun hochschreckte, merkte er, dass das Laken zerknüllt um seine Brust lag.
Noch halb betäubt von seinem Albtraum, in dem er sich in einem Lasso verfangen hatte, mit dem er die Schafe seiner Mutter davon abhalten wollte, in etwas Vages, Gefährliches zu stürzen, zog er das Laken glatt. Möglich, dass sein wilder Traum ihm nun auch ein paar sorgenvolle Gedanken eingab, was seine Katze betraf. Was hatte sie nach drinnen verjagt? Etwas, das einer Katze Angst macht, jedenfalls dieser Katze. Etwas, das auch für ihn bedrohlich war? Doch das bedrückende Gefühl dauerte nur einen Augenblick, dann wich es dem glücklichen Gedanken, dass Mary Landon bald kommen würde. Die faszinierende, schlanke Mary Landon mit ihren schönen blauen Augen würde aus Wisconsin zurückkehren. Nur noch ein paar Wochen, dann hatte das Warten ein Ende.
Jim Chee, verwurzelt in den Traditionen der Navajo, schob den Gedanken aber wieder beiseite. Alles hatte seine Zeit. An Mary Landon konnte er später denken. Jetzt galt es, an morgen zu denken, eigentlich an heute, denn sicher war es weit nach Mitternacht. Er und Jay Kennedy mussten losfahren und Roosevelt Bistie festnehmen. Bistie sollte wegen eines Tötungsdelikts angeklagt werden, vielleicht war es sogar Mord. Nichts, was besonders schwierig gewesen wäre, aber doch so unerfreulich, dass Jim Chee sich mit seinen Überlegungen rasch wieder woanders festhakte. Wieder dachte er an die Katze. Was hatte sie bloß in den Wohnwagen getrieben? Ein Kojote? Oder was sonst könnte es gewesen sein?
Letzten Winter war sie hier aufgetaucht und hatte sich ein Stück östlich von Chees Wohnwagen, wo der niedrige Ast eines Wacholders, ein Felsbrocken und ein verrostetes Fass einen Unterschlupf bildeten, ein Lager eingerichtet. Sie war ihm eine vertraute, wenngleich misstrauische Nachbarin geworden. Chee hatte sich angewöhnt, ihr Essensreste hinzustellen, um sie durchzufüttern, solange alles verschneit war. Nach der Schneeschmelze, als schon die Trockenheit einsetzte, stellte er eine mit Wasser befüllte Kaffeedose dazu. Aber das lockte auch andere Tiere an, Vögel vor allem, die das Gefäß manchmal umkippten.
Darum hatte Chee eines Nachmittags, als es gerade nichts Besseres zu tun gab, die Tür ausgehängt, unten aus dem Rahmen ein Viereck in Katzengröße ausgesägt und dann eine Sperrholzklappe mit Lederscharnieren und Wunderkleber befestigt. Das war aus einer Laune heraus geschehen, auch weil er sehen wollte, ob die misstrauische Katze sich überhaupt darauf einließ. Falls sie sich daran gewöhnte, die Klappe zu benutzen, war nicht nur das Problem mit der Tränke gelöst, sondern sie konnte sich auch mit dem Rudel Feldmäuse beschäftigen, das sich, wie Chee vermutete, in seinem Wohnwagen eingenistet hatte. Chee machte sich ein bisschen Vorwürfe, ihr überhaupt Wasser hingestellt zu haben. Ohne seine Einmischung hätte alles seinen natürlichen Lauf genommen. Die Katze hätte sich einen anderen Unterschlupf gesucht, weiter den Hügel hinunter, näher am San Juan River, der immer Wasser führt