2. KAPITEL
Alec
»Jetzt leg doch mal die dämlichen Trainingspläne weg, Alec.«
Bevor ich reagieren und die Hand fester um den dünnen Stapel Papier schließen konnte, war er schon verschwunden. Dean Harris, der rechts von mir an dem kleinen Tisch in der Mensa saß, betrachtete mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er legte die Trainingspläne, die im Moment jeden meiner Tage bestimmten, umgedreht auf den Tisch und stellte demonstrativ sein Tablett darauf. »Das Team wird es überleben, wenn du dir mal zwanzig Minuten Zeit zum Essen nimmst.«
Meine Hand fühlte sich ungewohnt leer an, und ich streckte sie nach den Zetteln aus. Doch meine Fingerspitzen hatten noch nicht mal den Rand von Deans Tablett berührt, da schob er es schon, mitsamt den Papieren, unsanft weg. »Hey!«
Dean verpasste mir einen beherzten Schlag auf den Hinterkopf und deutete dann auf das Frühstück vor mir, das ich noch immer nicht angerührt hatte, obwohl wir schon seit zehn Minuten im großen Frühstückssaal der Beauvoir-Mensa saßen. Oder waren es fünfzehn? »Halt die Klappe und iss.«
Bei dem Anblick von Rührei, Toast und Speck zog sich mein Magen vor Vorfreude zusammen. Ich hatte einen Bärenhunger. Mein Wecker hatte, wie jeden Morgen, um fünf Uhr geklingelt, und ich war direkt zur Schwimmhalle aufgebrochen, um mein eigenes Trainingsprogramm auf die Kette zu kriegen, bevor der Rest vom Team gegen halb sieben zum morgendlichen Training erschienen war. Das Frühstück war meine Rettung, aber das würde ich Dean auf keinen Fall auf die Nase binden. Der Mistkerl sah auch so schon viel zu selbstzufrieden aus. »Du lehnst dich echt ganz schön weit aus dem Fenster für jemanden, dem immer noch zwei Zehntel fehlen, um sich für die Nationalmeisterschaften im Frühjahr zu qualifizieren.« Ich steckte mir den ersten Bissen Rührei in den Mund und verzog das Gesicht. Es war natürlich längst kalt. Ekelhaft.
Ein Lächeln umspielte Deans schmale Lippen, und seine schilfgrünen Augen funkelten belustigt. »Ich weiß, das ist für dich schwer vorstellbar, Captain, abermein Leben dreht sich nicht nur ums Schwimmen.«
»Meins auch nicht.«
»Nicht?« Dean richtete die schwarze Beanie-Mütze, die er in den kälteren Monaten immer nach dem Training trug, um sein nasses schwarzes Haar zu verbergen. »Dann muss ich die letzten zwei Jahre mit einem anderen selbstgefälligen Arschloch im selben Team geschwommen sein.«
Ich suchte gerade nach einer schlagfertigen Antwort, als mein Handy lautstark vibrierte. Also zeigte ich ihm stattdessen den Mittelfinger und griff danach. Gegen diesen Idioten konnte man eh nicht gewinnen. Eine Benachrichtigung von Tinder erschien auf dem Display, und ich öffnete den Chat. Als ich den Absender sah, schmunzelte ich. Mein Entertainment für heute Abend war also gesichert.
»Ah, hatte ich vergessen. Dein Leben besteht noch aus so viel mehr als Schwimmen.« Dean nickte in Richtung meines Handys, die Mundwinkel nach unten gezogen. »Flachgelegt zu werden zum Beispiel.«
Ich lachte leise. »Höre ich da eine Spur von Ne