Als Ylva mit dem Aufzug nach oben fährt, singt ihr Körper noch immer von der Begegnung mit Anders. Sie weiß, dass sie sich zügeln muss, um ihn nicht zu verliebt anzusehen oder jedes Mal zu strahlen, wenn ihr Blick auf ihn fällt.
Die Fahrstuhltüren öffnen sich, sie ist im Dachgeschoss des Hotels angekommen. Die Kollegen sind bereits an der Bar versammelt. Alle außer Anders. Kjell aus der Balkanabteilung gestikuliert mit seiner Hornbrille in der Hand und erzählt den Botschaftsmitarbeitern vermutlich eine Anekdote aus Georgien. Von seinem Kopf steht ein Haarbüschel ab.
Außer Kjell ist Kristian Wigg da, ergrauter Referent für wirtschaftliche Zusammenarbeit, groß und schlank mit leichtem Bauchansatz. Anna Kroon, ihre schwedische Mitarbeiterin mit dem möwenartigen Lachen, die sich über jedes diplomatische Protokoll hinwegsetzt. Und schließlich Annas Kollegin vor Ort, Vesna Butoviç, die Ylva erst auf dieser Reise kennengelernt hat.
Im Speisesaal stehen altrosa Servietten in Zylinderform auf der Tischdecke im selben Farbton. Seelenloser internationaler Hotelstandard, weit entfernt von dem informellen Fest, zu dem sie gestern Abend im Rahmen der Ortsbesichtigung in Mostar eingeladen waren. Als sie auf die Kollegen zugeht, fällt ihr Blick auf die Oberkellnerin, eine Frau in weißer Bluse, der das schwarze Haar in einem schnurgeraden Zopf den Rücken hinunterfällt.
Auf ungefähr halber Strecke hebt eine unsichtbare Kraft Ylva hoch und schleudert sie haltlos durch den Raum.
Erst Sekunden später, als sie auf allen vieren herumkriecht, werden ihr der laute Knall und das Zittern des Gebäudes bewusst. Eher wie eine Erinnerung, als dass sie es tatsächlich spürt. Sie hebt den Kopf und sieht in verängstigte Augen. Warum liegt sie als Einzige auf dem Boden?
Ylva richtet ihren Blick auf die Oberkellnerin, die zu Bar und Küche hinüberschaut, als hoffe sie von dort auf ein Zeichen oder eine Anweisung. Der Barmann hat mitten in einer Bewegung innegehalten, in den Händen ein Geschirrtuch und ein Whiskyglas, das er gerade von Kalkflecken befreien wollte.
Draußen vor den Fenstern steigt dicker schwarzer Rauch auf, und eine Sirene gibt einen schmerzenden metallischen Ton von sich. Aus dem Aufzug, dessen Türen noch offen stehen, dringt Rauch. Die Druckwelle, die sie umgeworfen hat, muss aus dem Fahrstuhlschacht gekommen sein.
Ylva steht auf. Wenn sonst niemand etwas tut, muss sie die Sache in die Hand nehmen.
»Wir müssen hier raus«, sagt sie auf Englisch.
»Ja«, sagt die Oberkellnerin. »Wir müssen alles räumen.«
Und sofort ist das ganze Restaurant auf den Beinen. Die Oberkellnerin kommt zur Besinnung und erinnert sich an eine jahrelang zurückliegende Brandüb