: Axel Adamitzki
: LiebesTaumel
: tolino media
: 9783754669280
: 1
: CHF 1.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 140
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Kunststudentin Vivian liebt den jungen Schauspieler Clemens, der seine erste Rolle in einer Daily soap übernommen hat. Vivian hat Angst, dass er sie über seine mögliche Berühmtheit vergessen könnte. Doch dann kommt plötzlich alles anders. Vivians unbekannter Vater, der vor Wochen verstorben ist, hat ihr den Titel einer Gräfin und die Hauptanteile einer Privatbank hinterlassen. Die Adelsfamilie, zu der sie auf einmal auch gehört, ist ein Haifischbecken. Man ist nicht bereit, sie als Erbin zu akzeptieren. Man bedroht sie, man macht ihr Angst, man will sie loswerden. Über all das verlieren sich Vivian und Clemens mehr und mehr aus den Augen. Hat ihre Liebe dennoch eine Chance? Oder gibt es für Vivian am Ende eine andere Liebe?

Geboren und aufgewachsen bin ich in Berlin. Nach dem Studium, noch vor dem Mauerfall, habe ich diese schöne Stadt aus beruflichen Gründen verlassen. Immer wieder komme ich gern zu Besuch. Heute lebe ich im Rheinland.

Kapitel 1


 

Der Februar ging zu Ende. Trüb und grau drängte ein neuer Morgen durch das Fenster, blieb bald vollständig in den dünnen geschlossenen Gardinen hängen und schaffte es kaum in die hinterste Ecke des Appartements, in der das Bett stand.

Vivian lag in Clemens´ Arm. Er strich ihr zärtlich durch das blonde Haar und wartete auf das erste Blinzeln, auf das erste Anzeichen, dass sie erwachte.

Das Streicheln holte Vivian aus einem traumlosen Schlaf und brachte sie zurück in die Wirklichkeit. Es war eine Wirklichkeit, die ihr Leben seit gestern Abend für die nächsten sechs Monate verändern sollte – so war es geplant.

Das möblierte Appartement gehörte der Firma, die die Daily soap ›Die Liebe siegt‹ produzierte und war Clemens zur Verfügung gestellt worden. Vor einem Jahr hatte er die Schauspielschule in Stuttgart erfolgreich abgeschlossen, und die Rolle eines Schurken in dieser Soap war sein erstes wirkliches Engagement.

»Das ist mein Sprungbrett«, hatte er gesagt, gebrüllt, schlankweg frohlockt, als er die schriftliche Zusage in den Händen gehalten hatte. Und immer wieder war er wie ein kleiner Junge durch seine Wohnung in Überlingen gehüpft. »Mein erstes Engagement, mein Sprungbrett«.

Vivian freute sich für ihn, doch machte dieses ›Sprungbrett‹ sie auch kleinmütig.

Villingen-Schwenningen war nur etwa achtzig Kilometer von Überlingen entfernt, das war nicht das Problem, die Schauspielschule in Stuttgart war weiter weg gewesen, vielmehr beunruhigte sie die Veränderung, das wirkliche Leben, das jetzt für Clemens begann.

Und was wird dann aus uns?, hatte sie sich während seines Jubels immer wieder gefragt – innerlich und lautlos natürlich. Äußerlich hatte sie sich beinahe aufrichtig für ihn gefreut.

Ihre gemeinsamen Pläne, die anders ausgesehen hatten, waren durch dieses Engagement durcheinandergeraten. Eine gemeinsame Wohnung hatten sie, zumindest für das nächste halbe Jahr, gedanklich zurückgestellt. Einen anderen Wunsch, ihren sehnlichsten, von dem Clemens noch nichts wusste, den sie aber seit längerer Zeit in sich trug, würde sie erst in ein oder zwei Monaten langsam an ihn herantragen können. Vielleicht! Jetzt ging das nicht, er würde sich bedrängt fühlen, verpflichtet, am Ende würde er ihr diesen Wunsch verübeln und sich vorschnell und ungewollt von ihr zurückziehen – ein schrecklicher Gedanke.

 

Vivian hob den Kopf, küsste ihn zweimal auf die nackte Brust, legte die Hand auf seinen muskulösen Oberarm und schmiegte sich wieder an ihn. Sie wollte nicht aufstehen, noch nicht.

Gestern Abend hatten sie einige persönliche Sachen aus seiner Wohnung in Überlingen hergebracht, hatten versucht, diesem Appartement eine eigene, eine wohnliche Note einzuhauchen: durch sieben Bilder, die jetzt die Wände im Flur und in dem Wohn- und Schlafraum verschönerten; durch einen großformatigen Kalender mit Motiven von Mark Rothko – an der Wand neben der Küchenzeile –; durch Bücher, die inzwischen auf dem Regal standen; durch ihre Lieblingsbettwäsche, schlafende Katzen auf lindgrünem Hintergrund und durch weitere ausschmückende Details.

Sie waren erst lange nach Mitternacht fertig gewesen. Vivian wäre fast schon unter der Dusche einge