: Ulrike Renk
: Die Seidenmagd Historischer Roman
: Aufbau Verlag
: 9783841203878
: 4
: CHF 8.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 464
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Liebe und der Seidenbaron.

C tharina te Kamp muss sich 1757 als 17-jährige bei der Familie von der Leyen als Magd verdingen. Ihre verwitwete Mutter kann die Familie nicht mehr ernähren, der Bruder hat sich den preußischen Truppen angeschlossen. Die Seidenbarone von der Leyen sind mennonitischer Konfession, aber eigentlich wären sie gerne Adelsleute. Frieder, der Sohn der Familie, wirbt um Catharina, obwohl sie nicht von seinem Stand ist. Er nimmt sie auf seinen Reisen mit, doch ist sie nie sicher, ob er sie wirklich liebt. Auch weiß sie nicht, ob sie das opulente Leben aus Prunk, Pracht und Verschwendung mit ihrem Glauben vereinen kann. Als ihre Freundin stirbt, muss sie sich entscheiden: Ein Leben an Frieders Seite, aber ausgestoßen von der Gemeinde, oder ein Rückbesinnung auf die alten Werte ...

'Fakten und Fiktion hat Renk gekonnt verbunden.' Westdeutsche Zeitung.



Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor.

Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de

Kapitel 1


»Käthe?« Der Ruf der Mutter schallte durch das kleine Haus am Quartelnmarkt, in dem die Familie te Kamp wohnte. »Wo bist du?«

Catharina wischte sich die Hände an dem Küchentuch ab und öffnete die Tür zur Diele. »Ich bereite den Brotteig für Morgen vor, Maman.«

»Das kann Henrike übernehmen. Du musst mit mir zu den von der Leyen gehen, um die Kostüme abzuliefern.« Die Mutter stand in der Tür zur Stube, unter ihren Augen waren tiefe Ringe der Müdigkeit. »Hast du sie endlich fertig?« Catharina betrat die Stube. Auf dem Tisch, an dem sie früher die Mahlzeiten eingenommen hatten, lag ein sauber verschnürtes Paket.

»Ja, endlich.« Esther seufzte müde. Zwei Wochen hatte sie an den Kostümen genäht, die die Franzosen bei ihr in Auftrag gegeben hatten. Schon nächste Woche würden die Karnevalsfeierlichkeiten in der Stadt beginnen. Seit drei Jahren, seit der Schlacht an der Hückelsmay, war die Stadt von französischen Truppen besetzt, der Niederrhein war ihr bevorzugtes Winterquartier. Die Städter litten unter den Besatzern, versuchten aber das Beste aus der Situation zu machen. Schon im letzten Jahr hatte Esther te Kamp einige Kostüme für die Offiziere genäht, als Friedrich von der Leyen einen Ball für sie veranstaltet hatte.

»Hast du schon alle verpackt?« Catharina sah sich neugierig um.

»Nein, bei dreien muss ich die Säume noch nachnähen, die sind mir nicht sauber geglückt.«

»Aber Maman, es sind doch nur Kostüme. Die Franzosen werden sie einmal, höchstens zweimal tragen und dann wegwerfen. Keiner wird auf die Säume gucken.«

»Mein Ruf als Weißnäherin steht auf dem Spiel – und Arbeiten sollten immer sorgfältig ausgeführt werden.« Missbilligend sah Esther ihre älteste Tochter an. »Und nun spute dich, lass uns die Sachen zu den von der Leyen bringen.«

»Jetzt?« Catharina schaute entsetzt aus dem Fenster. Ein böser Wind fegte schon den ganzen Tag durch die Gassen, heulte in den Ecken und unter den Dachtraufen. Nun hatte sich der Wind etwas gelegt, doch es fing an zu schneien.

»Ja, jetzt sofort. Die drei letzten Kostüme können wir morgen nachliefern und dann auch das eine oder andere anpassen, aber das Gros der Kostüme möchte ich heute noch abliefern.« Sie nahm ihren Mantel vom Haken in der Diele, tauschte die dünne Haube, die sie im Haus trug, gegen eine dickere aus Wolle und schlang sich das Umschlagtuch um die Schultern. Während Catharina ihre Stiefel zuschnürte, wickelte Esther die Kostüme in Leinentücher und verstaute sie in zwei Körben.

»Henrike«, rief sie, »pass auf die Mädchen auf und öffne niemandem die Tür. Du kannst die Suppe für das Nachtmahl aufwärmen und Tee zubereiten. Käthe hat schon angefangen, den Brotteig anzusetzen.«

Die achtzehnjährige Henrike seufzte ergeben. Sie war eben erst nach Hause gekommen. Seit einiger Zeit half sie im Haushalt des Bürgermeisters Floh.

Früher war