Science Museum Seoul
Juni 2017
Martin Bartel hatte gerade seinen Begleiteraus den Augen verloren, als sein Blick an einer imponierenden Konstruktion hängenblieb. Was dort im ersten Stock des Seouler Science Museums als Nachbau in Originalgröße unter der hohen Decke schwebte, sah aus wie eines der ersten Motorflugzeuge. Allerdings fehlte der Antrieb. Seine Neugierde wuchs, als er die Informationstafel mit der Beschreibung musterte. Unter einem längeren koreanischen Text fanden sich auch zwei erstaunliche Sätze in Englisch:
Flugmaschine, entwickelt und gebaut von Jeong Pyeonggu im Jahr 1590. Ein in der Neuzeit durchgeführter Versuch hat die Flugfähigkeit des Designs bestätigt.
Martin fühlte, wie er trotz der Wärme in den Museumsräumen eine Gänsehaut bekam. Wenn die Information auf der Tafel vor ihm korrekt war, hatten die Koreaner während der frühen Joseon Dynastie schon über das Wissen verfügt, um bemannte Flugzeuge zu bauen. Etwas weiter im hinteren Teil der Halle, über Modellen von Raketenwaffen aus dem fünfzehnten Jahrhundert, hing ein Deltagleiter. Wie beim ersten Fluggerät waren Grundgerüst und Fahrgestell aus Bambus gefertigt und die Tragfläche mit dünnem, weißen Leinen bespannt. Der Gleiter wirkte aber eleganter und glich vom Konzept her modernen Drachenfliegern.
Eine Erläuterung zu diesem Ausstellungsstück war nirgends zu finden. So machte Martin sich auf die Suche nach seinem Begleiter. Die eigenen Koreanischkenntnisse würden im kaum helfen, dem Aufsichtspersonal weitergehende Informationen zu entlocken. Nachdem er ein