Thomas Khurana
Aporien der Moralphilosophie und die Moral der Aporien nach Adorno
Wenn nach bleibenden philosophischen Beiträgen von Theodor W. Adorno gefragt wird, so werden meist drei mögliche Kandidaten erwogen: seine Analysen derspätkapitalistischen Kultur und Gesellschaft, seineÄsthetische Theorie und der von ihm entwickelte besondere Typ philosophischer Kritik, der unter dem Titelnegative Dialektik bekannt ist. Seltener, wenn überhaupt, wird jemand die Ansicht vertreten, ein bleibender Beitrag Adornos bestehe in einer besonderenMoralphilosophie. Zwar trägt das am weitesten verbreitete Werk Adornos, dieMinima Moralia,1 die Moral bereits im Titel. Jenes Buch aber hebt schon in den ersten Zeilen mit der These an, dass die Lehre vom richtigen Leben heute nicht mehr der eigentliche Bereich der Philosophie sein könne, da das, was der Philosophie einmal »Leben hieß, […] zur Sphäre des Privaten und dann bloß noch des Konsums geworden«2 sei. Statt einer Lehre vom guten Leben bleibt für die Philosophie nur eine Reflexion auf seine Beschädigung möglich. Wo i