: Patti Callahan Henry
: Dunkel wie die Flut Ein bewegender Roman über das Glück der selbstlosen Liebe
: beHEARTBEAT
: 9783751754941
: Die bewegendsten Romane von Patti Callahan Henry
: 1
: CHF 4.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 301
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
< >Wird sie sich jemals verzeihen können?

Ein unbeschwerter Sommertag am Seaboro River endet mit einer Katastrophe: Der kleine Sam ertrinkt im Fluss. Ein Unfall, für den die zwölfjährige Catherine sich verantwortlich fühlt. Viele Jahre später muss sie an den Ort des Geschehens zurückkehren, den ihre Familie nach Sams Tod fluchtartig verlassen hat. Catherine fürchtet sich vor ihren Erinnerungen. Doch die Begegnung mit ihrer Vergangenheit bereitet nicht nur Schmerz. Sie enthüllt Catherine ein Familiengeheimnis, das ihr Leben grundlegend verändern wird ...

Ein bewegender Roman über Schuld und Sühne, Vergessen und Verzeihen - und das Glück der selbstlosen Liebe.

»Wunderschön. Alle Leser, die poetische Stimmungen lieben, werden von Patti Callahan Henry verzaubert sein.« BOOKLIST

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




<p>Patti Callahan Henry lebt mit ihrem Ehemann und drei Kindern in der Nähe von Atlanta, Georgia, in einer malerischen Landschaft, die sie in den stimmungsvollen Bildern ihrer Romane eingefangen hat.</p><p>Besuch n Sie die Autorin unter www.patticallahanhenry.com.&l ;/p>

Eins


»Ich hatte im Leben immer vor allem
eine Erzählung gesehen …«

G.K. Chesterton

Achtzehn Jahre später

Ich weiß, dass ich total bescheuert aussah, als ich noch vor Sonnenaufgang im Schlafanzug auf der vorderen Verandatreppe stand und Thurman nachschaute, der im grauen Licht der Morgendämmerung davonfuhr. Widerspenstige Strähnen hatten sich aus dem strubbligen Pferdeschwanz gelöst, ein Träger rutschte mir von der Schulter. Die Rücklichter von Thurmans Wagen glitten die Straße entlang, wie zwei Augen starrten sie mich an, und ich hoffte, auch die Bremslichter aufleuchten zu sehen, aber vergeblich. Ich wünschte mir, er möge anhalten, umkehren und sich daran erinnern, dass ich heute Geburtstag hatte. Er sollte mich in die Arme nehmen und lachend sagen: »Ach, Catherine, wie konnte ich bloß vergessen, dass du heute dreißig wirst?« Ich hätte ihn an mich gedrückt, hätte ihn geküsst und wäre ihm mit der Hand über den Nacken und durch sein blondes Haar gefahren, bevor er wieder aufgebrochen wäre.

Aber klar, er kehrte nicht um. Er war spät dran und durfte seinen Flug nach Alabama nicht verpassen. In den vier Jahren, die wir jetzt zusammen waren, hatte er zum ersten Mal nicht an meinen Geburtstag gedacht. Ich betrachtete seine Vergesslichkeit als ein schlechtes Omen, auch wenn ich mir einzureden versuchte, dass sie wahrscheinlich schlicht und einfach das Resultat seiner Übermüdung und seiner intensiven Beschäftigung mit anderen Dingen war.

Ich setzte mich auf die Veranda, und während ich beobachtete, wie über den Berggipfeln South Carolinas der Morgen heraufzog, räkelte und gähnte ich mich wach. Dann schloss ich die Augen und suchte nach dem flüchtigen, aber deutlichen Gefühl von ungeahnten Möglichkeiten, an das ich mich von den Geburtstagsmorgen meiner Kindheit her erinnerte.

Früher hatte ich geglaubt, mit jedem neuen Lebensjahr käme ich meinem Ziel einen Schritt näher: Ich wollte den schönen, mutigen Heldinnen in den Romanen, die stapelweise in meinem Zimmer lagen, ähnlich werden. In diesem Jahr, dachte ich als Kind, werde ich so neugierig wie Lucy inNarnia, so mutig wie das Mädchen Scout inWer die Nachtigall stört oder so clever wie die junge Detektivin Nancy Drew.

In jenem schicksalhaften Sommer meines zwölften Lebensjahres jedoch musste ich einsehen, dass diese von der Lektüre inspirierten Phantasien niemals Wirklichkeit werden konnten. Kein Atticus Finch würde mich retten, kein Geheimnis in einer alten Uhr würde mir helfen, eine Familie wieder zusammenzuführen, kein Aslan mich von meiner Schuld erlösen. Manchen Menschen werden wichtige Erkenntnisse ganz plötzlich zuteil, mit einem einzigen Atemzug; ich jedoch hatte diese Überzeugung gewonnen, weil ein kleiner Junge keinen Atemzug mehr machte.

Inzwischen, mit dreißig, hatte ich alles, was ich brauchte, in der freundlichen, realen Welt des Städtchens Cedar Valley gefunden, in dem ich lebte. Die Berggipfel ringsherum bildeten einen zerklüfteten Horizont wie die zinnengekrönten Mauern einer Burg, und ich fühlte mich geborgen in dem Talgrund mit dem übersichtlichen Netz von Straßen, die von soliden Einfamilienhäusern und alten Bäumen gesäumt waren. Bestiegen hatte ich die Gipfel in der Umgebung noch nie. Die weite Fernsicht, von der andere mir nach ihren Bergtouren vorschwärmten, lockte mich nicht. Nein, ich war in meinem lauschigen Tal vollkommen zufrieden.

Seit ich vor achtzehn Jahren mit meinen Eltern hergezogen war, hatte ich Cedar Valley nur zu Ferienreisen nach Disney World oder an die Strände Floridas verlassen oder wenn wir Dads Eltern in Sarasota besuchten. Aber selbst bei diesen seltenen Familienausflügen hatte ich mich nie richtig wohlgefühlt: Erst nach unserer Rückkehr war die Welt für mi