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Natürlich war sie bereit zu sterben, aber doch nicht so früh oder auf eine derart unangenehme, langwierige Weise oder gar durch die Hände ihrer eigenen Landsleute.
Sie sank gegen die Wand, die, wie bei Gefängniswänden üblich, aus behauenem Stein bestand und äußerst massiv war. »Ich habe keine Pläne … und auch nie welche gehabt.«
»Ich bin nicht sonderlich geduldig. Wo sind die Pläne?«
»Ich habe keine –«
Eine Ohrfeige schnellte aus der Finsternis hervor. Für einen Moment verlor sie das Bewusstsein, kam aber gleich wieder zu sich – in der Dunkelheit, im Schmerz, bei Leblanc.
»Na schön.« Er berührte ihre wunde Wange und drehte ihr Gesicht herum. Ganz sanft. Er verstand es, Frauen wehzutun. »Fahren wir fort … und mit etwas mehr Entgegenkommen bitte.«
»Bitte. Das versuche ich doch.«
»Ich will wissen, wo du die Pläne versteckt hast, Annique.«
»Diese Albion-Pläne sind doch reine Fantasie. Ein Hirngespinst. Ich habe sie nie zu Gesicht bekommen.« Noch während sie dies sagte, sah sie sie förmlich vor Augen. Sie hatte sie in Händen gehalten: all die vielen Seiten mit den Eselsohren, die mit Flecken und Fingerabdrücken übersäten Karten, die klein und akkurat geschriebenen Listen.Bloß nicht daran denken. Wenn ich daran denke, wird er es mir ansehen.
»Vauban hat dir die Pläne in Brügge übergeben. Wozu?«
Um sie nach England zu schaffen. »Warum hätte er mir die Pläne geben sollen? Ich bin doch keine Reisetasche, die Dokumente durch die Lande trägt.«
Seine Hand umschloss ihre Kehle. Schmerz durchzuckte ihren Körper und raubte ihr den Atem. Sie krallte sich an die Wand, um sich daran festzuhalten. Äußerst nützlich so eine Steinwand, wenn man nicht umkippen wollte.
Leblanc ließ sie los. »Fangen wir noch mal von vorne an, in Brügge. Du warst dort. Gib’s schon zu.«
»Ja, das stimmt. Ich war dort, um Vauban Bericht zu erstatten. Ich sollte nur die Briten ausspionieren. Sonst nichts. Das hab ich Euch doch schon hundertmal erzählt.« Leblancs Finger krallten sich in ihr Kinn. Neuer Schmerz.
»Vauban hat Brügge mit leeren Händen verlassen. Er kam ohne die Pläne zurück nach Paris. Also muss er sie dir gegeben haben. Vauban hat dir vertraut.«
Verrat hat er mir anvertraut. Sie wollte nicht daran denken. Sich nicht daran erinnern.
Ihre Stimme war längst heiser. »Die Papiere waren nie in unserem Besitz. Nie.« Sie versuchte zu schlucken, doch ihre Kehle war wie ausgetrocknet. »Mein Leben liegt in Eurer Hand, Sire. Wenn ich die Pläne besäße, würde ich sie Euch zu Füßen legen, um mich freizukaufen.«
Leblanc fluchte leise, verfluchte sie. Verfluchte Vauban, der sich weit weg und in Sicherheit befand. »Der Alte hat sie nicht versteckt. Dazu wurde er viel zu gut bewacht. Was ist mit den Plänen geschehen?«
»Haltet in Euren eigenen Reihen Ausschau. Oder aber bei den Briten. Ich jedenfalls habe sie noch nie gesehen. Das schwöre ich.«
Leblanc hob brutal ihr Kinn. »Du und schwören, Füchschen? Seit deiner Kindheit habe ich dich wieder und wieder lügen sehen, du mit deinem Engelsgesicht. Versuch das bloß nicht bei mir.«
»Wie könnte ich es wagen? Ich habe Euch gut gedient. Haltet Ihr mich für so dumm, Euch nicht mehr zu fürchten?« Sie ließ Tränen aufsteigen. Eine sehr nützliche Fertigkeit, von der sie eifrig Gebrauch machte.
»Beinahe möchte m