2. … als tausend Worte
»Ich glaube es nicht!«, murmelte Ava in sich hinein und klickte auf die Links, die Jack in seine Mail eingefügt hatte. Allesamt führten sie zu Fotostrecken von Online-Klatschmagazinen. Zentrales Motiv: sie und Daniel, wie sie Arm in Arm die Klinik verließen, wie er ihr vertraulich etwas ins Ohr flüsterte, wie er sich neben sie in ihr winziges Cabrio faltete, wie sie ihre Hand auf sein Bein legte …
Moment, daran konnte sie sich überhaupt nicht mehr erinnern. »O mein Gott!!«
Sie raufte sich frustriert die Haare und überlegte, was sie nun am besten tun sollte. An Schlafen war jedenfalls nicht zu denken. Kurzentschlossen schnappte sie sich ihr Laptop und lief damit die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, in der Hoffnung, dort Lisa zu treffen. Von der war jedoch keine Spur zu sehen. In der Küche saßen lediglich Kate und Jill und unterhielten sich angeregt.
»Wisst ihr, wo Lisa ist?«, platzte Ava grußlos heraus und knallte ihren Computer auf den Tresen.
»Dir auch einen wunderschönen guten Morgen«, entgegnete Jill ironisch und fügte, nachdem sie Ava gemustert hatte, hinzu: »Himmel, siehst du scheiße aus. DieserOP-Kittel hat bestimmt auch schon bessere Tage gehabt.«
»Bist du gerade erst von deiner Schicht nach Hause gekommen?«, fragte Kate deutlich mitfühlender, stand auf und schenkte Ava eine Tasse Kaffee ein. Großpudel Henry gab seine Bettelpose vor der Müsli essenden Jill auf und schmiegte sich an sein aufgebrachtes Frauchen.
»Vor einer halben Stunde. Meine Zivil-Klamotten sind mal wieder den diversen Körperausscheidungen eines Patienten zum Opfer gefallen und ich sehe nicht nur scheiße aus, ich fühle mich auch so. Danke der Nachfrage. Aber noch einmal: Wo ist Lisa?«
»Keine Ahnung.« Jill zuckte mit den Schultern. »Sie ist gestern Abend verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht ist sie wieder in geheimer Hacker-Mission unterwegs oder hat sich als Physiotherapeutin verkleidet, um Dan in der Reha eine Spezialbehandlung zu verpassen.« Sie wickelte sich augenzwinkernd eine blonde Strähne um den Finger. »Wenn du verstehst, was ich damit meine.«
»Dann hoffe ich sehr, dass die Spezialbehandlung seine … seine … ach, es ist so zum Kotzen!«, stammelte Ava frustriert und zog ihren Hund gedankenlos so fest an einem Ohr, dass das Tier empört aufquiekte. »Sorry, Henry.«
»Jetzt noch einmal im ganzen Satz«, beschwichtigte sie Kate. »Was ist los?«
»Das ist los!« Ava klappte ihr Laptop auf, las ihren Freundinnen Jacks Mail vor und zeigte ihnen dann die Fotos.
»Puh, das ist echt übel«, bestätigte Kate mitfühlend und holte eine Packung Schokoladen-Kekse aus dem Schrank.
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