: Jojo Moyes
: Weit weg und ganz nah
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644498310
: 1
: CHF 15.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bestsellerautorin Jojo Moyes erzählt mit viel Wärme und Humor die Geschichte einer unwahrscheinlichen Liebe. Einmal angenommen, dein Mann hat sich aus dem Staub gemacht. Du schaffst es kaum, deine Familie über Wasser zu halten. Deine hochbegabte Tochter bekommt eine einmalige Chance. Und du bist zu arm, um ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Plötzlich liegt da ein Bündel Geldscheine. Du weißt, dass es falsch ist. Aber auf einen Schlag wäre dein Leben so viel einfacher ... Und einmal angenommen, du strandest mitten in der Nacht mit deinen Kindern am Straßenrand - und genau der Mann, dem das Geld gehört, bietet an, euch mitzunehmen. Würdest du einsteigen? Würdest du ihm irgendwann während eures verrückten Roadtrips gestehen, was du getan hast? Und kann das gut gehen, wenn du dich ausgerechnet in diesen Mann verliebst? Ein warmherziger Roman darüber, was entstehen kann, wenn man Gegensätze überwindet - und darüber, dass wir gemeinsam stärker sind als allein.

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von 15 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr. 1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London.

Kapitel 1


Jess

Jess Thomas und Nathalie Benson saßen tief versunken in den Sitzen ihres Reinigungstransporters, der in sicherer Entfernung von Nathalies Haus stand, sodass sie von dort aus nicht gesehen werden konnten. Nathalie rauchte. Sie hatte eigentlich vor sechs Wochen damit aufgehört. Zum vierten Mal.

«Sichere achtzig Pfund die Woche waren das. Plus Urlaubsgeld.» Nathalie stieß einen Schrei aus. «Verdammt. Ich hab richtig Lust, die Schlampe zu suchen, der dieser verfluchte Ohrring gehört, und ihr eine zu knallen. Ihretwegen haben wir unseren besten Auftrag verloren.»

«Vielleicht wusste sie nicht, dass er verheiratet ist.»

«O doch, das wusste sie.» Bevor sie Dean kennengelernt hatte, war Nathalie zwei Jahre mit einem Mann zusammen gewesen, der, wie sich herausstellte, auf der anderen Seite von Southampton nicht nur eine, sondern gleich zwei Familien hatte. «Kein Single-Mann legt sich farblich abgestimmte Zierkissen aufs Bett.»

«Neil Brewster schon», sagte Jess.

«Neil BrewstersCD-Sammlung besteht ja auch aus siebenundsechzig Prozent Judy Garland und dreiunddreißig Prozent Pet Shop Boys.»

Jess und Nathalie gingen seit beinahe vier Jahren zusammen putzen, seit der Zeit, als der Ferienpark Beachfront noch teils unberührtes Paradies, teils Baugelände gewesen war. Damals hatten die Investoren den Einwohnern des benachbarten Küstenstädtchens versprochen, dass sie den Swimmingpool des Ferienparks nutzen dürften, und ihnen hoch und heilig versichert, so ein exklusives Bauprojekt würde ihrer Kleinstadt viele Vorteile bringen und ihr keineswegs die letzte Lebensenergie absaugen.

Auf ihrem kleinen weißen Transporter stand der etwas langweilige Firmenname «Benson& Thomas Reinigungsservice». Nathalie hatte mit einer Schablone daruntergeschrieben: «Geht’s bei Ihnen dreckig zu? Dann nehmen Sie unsere Dienste in Anspruch!» Nach zwei Monaten hatte Jess sie allerdings darauf hinweisen müssen, dass die Hälfte der Anrufe, die sie erhielten, nicht das Geringste mit Putzaufträgen zu tun hatte.

Inzwischen arbeiteten sie fast nur noch in Beachfront. Kaum jemand in der Stadt hatte das Geld – oder wäre überhaupt auf die Idee gekommen, eine Putzfrau anzustellen, abgesehen von einigen Ärzten, Anwälten oder vereinzelten Kunden wie Mrs. Humphrey, die mit ihrer Arthritis nicht mehr selbst putzen konnte.

Einerseits war es ein guter Job. Man konnte selbständig arbeiten, sich die Arbeitszeit einteilen und sich meistens die Kundschaft aussuchen. Die Kehrseite der Medaille waren seltsamerweise nicht die nervigen Kunden (und einen davon gab es immer) oder dass einen beim Schrubben von fremden Toiletten manchmal das Gefühl überkam, man habe es auf der Karriereleiter vielleicht nicht ganz so weit nach oben geschafft, wie man es sich erträumt hatte. Jess störte es nicht, anderer Leute Haarbüschel aus dem Abfluss zu ziehen. Jess störte es nicht einmal, dass sich die meisten Mieter von Ferienhäusern anscheinend dazu verpflichtet fühlten, sich eine Woche lang wie die Schweine aufzuführen.

Die Kehrseite war, dass man viel mehr über das Leben anderer Leute erfuhr, als man jemals hatte wissen wollen.

Jess hätte ein Lied von Mrs. Eldridges heimlicher Shoppingsucht singen können; von den Designerschu