: Matthias Biskupek
: Leben mit Jacke Geschichten
: EDITION digital
: 9783965214446
: 1
: CHF 4.10
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: Humor, Satire, Kabarett
: German
: 101
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
In 17 Geschichten schildert der Autor humorvoll und überspitzt den Alltag in der DDR mit seinen Menschen und Problemen. Helmut betreibt einen Kult um seine Lederjacke, die es in der DDR nicht zu kaufen gibt. Alfred rächt sich an seinen Kollegen, die seinen Garten mit seltsamen Pflanzen bei einer Grillparty verwüsten, mit von ihm gezüchteten schnellwachsenden Pflanzen. Autor und Verlagsmitarbeiter schrumpfen fast auf Däumlingsgröße. Hümpe bombardiert die Behörden mit Eingaben ...

Matthias Biskupek war am 22. Oktober 1950 in Chemnitz geboren worden und wuchs mit zwei Brüdern und einer Schwester in der sächsischen Kleinstadt Mittweida auf. Sein Vater war Lehrer, seine Mutter war Angestellte. Nach Schulbesuch und Abitur mit gleichzeitiger Lehre als Maschinenbauer studierte Biskupek an der Technischen Hochschule Magdeburg technische Kybernetik und Prozessmesstechnik. Von 1973 bis 1976 war er als Systemanalytiker und zeitweise auch als Maschinenfahrer im Chemiefaserkombinat Schwarza bei Rudolstadt tätig. Nachdem er bereits während seiner Schul- und Studienzeit verschiedene literarische Zirkel besucht und mehrfach am Schweriner Poetenseminar teilgenommen hatte, in den achtziger Jahren auch als Seminarleiter, arbeitete er seit 1976 am Theater Rudolstadt, zunächst als Regieassistent, später als Dramaturg, zeitweilig auch als Bühnentechniker, Programmheftzeichner, Inspizient und Kleindarsteller. In den Jahren 1981/82 absolvierte er einen Sonderkurs am Leipziger Literaturinstitut. Seit 1983 lebte er freischaffend in Rudolstadt. 1993 war er Kreisschreiber in Neunkirchen/Saar. 1997 bekam er ein Aufenthaltsstipendium für das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, 2000 das Casa-Baldi-Stipendium der Deutschen Akademie Rom in Olevano Romano. 2016 wurde Biskupek mit dem Walter-Bauer-Preis ausgezeichnet. Zu seinen vielfältigen literarischen Arbeiten gehörten Romane, Geschichten, Kabaretttexte, Feuilletons und Features für den Rundfunk sowie in den 1980er Jahren auch Treatments für die DEFA, die jedoch nie zu Filmen wurden. Von 1985 bis zu dessen Auflösung war er Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR, 1990 der letzte Vorsitzende des Bezirksverbandes Gera, 1992/93 VS-Vorsitzender in Thüringen. Er ist am 11. April 1921 in Rudolstadt verstorben.
Platzkarte Wir können nur andeuten, wie Herr Freulein aussah. Er sah nämlich aus wie der Bruder von Werner Rautbischl, der in der Eisenberger Straße gewohnt hatte, falls Werner Rautbischl bekannt sein sollte oder wenigstens die Eisenberger Straße, die jetzt an der Stelle der ehemaligen Nürnberger Straße völlig neu aufgebaut wurde, denn diese war bekanntlich ausgebombt. Herr Freulein sah nur so aus wie der Bruder. In Wirklichkeit kannte er weder Werner Rautbischl noch die Eisenberger Straße, sondern war mit Kollegin Fräulein verwandt, als deren Bruder er nämlich geboren worden war. Doch dafür konnte er nichts, ebenso wie für seinen Beruf; die Zufälle, die zu Notwendigkeiten werden, sind ja nichts Neues. Als Herr Freulein dem Kinderstühlchen entwachsen war, musste seine Schwester am Abendbrottisch sich dünner machen, damit er neben ihr noch Platz fand. Es war halt alles etwas eng. Dabei war sie gerade in der Wachstumsphase, überall an ihr sprießte und knospete es. Später, als sie dann schon Chefsekretärin war, bemerkte das niemand an ihr; durfte niemand das bemerken. Von wegen Knospen, hätte sie gesagt, mit ihrem weit um den Kopf herumreichenden Mund, den sie bereits als Schwester von Herrn Freulein hatte und den das arg verdross, denn dadurch kam er kaum zu Wort, und auch beim Essen konnte sie die besten Sachen nebeneinander in ihrem Mund verschwinden lassen, während Herr Freulein alles langsam nacheinander hinterwürgen musste. Herr Freulein hatte es also nicht so weit gebracht wie seine Schwester, die ja in der unmittelbaren Produktion tätig war, dort sogar im vorbere