: C. E. Bernard
: Palace of Blood - Die Königin Roman
: Penhaligon
: 9783641252595
: Palace-Saga
: 1
: CHF 8.10
:
: Fantasy
: German
: 320
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Keine Krone der Welt ist es wert, den Menschen zu verlieren, den man am meisten liebt!
Der Kampf um den englischen Thron ist entbrannt. Als der entrückte König den Befehl erteilt, Jagd auf seinen eigenen Sohn zu machen, greift die Königin zum Äußersten: Sie lässt ihren Mann ermorden und plant, anstelle des flüchtigen Kronprinzen selbst zu regieren. Robin hingegen wünscht sich nichts mehr, als in Frieden mit der Liebe seines Lebens zusammen zu sein. Mit Rea, der gefürchteten Magdalena. Mit Rea, der zukünftigen Königin. Mit Rea, die zum ersten Mal in ihrem Leben frei sein darf. Doch am Tag ihrer Vermählung wird Rea Opfer eines schrecklichen Anschlags - und der gläserne Palast verwandelt sich an einen Ort des Schreckens, des Verrats und des Blutes.

Alle Bücher der »Palace-Saga«:
Palace of Glass. Die Wächterin
Palace of Silk. Die Verräterin
Palace of Fire. Die Kämpferin
Palace of Blood. Die Königin

C.E. Bernard ist das Pseudonym von Christine Lehnen, die 1990 im Ruhrgebiet geboren wurde und seitdem in Kanada, den Vereinigten Staaten, Australien und Paris gelebt hat. Sie studierte die Fächer English Literatures and Cultures und Politikwissenschaft, seit 2014 lehrt sie Literarisches Schreiben an der Universität Bonn. Daneben promoviert sie an der University of Manchester über Neuerzählungen des Trojanisches Krieges, erwandert das Siebengebirge und mentoriert zukünftige Talente für PAN e. V. Ihre Kurzgeschichten wurden mit den Literaturpreisen der Jungen Akademien Europas und der Ruhrfestspiele Recklinghausen ausgezeichnet, ihre Romane waren für den RPC Fantasy Award und den Lovelybooks-Leseraward nominiert. IhrePalace-Sagaund derWayfarer-Sagaschrie Christine Lehnen auf Englisch - diese beiden auf Deutsch erschienenen Reihen wurden ins Deutsche zurückübersetzt.

Kapitel 2

Die Königin

Die Königin von England hält das aus.

Ihr Leben lang wurde ihr beigebracht, dabei zu sein, mitzuerleben, wie andere über sie entscheiden, und sich zu fügen. Man hat sie gelehrt, zuzusehen und zu schweigen, immer zu schweigen, egal, was sie sieht, egal, was sie davon hält.Königinnen sind nicht glücklich, Maria, hat ihre Mutter die Kaiserin ihr gesagt und ihr gezeigt, wie man sich in die Schatten zurückzieht und selbst in den gläsernen Räumen und Fluren des Buckingham Palace feine Netze aus Intrigen spinnt, um zu bekommen, was man will. Man fragt nicht. Man fordert nicht. Und niemals, unter keinen Umständen, bettelt man darum.

Nun ist die Königin von England zum ersten Mal in ihrem Leben nicht sicher, ob sie das noch länger aushält.

Ob sie weiter schweigend danebenstehen, vom Gläsernen Turm im Herzen des Buckingham Palace aus zusehen kann, wie die Ritter des Königs ihre Waffen auf ein Häufchen Demonstranten richten, naive Gutmenschen, die glauben, man könne die Welt verändern, indem man sich auf der Straße zusammenrottet, Banner schwenkt und rote Seidenbänder im Wind flattern lässt.

Wenn nur nicht ihr Sohn einer von ihnen wäre. Wenn sie doch nur nicht wüsste, dass diese Waffen auch auf den Kronprinzen gerichtet sind und auf die Zwillinge. Ihre Kinder.

Robin. Victoria und William.

Stumm steht die Königin vor den Gemächern ihres Ehemannes, ganz oben im Gläsernen Turm, und blickt auf die Constitution Hill hinab, auf die vielen Ritter, die auf der breiten Straße angetreten sind. Auf die Widerständler in Hyde Park Corner. Von Tag zu Tag werden es mehr, schon jetzt besetzen sie beinahe den gesamten Park. Bald werden es so viele sein, dass nicht einmal der König von England sie einfach alle erschießen lassen kann. Schon jetzt ist die Unterstützung durch den Adel recht brüchig geworden. Viele wenden sich von ihm ab, befürchten, vom Zorn des Volkes hinweggerafft zu werden. Selbst unter den Rittern regen sich erste Zweifel, wenn man ihnen befiehlt, Gewehre und Schwerter auf jenen Mann zu richten, den zu schützen man sie stets angewiesen hat – ihren Kronprinzen. Und Sir George, seines Zeichens Lord of Buckingham und ihr Captain, tut nichts, um diese Zweifel zu zerstreuen.

Ein entschlossener König hätte die Sache vielleicht selbst in die Hand genommen, hätte seine Männer mit einer leidenschaftlichen Ansprache zum Mord angestachelt. Aber der Weiße König verkriecht sich seit drei Tagen in seinen Gemächern, und wenn er sie einmal verlässt, wirkt er regelrecht gepeinigt. Wann immer Sir George ihn nach neuen Befehlen fragte, saß der König reglos da und starrte auf seine Füße. Irgendwann stand er auf, sah sich teilnahmslos um. »Sie hat mein Leben verschont.« Mehr war ihm nicht zu entlocken, bevor er wieder in seine Gemächer zurückkehrte und noch einen Tag ohne Entscheidung verstreichen ließ.

So geht das nun seit drei Nächten und vier Tagen. Doch gestern Abend wurde der Königin von ihrem treuen Fähnrich das Gerücht zugetragen, der König wolle im Morgengrauen neue Befehle ausgeben.

Nun bricht der Morgen an. Die Sonne steigt über den Horizont, während die Königin die kleinen schwarzen Punkte auf der Straße und überall in Hyde Park Corner mustert. In der vergangenen Nacht hat sie ihren Ehemann aufgesucht. Hat ihn gebeten, ihr ihren Wunsch zu erfüllen. Hat darum gebettelt.

Keinen Schießbefehl. Erteile keinen Schießbefehl.

Unten auf der Straße heben die Ritter ihre Waffen. Rot gleiten die Sonnenstrahlen über die Dächer der Stadt, lassen das Glas des Palasts funkeln. Rotes Licht und rote Seide in d