: Leigh Bardugo
: Goldene Flammen Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426455449
: Legenden der Grisha
: 1
: CHF 10.00
:
: Fantasy
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Auftakt zum Fantasy-Abenteuer über die magische Armee der Grisha und den Krieg um Ravka von Bestseller-Autorin Leigh Bardugo (»Das Lied der Krähen«, »Das Gold der Krähen«) - in neuer, aufwendig veredelter Ausstattung: Alina ist eine einfache Kartografin in der Ersten Armee des Zaren von Ravka. Jemand, der entbehrlich ist - ganz anders als ihr Kindheitsfreund Malyen, der erfolgreiche Fährtenleser und Frauenschwarm. Doch als Alina Mal bei einem Überfall auf unerklärliche Weise das Leben rettet, ändert sich alles für sie, denn sie findet heraus, dass sie eine Grisha ist, die über große Macht verfügt. Alina wird ins Trainingslager der Grisha versetzt, der magischen und militärischen Elite Ravkas. Dort findet sie einen ganz besonderen Mentor: Den ältesten und mächtigsten der Grisha, der nur der »Dunkle« genannt wird und der schon bald ganz eigene Pläne mit Alina verfolgt. Fantasy, Märchen, zarte Romanze: Mit dem vom Krieg zerrissenen Ravka, dem ausgeklügelten Magie-System der Grisha und ihren lebendigen, facettenreichen Charakteren hat Leigh Bardugo eine Welt abseits ausgetretener Pfade entwickelt. Ein echtes Fantasy-Highlight, nicht nur für Fans der Bestseller »Das Lied der Krähen« und »Das Gold der Krähen« Die Grisha-Trilogie ist in folgender Reihenfolge erschienen:• »Goldene Flammen«• »Eisige Wellen«• »Lodernde Schwingen«

Leigh Bardugo ist internationale Bestsellerautorin und Schöpferin des Grishaverse, das derzeit als »Shadow and Bone. Die Legenden der Grisha« erfolgreich bei Netflix als Originalserie erscheint. Ihr unverkennbares Universum umfasst die »Grisha-Trilogie«, die Krähen-Bände, »King of Scars« und viele mehr. Ein weiterer Roman, »Das neunte Haus«, wird derzeit von Amazon Studios verfilmt. Leigh Bardugo lebt in Los Angeles.

1


Ich stand am Rand einer überfüllten Straße und sah auf die hügeligen Felder und verlassenen Bauernhöfe des Tula-Tals hinab. Da erblickte ich sie zum ersten Mal: die Schattenflur. Mein Regiment war zwei Wochen zuvor aus dem Militärlager in Poliznaya abmarschiert, und die Herbstsonne war warm, aber als ich den Dunst betrachtete, der wie eine schmutzige Schliere am Horizont wogte, zitterte ich trotz meines Mantels.

Irgendwer rammte mir seine Schulter in den Rücken. Ich stolperte und wäre fast der Länge nach auf den matschigen Boden gestürzt.

»He!«, schrie der Soldat. »Pass doch auf!«

»Pass du lieber auf deine fetten Füße auf«, fauchte ich und merkte mit Befriedigung, dass ein verdutzter Ausdruck auf seinem breiten Gesicht erschien. Kaum jemand, vor allem kein schwerer Mann mit schwerer Waffe, rechnete damit, dass eine so kleine und schmächtige junge Frau wie ich zurückblaffte.

Nachdem der Soldat seine Überraschung verdaut hatte, warf er mir einen bösen Blick zu, richtete seinen Tornister und verschwand dann in der Karawane zwischen Pferden, Männern, Karren und Wagen, die über den Hügel ins Tal strömte.

Ich beschleunigte meine Schritte und versuchte, über die vielen Köpfe hinweg etwas zu erkennen. Die gelbe Fahne des Feldmesswagens hatte ich schon vor Stunden aus den Augen verloren und wusste, dass ich weit hinterherhinkte.

Unterwegs sog ich die grünen und goldenen Düfte des Herbstwalds in mich auf, spürte die sanfte Brise im Rücken. Wir befanden uns auf dem Vy, jener breiten Straße, die früher von Os Alta bis zu den wohlhabenden Hafenstädten an der Westküste Ravkas geführt hatte. Jedenfalls in der Zeit vor der Schattenflur.

In der Menge stimmte jemand ein Lied an.Ein Lied? Welcher Idiot singt auf dem Weg zur Schattenflur? Ich sah noch einmal zu der Schliere am Horizont und musste einen Schauder unterdrücken. Ich hatte die Schattenflur auf vielen Karten gesehen – ein schwarzer Streifen, der die einzige Küste Ravkas vom Rest des Landes abschnitt und den Zugang zum Meer versperrte. Auf manchen Karten glich sie einem Fleck, auf anderen einer trüben, formlosen Wolke. Manchmal war sie als langer, schmaler See eingezeichnet und mit ihrem zweiten Namen versehen, »Ödsee«. Dieser Name sollte Soldaten und Kaufleute beruhigen und zur Durchquerung ermutigen.

Ich schnaubte. Dieser Name konnte vielleicht träge Kaufleute täuschen, mich jedoch nicht.

Ich riss den Blick von dem düsteren, in der Ferne wabernden Dunst los und betrachtete die zerstörten Bauernhöfe. Im Tula-Tal hatten die reichsten Bauern Ravkas gelebt. Früher hatten sie hier die Felder bestellt und Vieh auf den grünen Weiden grasen lassen. Dann war plötzlich ein finsterer Streifen mitten in der Landschaft erschienen, eine fast undurchdringliche Finsternis, die mit jedem Jahr größer wurde und unsägliche Schrecken barg. Niemand wusste, wo die Bauern mitsamt ihren Höfen und Familien, ihren Viehherden, Feldfrüchten und allem anderen Besitz geblieben waren.

Schluss damit, schärfte ich mir ein. Du machst es nur noch schlimmer. Seit Jahren durchqueren Leute die Schattenflur … Meist unter großen Verlusten, aber trotzdem. Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen.

»Nicht mitten auf der Straße in Ohnmacht fallen«, sagte jemand dicht neben mir, und dann legte sich ein Arm schwer auf meine Schultern. Als ich den Kopf hob, sah ich Mals vertrautes Gesicht. Er lächelte, und seine blauen Augen strahlten, als er sich neben mir einreihte. »Na komm«, sagte er. »Immer einen Fuß vor den anderen. Du weißt doch, wie es geht.«

»Du vereitelst meinen Plan.«

»Ach ja?«

»Ja. Ich falle in Ohnmacht, man trampelt über mich, und ich erleide überall schwere Verletzungen.«

»Ein meisterhafter Plan!«

»Klar. Denn mit schweren Ver