2.
Perry Rhodan, Terraner
Wähle: der Tod, das Gift oder das Leben.
– Herkunft unbekannt –
»Selbstzerstörungssequenz!«, hatte Perry Rhodan gerufen und damit seinen Feind Kaowen dem sicheren Tod ausgeliefert. Doch er war es nicht gewesen, der diese Selbstzerstörung eingeleitet hatte.
Dann war die Welt um ihn verschwunden.
Das Transitparkett schickte ihn an einen anderen Ort. Wohin, wusste er nicht; es ging ins Unbekannte.
Wieder einmal.
Vielleicht ist das eine der wenigen Konstanten meines Lebens, dachte Rhodan noch, und in der nächsten Sekunde taumelte er über ein anderes Transitparkett – die Empfangsstation. Zumindest vermutete er, dass es sich ebenfalls um ein Transitparkett handelte, denn unter seinen Füßen leuchtete und waberte der transparente Boden violett.
Die gnadenlose Hetzjagd auf der Giftgaswelt durch Protektor Kaowen hatte ein dramatisches Ende gefunden. Rhodan und sein Begleiter, der Iothone Quistus, waren dem Höllenplaneten entkommen, hatten sich an einen unbekannten Zielort versetzen lassen.
Ihr Feind jedoch war zurückgeblieben in der lebensfeindlichen Atmosphäre, verletzt, mit zerstörtem Raumanzug, inmitten einer unterirdischen Höhle, in der soeben das Sende-Parkett explodieren musste.
Dieses Inferno konnte Kaowen nicht überleben.
Rhodan schaute sich um, versuchte sich auf die neue Situation einzustellen. Das war wichtiger als alles andere. Im Augenblick zählte nur die unmittelbare Gegenwart.
Drohte Gefahr?
Wurden sie angegriffen?
Was war mit Quistus, der ohne Schutzanzug oder Überlebenskapsel nur in einer Wasserstoff-Methan-Atmosphäre wie in der unterirdischen Höhle überleben konnte?
Die letzte Frage beantworteten die Sensoren seines nach wie vor geschlossenen SERUNS für ihn: Die automatische Umweltanalyse ergab, dass die Luft rundum für Rhodan augenblicklich tödlich wäre, für Quistus jedoch ideale Bedingungen bot.
Der Aktivatorträger machte sich auf einen Kampf gefasst. Verteidigung, Flucht ... alles hielt er für möglich.
Doch ihn empfing Ruhe.
Ein leerer, weiter Raum erstreckte sich rund um das Transitparkett. Es gab ebenfalls Felswände, wenn er sich nicht täuschte, aber in anderer Entfernung als noch vor wenigen Sekunden.
Er konnte allerdings nicht mit Sicherheit behaupten, das sie tatsächlich den Planeten gewechselt hatten, obwohl es ihm seltsam vorkäme, existierten zwei Transitparketts auf ein und der gleichen Welt. Sein Blick verlor sich in wallenden Schwaden und in einem eigenartig verzerrenden Effekt aus Dunkelheit, der gar nicht zu der sonst angenehmen Helligkeit passen wollte. Gab es doch künstliche Metallwände?
Diese Umgebung verwirrte die Sinne des Terraners.
Ihn überkam ein Schwindelgefühl, als würde er mitten in einem aufkommenden Sturm auf den schwankenden Bohlen eines altertümlichen Meeresschiffes stehen und versuchen, die ebene Linie des Horizonts ausfindig zu machen. Sogar sein Magen revoltierte.
Das violette Wabern des Parketts, das von unten über seinen Körper fiel und sich auf der Spiegelfläche seines Helms brach, wirkte seltsam beruhigend. Perry Rhodan konzentrierte sich darauf, und der Schwindel verschwand.
»Wo sind wir?«, fragte er seinen iothonischen Gefährten.
Quistus schwebte in etwa einem halben Meter Höhe. Sein Tentakelstumpf zuckte, als winde er sich in Agonie. Protektor Kaowen hatte einen Peilsender in den Tentakel implantiert, und diesen hatten sie nur loswerden können, indem Quistus seinen vierten Tentakelarm abgestoßen und sich so selbst verstümmelt hatte. Es war für ihn durchausmöglich, hatte er betont, aber mit entsetzlichen Schmerzen verbunden.
Letztlich hatte sich Kaowen in seiner eigenen Falle gefangen und die Selbstzerstörung des Transitparketts nicht überlebt.
Doch zu welchem Preis?
Der Navigator sah schrecklich aus.
»Kann nicht ...«, ächzte er. »Der Schmerz ...« Er wand sich, kämpfte sichtlich gegen eine nahende Ohnmacht.
»Ich werde dich beschützen, wenn du das Bewusstsein verlierst«, stellte Rhodan klar, wohlwissend, dass seine Worte nicht sonderlich beruhigend wirken konnten. »Weißt du etwas über diesen Ort? Was erwartet uns? Wo sind wir?«
Von dem Iothonen kam keine Antwort. Er sackte zusammen, krachte auf den Boden und streckte die verbliebenen drei Tentakelarme von sich. Die Spitzen zitterten noch einen Moment, dann lagen sie still.
Rhodan hatte beobachtet, dass Quistus vor dem Transport die vierte, abgetrennte Gliedmaße mit sich getragen hatte.
Was war geschehen? Hatte er sie im Kampfgetümmel verloren? War ihm keine andere Wahl geblieben, als sie zurückzulassen? Und warum hatte sich der Iothone in all dem Chaos überhaupt darum gekümmert? Um sie durch eine Operation wieder mit seinem Körper zu vereinigen?
War das möglich?
Oder steckte etwas völlig anderes dahinter, das Rhodan nicht verstand, weil er immer noch viel zu wenig über seinen Begleiter und dessen Volk wusste?
Womöglich hatte sich Quistus am Ende auch wegen des Peilsenders von seinem abgetrennten Körperteil getrennt, weil Kaowens Verbündete sie sonst mit der Hilfe des Signals ausfindig machen könnten. Befanden sie sich also sehr nah bei ihrer letzten Position?
Es gab zu viele Fragen, zu wenige Antworten.
Rhodan ließ den SERUN passiv in die unmittelbare Umgebung orten, während er mit einigen Schritten das Transitparkett verließ.
Vor der in dieser Höhle herrschenden