Neunundzwanzig. So viele Teilnehmer des Seminars Mentales Krafttraining sind wir insgesamt. Der adrett vorbereitete, doppelreihige Stuhlkreis ist voll besetzt. Die meisten meiner Mitstreiter sehen eigentlich völlig normal aus. Niemand trägt Federschmuck im Haar. Kein Batikgewand in Sicht. Immerhin. Neben mir sitzt ein Typ in Sneakers, Jeans und vatikanroten Socken. Ich glaube, die Farbe nennt man Purpur. Sehr normal. Mag ich. Meine Augen scannen die Runde, mein Gehirn wertet in Nullzeit aus und verteilt unsichtbare Aufdrucke auf Teilnehmerstirnen. Fast enttäuscht stelle ich fest, dass niemand einen fiesen Stempel erhält. Ich sehe nicht Mamis Liebling, keine frustrierte Menopausierende, keinen »Ich weiß es, ich weiß es, darf ich’s sagen?« und nicht mal den obligatorischen Seminarteilnehmer »Ich wurde hierher gezwungen«. Was zum Teufel stimmt mit all denen denn nicht, dass sie sich von so einem esoterischen Quatsch einlullen lassen? Ich blicke in interessierte Gesichter, erkenne freudvolles Staunen. Einige machen sich Notizen. Was schreiben die auf? Die Einkaufsliste für übermorgen? Lösen sie Sudokus? Dieses Gefasel von Energie und Schwingung können doch diese allesamt intelligent wirkenden Menschen nicht wirklich ernst nehmen! Ich zweifle an meinem Weltbild.
Doch plötzlich! Wortmeldung einer Teilnehmerin, die ich bisher nicht sehen konnte, weil sie so klein ist und bis eben verdeckt saß. Mein Gott, da ist sie, schießt es in mein Hirn und der Stempel klatscht auf ihren Vorderkopf. Die lila Esoteriktante. Sie ist doch da! Die gehört hierhin. Jede Wette, sie erzähl